Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
Präsidium.“
„ Fatma, mit unserer Ölmühle verdienen wir Geld für zehn Landhäuser. Ich versorge nicht mehr Berlin mit Honigspezialitäten, sondern Europa! Asien! Von mir aus auch Australien! Scheiß auf Berlin! Hier ist kleinkariert. Die mickrigen kleinen Schieber, Möchtegern Business Leute, verpeilten Aufschneider, scheiß drauf! Sollen sie glauben, dass sie die Größten sind.“
Fatma begriff immer noch nicht, was Mehmet vorhatte, aber er schien begeistert von seiner Idee. Er nahm Fahrt auf, wollte sie mitreißen.
„ Mehmet, ich habe genug von andauernden Problemen und Widrigkeiten.
Das Leben muss mehr zu bieten haben!“
Ihr unruhiges Mienenspiel spiegelte ihre inneren Widersprüche und Sehnsüchte. Mehmet ließ sie keinen Moment aus den Augen. Er reichte ihr erneut das Foto.
„ Neben der Halle sieht die Landschaft immerhin recht idyllisch aus.“
Mehmet kramte ein weiteres Foto heraus.
Er und ein älterer Mann reichten sich darauf gegenseitig die Hand. Eine dritte Person musste das Foto geknipst haben.
„ Hast Du gleich einen Kaufvertrag abgeschlossen? Ohne mich zu fragen?“
„ Ich konnte dich nicht erreichen, Fatma!“
Die Geschwister schwiegen eine Weile. Fatmas Mundwinkel sahen aus wie die eines Tiefseefischs.
„ Muss zurück. Meine Mittagspause ist gleich vorbei.“
„ Den Honig haben wir am Taurusgebirge direkt vor der Tür. Das Cannabisöl pressen wir aus frischen Stauden. Ökologisch, Bio, kaltgepresst. Fatma, es gibt da sogar eine Abfüllmaschine für unsere Honiggläser.“
Fatma nickte.
„ Was hast Du vor? Leute vergiften?“
„ In den Augen eines Zöllners ist jeder Honig gleich.“
Mehmet grinste breit.
„ Wir exportieren Honig in alle Länder der Welt. Ein alter Lieferwagen steht übrigens auch noch in der Halle. Fatmas exklusive Honigspezialitäten. Für Gourmetrestaurants, New Age Partys, Chill Out Areas! Azaleenblütenhonig, Mohnblütenhonig, Cannabisblütenhonig. Seriös und in höchster Qualität.“
Fatma wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht.
„ Ich muss los!“
„ Unsere ersten Handelsbeziehungen knüpfen wir in Italien, Frankreich, Österreich und Spanien!“
„ Wahnsinns Idee, Mehmet! Vor allem deine Ölmühle. Vielleicht kannst Du damit ja eine Tages Duftöle für Räucherstäbchen kreieren. Wenn Du legal werden willst.“
Sie sah plötzlich total erschöpft aus.
„ Wie soll ich dir alles erklären, wenn Du andauernd auf die Uhr schaust?“
„ Besser, Du lässt dich eine Zeit lang in Berlin nicht mehr blicken. Ich nehme mir ein paar Tage Urlaub und besuche dich dann in der Türkei. Wir können dann in deiner Halle kampieren, und deine Ölmühle anschauen. Ich freu mich schon drauf!“
Fatma rollte demonstrativ mit den Augen. Sie konnte es immer noch nicht fassen, was ihr Bruder ihr eingebrockt hatte.
„ Ich dachte, Du freust dich.“
Mehmet schaute sie traurig an und steckte seine Fotos wieder in die bestickte Jackentasche.
Zwei Männer betraten den Imbiss. Die Geschwister schauten sofort misstrauisch hinüber.
Fatma steckte ihrem Bruder einen kleinen Schlüssel in die Westentasche.
„ Schließfach, Bahnhof Zoo.“
Sie flüsterte kaum hörbar.
Einer der beiden Männer schaute zu ihnen hinüber.
„ Dort findest Du eine Tasche mit deinen Sachen. Mehr konnte ich nicht retten.“
Mehmet sah sie erschrocken an. Er hatte seine Schwester noch nie so angespannt gesehen. Langsam begriff er.
„ Danke, dass Du dich darum gekümmert hast, Fatma!“
Sie verließen beide gleichzeitig die Imbissstube und verabschiedeten sich auf der Straße voneinander.
Fatma eilte zurück ins Präsidium. Mehmet lief durch Seitenstraßen, bis er ein leeres Taxi fand.
Es brachte ihn direkt zum Bahnhof Zoo.
29.
Auf ihrer Heimfahrt nach Dienstschluss fiel Fatma Katzorkes Visitenkarte wieder ein.
Eine Zeit lang spielte sie mit dem rechteckigen Pappkarton zwischen ihren Fingern, während sie mit der anderen Hand ihr Fahrzeug lenkte. Dann hielt sie spontan am Straßenrand an, obwohl sie noch gar nicht zu Hause angekommen war.
„Manni Katzorke. Telefonnummer, Adresse. Den Kommissar hat er weggelassen. Was sagt mir das?“
Fatma hätte sich gern mal mit einem erfahrenen und vertrauenswürdigen Kollegen über ihre berufliche Situation unterhalten. Innerhalb der Behörde gab es nur einen Psychologen, über den gemunkelt wurde, er schreibe Gutachten über sämtliche Mitarbeiter. Und keiner wusste zu sagen, wo die später dann
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