Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
Polizei nicht gegenseitig an. An diesem Beispiel sieht man, wohin das führt.“
Die Verdächtigen waren laut Protokoll zweifelsfrei Bürger aus Griechenland. So viel konnte er endlich entziffern. Der übrige Rest blieben vage Vermutungen und arge Beschuldigungen von angeblichen Zeugen seltsamer Vorfälle.
Mutmaßlich Verleumdung.
Als Beweise der „organisierten Kriminalität“ waren in dem Bericht Vorkommnisse aufgeführt, wie zum Beispiel nächtliche Transportaktivitäten von schweren Gegenständen im Treppenhaus des vierstöckigen Mietshauses. Außerdem nächtliche Zusammenkünfte männlicher Personen in der Wohnung der Griechen.
„ Nächtliche Ruhestörung? Welcher Kollegenschuft hat mir diesen Fall zugespielt? Ein Bagatelldelikt!“
Katzorke knurrte wütend seine Prognose des Falls gegen die weiße Wand seines Büros und tigerte minutenlang heftig schwitzend auf zwei Quadratmetern hin und her.
„ Mir meine Zeit rauben! Nicht mit mir!“
Er beschloss, diesen Fall besonders schnell abzuschließen.
Er kannte einige Griechen persönlich. Sie betrieben in Berlin freundliche Restaurants. Einfach mal nachfragen. Wegen dieses völlig überbewerteten, läppischen Nachbarschaftsstreits. Wäre ein Ansatz.
Nur, welche begründeten Verdachtsmomente konnte er überhaupt vorbringen? Das wollte sich seinem Verstand auch nach noch intensiveren Recherchen im alten Aktenbestand über Mariendorf nicht erschließen.
Katzorkes an sich schon notorisch schlechte Laune hatte ihren absoluten Tiefpunkt erreicht.
Welcher Kollegenschuft wollte seine Fähigkeiten als analytischer Ermittler auf die Probe stellen? Er öffnete die Tür seines Büros, lugte hinaus ins Großraumbüro. Dort herrschte eine unauffällige Arbeitsatmosphäre.
Katzorke war nach einem frustrierenden Arbeitstag nichts übrig geblieben, als eigene Ermittlungen aufzunehmen.
Er würde sich an diesem Fall nicht die Zähne ausbeißen.
Tags darauf arbeitete er eine Liste griechischer Restaurants ab. Rief hier und da seine Bekannten an, erkundigte sich nach den Konditionen für eine angebliche Familienfeier. Dabei erwähnte er Gastronomie Lieferanten, erwähnte die Namen der Verdächtigen Personen aus seiner Akte. Die aus Mariendorf.
Ergebnislos! Lebensmittelimporte aus Griechenland? Lieber Gott! Das war höchstens eine Angelegenheit für den Zoll!
Katzorke grübelte bald mehr über die Motive derjenigen, die ihm diesen Fall auf den Schreibtisch gezaubert hatten, als über eventuelle Zusammenhänge mit aktenkundigen Personen!
Vielleicht gab es ja irgendeinen höheren Beamten innerhalb seiner Behörde, der aus welchen Gründen auch immer persönlich etwas gegen Griechen hatte?
„ Ein dummer Rassist mit Beamtenlaufbahn!“
In der Presse waren gelegentlich Vorwürfe wegen Ausländerfeindlichkeit inmitten der Berliner Polizei aufgetaucht. Katzorke grübelte auch in diese Richtung.
Geschmacklose Witze kursierten gelegentlich, aber das ergab sich schon allein aus dem gesellschaftlichen Durchschnitt. Den üblichen Prozenten an Dumpfbacken.
Dennoch vernachlässigte er diese Hypothese nicht. Niemals ein Motiv von vornherein ausschließen! So hatte Katzorke Polizeiarbeit gelernt.
Aber Ermittlungen aus rassistischen Motiven gegen ein paar Schinken, Wein und Gastronomiebedarf importierende Griechen seitens der Polizei? Auf diese Art von rassistischer Schikane musste einer erst mal kommen!
Grotesk, hörte sich absolut nicht so an wie die Lösung des Falls.
Andererseits, es gab in der Geschichte der Behörde einige pikante Fälle.
Entführungsopfer durch Inkompetenz ums Leben gebracht. Mord aufgrund von Schlamperei nicht aufgeklärt. Nur weil in der Maschinerie einer Behörde ein Rädchen nicht in das andere gegriffen hatte, ein Großkopferter sein Rad ganz alleine drehen wollte.
„ Acht Stunden vergeudet!“
Brummend vor übler Laune hatte Katzorke an diesem Abend mit unbeweglicher Maskenmiene den Ausdruck seiner Online Recherche des Falls in der Aktentasche vorbei an den gemeinen Kollegen in seinen angeblichen Feierabend getragen.
„ Schönen Feierabend, Katzorke!“
Fick dich selbst, dachte er wortlos beim Hinausgehen.
Seine Freizeit opfern wegen der Schlamperei von Kollegen!
Erst kürzlich hatte er sich nach kritischer Selbstanalyse ein Hobby als Ausgleich zum Berufsstress verordnet. Einfach mal zur Ruhe kommen! Ein unbekannter Zustand, seit der Kindheit nicht mehr erlebt!
Sein neues Hobby sollte der Aufbau einer Modellstadt werden.
Mit kleinen
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