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Komm zu mir, Schwester!

Komm zu mir, Schwester!

Titel: Komm zu mir, Schwester! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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wegen der Dinge, die Lia gesagt hatte, sondern weil sie glaubte, diese Dinge kämen von der älteren Schwester, die sie respektierte.
    Â»Dann lauf nur«, sagte Lia. »Wenn du an Bord bist, sagst du Jeff, er soll aussteigen und am Ende des Piers auf mich warten.«
    Â»Was? Aber das Boot ist bereit zum Ablegen!«
    Â»Du hast gehört, was ich gesagt habe«, blaffte Lia. »Sag ihm, ich muss ihn sehen. Wir können wohl einen Tag die Schule schwänzen, ohne dass die Welt untergeht. Es ist wichtiger, diese Sache zu regeln, ehe Dad ihn sich schnappen kann.«
    Â»Sag ihm nicht, was du eben zu mir gesagt hast«, bettelte Meg. »Dann wird er sich schrecklich fühlen. Dad und Mom mögen Jeff. Ich weiß, dass sie keine Angst um dich haben.«
    Â»Ich rede mit wem ich will und sage, was ich für richtig halte.« Lia sprach im Befehlston. »Geh jetzt! Wenn du hier rumstehst und streitest, verpasst du nur die Fähre. Sag Jeff, dass er aussteigen und auf mich warten soll.«
    Die Fähre ließ ein letztes Warnsignal ertönen. Meg warf Lia noch einen verstörten Blick zu, sie war außer sich. Dann wirbelte sie herum und rannte die schneebedeckte Straße entlang wie ein Kaninchen in Todesangst.
    Lia blieb stehen und beobachtete sie. Sie atmete so schnell, als wäre sie es, die rennen würde. Ihr warmer Atem machte kleine Wölkchen in der eiskalten Luft.
    Â»Es gibt Unfälle«, wiederholte sie leise. »Und du, Fräulein Neunmalklug, bist die Erste, die einen haben wird. Oder vielleicht auch die Zweite. Jeff soll lieber nicht versuchen, irgendwelche Spielchen zu machen. Ich bin nicht so weit gekommen, um jetzt wieder zu verlieren, was meins sein sollte.«
    Ohne Eile ging sie auf den Kai zu, dabei folgte sie den Spuren von Neal und Meg im Schnee. Sie trug meine Lieblingsmütze, eine knallrote mit einer Quaste. Neal hatte sie mir letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt. Die Hände hatte sie tief in die Taschen meiner alten Skijacke gesteckt. Die mit Fell gefütterten Stiefel an ihren Füßen waren meine, der Schal um ihren Hals war mein rot karierter mit den Fransen.
    Sie sah aus wie Laurie. Sie trug Lauries Kleider. Und trotzdem …
    Ich eilte voraus, sodass ich sie so herankommen sehen konnte, wie Jeff sie sehen würde, eine vertraute Gestalt, mit von der Kälte geröteten Wangen und zum Schutz vor dem grellen Sonnenlicht zusammengekniffenen Augen. Würde er sich ebenso leicht täuschen lassen wie meine Familie?
    So gern ich glauben wollte, dass er es nicht tun würde, wusste ich, dass die Chancen schlecht standen. Ich konnte die Unterschiede sehen. Lias Gang war anders als meiner, vorsichtiger, bewusster. Obwohl sie meine Gesichtszüge hatte, war das nicht mein Mund. Aber die Unterschiede waren so fein, dass sie Jeff nicht auffallen würden. Er würde erwarten Laurie zu sehen, also sah er sie auch.
    Seit dem Tag vor dem Sturm war ich nicht mehr bei Jeff gewesen. Natürlich hätte ich es gekonnt, wenn ich gewollt hätte. Ich hatte die Fähigkeit, zu ihm zu gehen, ob in der Schule oder zu Hause. Ich konnte neben ihm stehen, wenn er seine Hausaufgaben erledigte, konnte bei ihm sein, wenn er schlief. All das hatte ich aber nicht getan, weil ich es nicht ertragen konnte. Ich wollte die Auswirkungen nicht sehen von dem, was Lia ihm angetan hatte.
    Der Anruf war kurz und grausam gewesen.
    Â»Es war ein Fehler«, hatte sie gesagt. »Ich muss verrückt gewesen sein, mich mit dir einzulassen. Gordon und ich haben uns wieder zusammengerauft, und ich will nicht, dass du mich noch weiter belästigst.«
    Hilflos und peinlich berührt hatte ich dabeigestanden und dem Klang meiner eigenen Stimme gelauscht, die diese unglaublichen Worte hervorbrachte. Ich wusste, welche Wunden sie schlugen, war jedoch machtlos, und konnte es nicht verhindern.
    Genauso machtlos war ich jetzt, ich konnte nichts gegen das tun, was gleich auf dem Pier passieren würde.
    Jeff, glaub ihr! Akzeptier, was sie dir sagt, reagier so darauf, wie sie es sich erhofft! Sag meinen Eltern, dass sie ihr verdammtes Bestechungsgeld behalten sollen!
    Mit all der Kraft, die mein Geist besaß, schleuderte ich diese Worte heraus. Würde die Botschaft bei ihm ankommen? Mehr konnte ich nicht hoffen. Wenn nicht, konnte ich nichts weiter tun, um ihn zu warnen. Jeff war stark, aber er ging an Krücken, und das Wasser am Ende des Piers war kalt und tief.
    Die

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