Komm zurueck nach Italien
trauriger, seine Mundwinkel begannen zu zucken, und dann schluchzte er laut auf. Vito fluchte leise, denn er hatte sofort erkannt, was Santos heftigen Gefühlsaus bruch bewirkt hatte: Das erste Mal, seit er sich erinnern konnte, sah er Vater und Mutter zusammen!
Vito legte den Arm um Catherine und zwickte sie warnend. Mit einer Geistesgegenwart, die selbst Catherine widerwillig anerkennen musste, hatte er die Zauberworte gefunden, die zum Herzen seines Sohnes führten. „Wir möchten nicht, dass du gehst, Santo, wir wollen, dass du bei uns bleibst”, sagte er.
Santo sah seine Mutter an. „Möchtest du wirklich, dass ich bleibe, Mum?” fragte er.
„Natürlich möchte ich das, Santo. Ich liebe dich. Beide lieben wir dich”, fügte sie dann hinzu.
Doch Santo schüttelte traurig den Kopf. „Marietta sagt aber, dass du mich nicht magst”, wandte er sich an seinen Vater. „Sie sagt, dass ich nur durch einen unglücklic hen Zufall dein Sohn bin.”
„Das musst du falsch verstanden haben.” Vito blickte ihn streng an.
Trotzig schob Santo die Unterlippe vor. „Marietta sagt, dass du Mum hasst, weil sie dich gezwungen hat, einen Sohn zu ha ben. Marietta sagt, dass ich in London le ben muss, damit du mich in Neapel nicht dauernd siehst.”
Catherine spürte schmerzhaft, wie sich Vitos Finger tief in ihre Schulter gruben. Glaubte er denn wirklich, dass Santo das von ihr hatte? „Was Marietta sagt, ist nicht wichtig, Santo”, beruhigte sie ihn. „Für dich ist wichtig, was dein Papa und ich sagen. Und wir lieben dich sehr, beide”, betonte sie. „Würde Papa denn die ganze Nacht wach bleiben, um von Neapel zu dir nach London zu fliegen, wenn er dich nicht lieben würde?”
Das schien Santo zu denken zu geben. „Warum bist du ge kommen?” fragte er und sah seinen Vater an.
„Weil du nicht zu mir kommen wolltest”, antwortete Vito schlicht. „Und weil ich dich immer vermisse, wenn du nicht da bist.”
Catherine konnte nur mit Mühe die Tränen zurückhalten, weil sie plötzlich an ihr anderes Kind denken musste, das sie stets vermissen würde, obwohl sie es nie gesehen hatte.
Vielleicht erriet Vito, was in ihr vorging, vielleicht spürte er einfach nur, wie sie ein Schluchzen unterdrückte, auf alle Fälle zog er sie enger an sich. Auch Santo war von Vitos Worten beeindruckt, und er seufzte erleichtert. Ganz hatte sich sein Misstrauen jedoch noch nicht gelegt, denn Mariettas Worte hatten ihn zu stark beeindruckt, als dass er sie so leicht vergessen konnte.
„Wo ist nonna?” fragte er.
„Deine Großmutter wartet in Neapel. Ich habe ihr versprochen, dich zu ihr zu bringen.”
„Ich mag Neapel nicht mehr”, antwortete Santo trotzig. „Nie, nie wieder will ich dorthin.”
„Das finde ich sehr schade”, entgegnete Vito ruhig. „Denn deine Mama und ich hatten uns eine schöne Überraschung aus gedacht - aber dazu müsstest du mit nach Neapel kommen.”
„Was für eine Überraschung?” wollte Santo wissen, und auch Catherine stellte sich diese Frage.
Doch im Gegensatz zu ihr schien ihr Sohn die Antwort zu kennen. „Nein, ich bleibe nicht bei dir in Neapel!” sagte er heftig. „Ich möchte nicht da sein, wo Marietta ist!”
Vito runzelte die Stirn. „Aber Marietta wohnt doch gar nicht in der Villa!”
„Sie wird es aber, wenn du sie heiratest. Ich hasse Marietta!”
Der Blick, den Vito Catherine zuwarf, sprach Bände. Natürlich machte er sie für Santos Ängste verantwortlich. Dass Marietta sich diese Lügen ausgedacht haben konnte, kam ihm natür lich nicht in den Sinn.
Das wirst du mir büßen! sagten ihr seine Augen ganz deutlich. Catherines Trauer verflog.
Empört legte sie den Kopf zurück und musterte Vito herausfordernd. Einmal kannst du dein Glück bei Santo noch versuchen, dachte sie, eine Chance gebe ich dir noch, und dann scher dich zum Teufel!
Er schien sie verstanden zu haben, als hätte sie die Worte laut ausgesprochen. „Du bist es, die der Teufel holen wird”, drohte er so sanft und leise, dass Santo es unmöglich verstehen konnte.
„Aber wie kann ich denn Marietta heiraten, wenn doch deine Mama schon meine Frau ist?” fragte er laut.
Santo blickte verwirrt. Vito lächelte strahlend und zog endlich seinen Trumpf aus dem Ärmel.
„Mama und ich wollen auch weiterhin verheiratet bleiben, Santo. Wir lieben uns nämlich genauso sehr, wie wir dich lieben. Daher werden wir in Zukunft alle zusammen wohnen.”
Siegessicher sah Vito Catherine an. Er wusste ganz
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