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Komm zurück, mein dunkler Bruder

Komm zurück, mein dunkler Bruder

Titel: Komm zurück, mein dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Mannes wurde scharf. »Du bist eine Anomalie«, sagte er. »Etwas, das nicht existieren dürfte.«
    Ich will gern zugeben, dass es schon Momente gegeben hat, in denen ich seine Meinung teilte, dies war jedoch keiner davon. »Ich will nicht unverschämt klingen«, sagte ich, »doch mir gefällt meine Existenz.«
    »Das ist nicht länger deine Entscheidung«, verkündete er. »Etwas in dir stellt eine Bedrohung für uns dar. Wir werden es auslöschen, und dich ebenfalls.«
    »Eigentlich«, sagte ich, sicher, dass er über meinen Dunklen Passagier sprach, »ist das Ding gar nicht mehr da.«
    »Das weiß ich«, antwortete er leicht gereizt. »Doch ursprünglich ist es zu dir gekommen, weil du ein schweres Trauma erlitten hast. Es ist auf dich eingestimmt. Doch gleichzeitig ist es einer der Bastarde von Moloch, und deswegen bist
du
auf
uns
eingestimmt.« Er zeigte mit dem Finger auf mich. »Darum konntest du die Musik hören. Wegen der Verbindung durch deinen Schatten. Und wenn wir dir in Kürze heftige Schmerzen bereiten, wird er wie die Motte zum Licht zu dir zurückkehren.«
    Mir gefiel absolut nicht, was ich da hörte, und ich konnte erkennen, dass unser Gespräch sich mit rapider Geschwindigkeit meiner Kontrolle entzog, dann jedoch erinnerte ich mich gerade noch rechtzeitig, dass ich immerhin eine Waffe besaß. Ich richtete sie auf den alten Mann und erhob mich zu voller bebender Größe.
    »Ich will meine Kinder«, forderte ich.
    Er schien nicht sonderlich besorgt wegen der auf seinen Nabel gerichteten Pistole, was mir doch ein wenig übertrieben selbstbewusst erschien. An seiner Hüfte hing sogar ein bösartig wirkender Dolch, doch machte er keine Anstalten, danach zu greifen.
    »Die Kinder gehen dich nichts mehr an«, erwiderte er. »Sie gehören jetzt Moloch. Moloch mag den Geschmack von Kindern.«
    »Wo sind sie?«, fragte ich.
    Er machte eine wegwerfende Geste. »Sie sind hier auf Toro Key, doch du kommst zu spät, du kannst das Ritual nicht mehr aufhalten.«
    Toro Key war weit vom Festland entfernt und vollständig in Privatbesitz. Doch trotz der Tatsache, dass es stets ein großes Vergnügen ist, den eigenen Aufenthaltsort zu kennen, ergaben sich daraus in diesem Fall einige äußerst knifflige Fragen – zum Beispiel, wo Cody und Astor steckten und wie ich das Leben, das ich kannte, davor bewahren konnte, jeden Moment zu enden.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte ich und wackelte mit der Pistole, damit er mich richtig verstand, »würde ich sie jetzt gerne einsammeln und nach Hause fahren.«
    Er rührte sich nicht. Er sah mich einfach an, und in seinem Blick konnte ich beinahe das Schlagen gewaltiger schwarzer Schwingen erkennen, die in den Raum ausholten, und ehe ich den Abzug drücken, Luft holen oder zwinkern konnte, begannen die Trommeln zu schlagen, in dem beharrlichen Rhythmus, der bereits in mir verankert war, und die Hörner fielen in diesen Rhythmus ein, führten den Chor der Stimmen an und in die Seligkeit, und ich erstarrte.
    Meine Sicht schien normal, und auch meine übrigen Sinne waren nicht beeinträchtigt, dennoch hörte ich nichts außer der Musik und konnte nichts tun, was die Musik mir nicht zu tun befahl. Und sie verriet mir, dass draußen vor der Tür wahre Glückseligkeit auf mich wartete. Sie befahl mir, herauszukommen und daran teilzuhaben, Hände und Herz mit nimmer endender Freude zu füllen, bis zum Ende aller Dinge, und ich sah, wie ich mich zur Tür wandte, meine Füße mich meinem glücklichen Schicksal entgegentrugen.
    Die Tür sprang auf, als ich sie erreichte, und Professor Wilkins trat ein. Auch er trug eine Waffe, doch beachtete er mich kaum. Stattdessen nickte er dem alten Mann zu und sagte: »Wir sind bereit.« Im Tumult der Empfindungen und Klänge konnte ich ihn kaum verstehen, doch lief ich eifrig zur Tür.
    Irgendwo ganz tief unten ertönte die winzige, schrille Stimme Dexters, der kreischte, dass die Dinge nicht waren, was sie zu sein schienen, und eine Richtungsänderung forderte. Doch die Stimme war so winzig und die Musik so groß, größer als alles andere in dieser endlos wundervollen Welt, und so stellte sich die Frage, was ich tun sollte, eigentlich gar nicht.
    Im Rhythmus der allgegenwärtigen Musik schritt ich zur Tür, mir schemenhaft bewusst, dass der alte Mann mich begleitete, doch nicht wirklich an dieser Tatsache oder irgendeiner anderen interessiert. Ich hielt immer noch die Waffe – man hatte sich nicht die Mühe gemacht, sie mir abzunehmen,

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