Komm
Logik?
Wie Kant gesagt hat: Handle so, als müsste jede deiner Handlungen die Grundlage für die Handlungen aller anderen Menschen sein.
Das Quadrat von eins ist eins.
Er geht zum Fenster und schaut hinaus. Es schneit noch immer.
Wie sähe die Welt dann aus?
Man kann immer eine andere Frau haben.
Einen anderen Schwiegervater.
Ein anderes Leben.
XXXVIII
E s gibt den Fleischskandal. Verunreinigte Nahrungsmittel, jahrelang an Geschäfte und die Bevölkerung verkauft.
Man sollte gar kein Fleisch essen. Man denke an die Tiere, Käfighühner, Käfigschweine, Käfigkühe.
Die Antarktis schmilzt. Jahr für Jahr schmilzt der zweihundertfache Wasserverbrauch des Landes. Bangladesch wird vom Wasser bald ausgelöscht sein.
Niemand sollte Auto fahren, sich in ein Flugzeug setzen, die Heizung aufdrehen.
Tausende Menschen sterben täglich an Hunger.
Niemand sollte mehr zu sich nehmen, als er benötigt, dann wäre für alle genug da.
Millionen Kinder arbeiten, statt in die Schule zu gehen. Der echte Teppich im Wohnzimmer, vielleicht wurde er von kleinen Mädchen geknüpft, die sich dadurch die Augen und Finger verderben.
Dein Unterhemd wurde von chinesischen Sklavenarbeitern genäht, wäre zumindest möglich.
Deine Medizin basiert auf Tierversuchen. Vielleicht sogar auf Menschenversuchen in der Dritten Welt.
Deine Technologie verschmutzt die Welt pausenlos.
Der Reichtum deines Landes gründet auf einer Geschichte von feudalen Bauern, Sklaventransporten, Mitläufertum.
Hör auf. Hör auf.
Wir müssen alle leben!
Was hast du über die Verantwortung gesagt, Petra Vinter?
Das Quadrat von 5 Millionen ist 0,000 000 … x.
Man ist genötigt, sich anzupassen.
Die Welt ist zu groß.
Das Quadrat von 6 Milliarden ist 0,000 000 000 … x.
Wir müssen alle überleben.
Nein. Es wäre nett, wenn es so wäre. Ist es aber nicht.
Der Stärkste überlebt!
Das Buch handelt nicht von Petra Vinter. Niemand wird in der Hauptperson auch nur das Mindeste von ihr wiedererkennen. Allenfalls werden einige glauben, sie habe dem Autor von ihren Erlebnissen erzählt. Doch nicht einmal das ist sicher. Es sind erkennbar andere Geschichten untergemengt. Nichts, was ihr ähnlich sähe. Im Buch erkennt sie den Oppositionsführer Maktuba. Es folgt eine ganze Reihe von Morden, politischen und solchen, in die UN -Angestellte verwickelt sind. Das ist ziemlich weit hergeholt, aber so steht es da und funktioniert, ist wirkungsvoll.
Verleiht der Pointe noch einen besonderen Trumpf.
Er kann doch hier nicht die Welt retten!
Petra Vinter ist ein Idiot!
Er reißt einen weiteren blauen Notizzettel vom Block und heftet ihn an das Manuskript. Ja, gute Kunst ist es nicht, vielleicht gar keine Kunst, aber es ist eine Art gelungene Unterhaltung, so was wollen die Leute heutzutage lesen. So ist es eben. So ist die Welt. Es ist die Welt, in der wir leben.
Das Quadrat von 6 Milliarden ist 0,000 000 000 … x!
Man muss praktisch sein.
Die Stärksten überleben.
Sich arrangieren.
Es ist ein gutes Buch.
Hervorragend. Woher will er wissen, dass es sich nicht halten wird?
Er rückt den Stuhl näher an den Schreibtisch. Jetzt weiß er, wie seine Rede enden muss.
XXXIX
D ie Kunst kennt keine Regeln , schreibt er.
Es kann für sie keine Regeln geben. Jeder muss für sich selbst entscheiden. Jeder Künstler muss tun, was er will, muss frei wählen, welcher Mensch er ist. Welcher er zu sein wünscht. Genau wie der Verleger. Wie der Vermittler. Wie der Leser.
Genau wie alle anderen.
Er druckt die acht Seiten aus. Sechs Uhr vierundvierzig. Er muss im Flughafen duschen. Ein neues Hemd kaufen.
Er tippt die Nummer von zu Hause. Drei, vier, fünf. Er lässt es siebenmal klingen, ehe er auflegt. Seide? Bernstein? Muss schon etwas Großes sein. Petra Vinters Geschichte! Man muss sich arrangieren. So ist das Leben, Petra Vinter. So ist das Geschäft. Alle nehmen, was sie kriegen, und tut man es nicht selbst, ist man verloren. Es ist eine Frage des Überlebens. So ist es für alle. Auch für dich, Petra Vinter. Sieh zu, dass dir das endlich in den Kopf geht!
Denn alles andere ist für die Verlierer.
Die Idioten!
Das ist ein guter Schluss!
Er ist richtig zufrieden.
Er stellt sich ans Fenster, um die acht Seiten ein letztes Mal zu lesen. Es schneit noch immer, aber nicht mehr so heftig. Irgendwo sind die Schneepflüge an der Arbeit, er kann sie hören. Ein schwaches Brummen. In schmale Straßen
Weitere Kostenlose Bücher