Komm zurück, mein dunkler Bruder
wurde, das soll nie auseinandergerissen werden.
Und während ich noch über diese Empfindung staunte, schlug ich die Augen auf, drehte mich um und sah Astor und Cody entgegen, die soeben die Stufen erklommen, um sich neben mich zu stellen. Astor wirkte strahlend glücklich, ein Ausdruck, den ich noch nie an ihr wahrgenommen hatte, und das gab mir Trost und das Gefühl von Richtigkeit. Und Cody, so würdevoll mit seinen kurzen, achtsamen Schritten, auf seine stille Art so feierlich. Ich sah, dass sich seine Lippen in einer geheimen Botschaft für mich bewegten, und blickte ihn fragend an. Seine Lippen bewegten sich erneut, und ich beugte mich ein wenig vor, um ihn verstehen zu können.
»Dein Schatten«, sagte er. »Er ist zurück.«
Ich richtete mich langsam auf und schloss nur einen winzigen Moment die Augen. Gerade lang genug, um das gedämpfte Zischen eines Willkommen-daheim-Kicherns zu vernehmen.
Der Passagier war heimgekehrt.
Ich schlug die Augen auf, zurück in einer Welt, wie sie sein sollte. Unwichtig, dass ich umringt war von Blumen und Licht und Musik und Seligkeit, dass Rita soeben die Stufen hinter mir erklomm, um sich bis in alle Ewigkeit an mich zu klammern. Die Welt war wieder ganz so, wie sie sein sollte. Ein Ort, an dem der Mond Hymnen sang und die Dunkelheit darunter in vollkommener Harmonie summte, unterbrochen nur vom Kontrapunkt scharfen Stahls und den Freuden der Jagd.
Kein Grau mehr. Das Leben hatte sich in einen Ort schimmernder Klingen und dunkler Schatten zurückverwandelt, einen Ort, an dem Dexter sich hinter dem Tageslicht verbarg, damit er in der Nacht hervorspringen und sein konnte, wozu er bestimmt war: Dexter, der Rächer, der Dunkle Chauffeur des Dings, das abermals in seinem Inneren lebte.
Und ich spürte, wie ein breites Lächeln auf meinem Gesicht erschien, als Rita einen Schritt vortrat und sich neben mich stellte, ein Lächeln, das all die schönen Worte und das Händchenhalten überdauerte, denn abermals, auf immer und ewig, konnte ich es sagen:
Ja. Das will ich. Ich will.
Sehr bald.
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Epilog
H och über der Stadt beobachtete ES das ziellose Gewimmel, und ES wartete. Es gab eine Menge zu sehen, wie immer, und ES hatte keine Eile. ES hatte dies schon viele Male zuvor getan und würde es wieder tun, endlos und in alle Ewigkeit. Dazu war ES bestimmt. In diesem Moment mussten so viele Entscheidungen erwogen werden, und es gab keinen Anlass, etwas anderes zu tun, als sie zu erwägen, bis die richtige sich erwies. Dann würde ES von neuem beginnen, die Gläubigen sammeln, ihnen ihr strahlendes Wunder schenken. Und einmal mehr würde ES das Wunder und die Freude und die zunehmende Richtigkeit ihrer Schmerzen spüren.
Alles wiederholte sich. Man musste nur den richtigen Moment abwarten.
Und ES hatte alle Zeit der Welt.
Dank
I n einem Vakuum zu schreiben, ist unmöglich. Dieses Buch verdankt seine Luft Bear, Pookie und Tink. Mein Dank gilt Jason Kaufman und seinem Adjutanten Caleb für ihre gewaltige Hilfe beim Schleifen des Manuskripts.
Und wie immer danke ich besonders Nick Ellison, die alles möglich gemacht hat.
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Über Jeff Lindsay
Jeff Lindsay, geboren 1952, lebt mit seiner Familie in Cape Coral, Florida. Seine Thrillerserie um die Figur des Dexter Morgan ist Kult in den USA und findet auch in Europa eine immer größere Fangemeinde. Die Dexter-Thriller sind auch Grundlage für die erfolgreiche TV -Serie
Dexter
, die in Amerika einen Quotenrekord nach dem anderen bricht.
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Über dieses Buch
Noch immer plagen Dexter Morgan, Spezialist für Blutanalysen bei der Polizei von Miami, Gelüste, es den schlimmsten Serienkillern mit gleicher Münze heimzuzahlen. Da trifft es sich gut, dass Miami gerade von einer neuen Mordserie erschüttert wird. Gefunden werden die verkohlten Leichen zweier junger Frauen, deren Köpfe verschwunden und durch getöpferte Stierschädel ersetzt worden sind. Als Dexter am Tatort eintrifft, erschrickt der »Dunkle Passagier«, sein rachdurstiges Alter Ego, allerdings zu Tode – und macht sich spurlos davon. Dexter ist vollkommen ratlos. Was soll er ohne seinen geheimen Einflüsterer nur machen?
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Impressum
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2007 unter dem Titel
»Dexter in the Dark« bei Doubleday, New York.
Die Übersetzerin dankt ihrer Redakteurin Frau Weisbrod für die kalten Füße,
und für alles andere auch!
eBook-Ausgabe 2013
Knaur eBook
© 2007 Jeff Lindsay
Für die deutschsprachige
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