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Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)

Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)

Titel: Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Lüdecke
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wie er aus unerklärlichen Gründen immer blasser und schmächtiger geworden war. Sein Charakter war verändert. Niemand hatte damals die Zeichen richtig gedeutet.
    „ Von Heute auf Morgen arm. Meine Mutter ging putzen. Für Klassenfahrten fehlte Geld.“
    Elisabeth hatte große, mitleidige Augen bekommen. Hinter ihren groben Manieren verbarg sie im Grunde ein herzliches Wesen.
    Fatma fielen Ausreden wieder ein, die Dimitri damals gefunden hatte, um nicht an der Klassenfahrt teilnehmen zu müssen. Als sie zurückkamen, war er runter von der Schule.
    „ Aber was rede ich? Ihr Grazien braucht keine Tränchen zu verdrücken, mir geht es inzwischen sehr gut.“
    Sowohl Fatma als auch Elisabeth fühlten sich mit schuldig an seiner Entwicklung. Warum hatte sich niemand wirklich erkundigt?
    „ Wir waren egoistische Schülermonster damals.“
    „ Ja, wir haben nur an Handys, Markenkleidung und Computerspiele gedacht.“
    „ Verzeih, Dimitri!“
    Dimitri war erstaunt über ihre Anteilnahme.
    „ Ich habe damals in wenigen Wochen mehr gelernt, als in all den Jahren zuvor.“
    Dimitri wurde im schummerigen Licht des Restaurants seinem Tattoo immer ähnlicher. Seine Pupillen funkelten wie schwarze Vogelspinnenaugen.
    „ Ob ich wollte oder nicht, mit sechzehn Jahren drehte sich mein Leben nur noch ums Geld verdienen. Meine Mutter putzte täglich im Krankenhaus.“
    Er bewegte sich ein Stückchen auf Fatma zu.
    „ Wenn man vorher so wohl behütet war, muss man das erst mal lernen. Bei uns in der Straße gab es eine Clique, die trafen sich abends auf einem Spielplatz. Zu denen bekam ich Kontakt. Sie hatten immer Geld, und ich lernte, wie sie das anstellten. Jedenfalls nicht mit einem Schülerjob. So was wie Werbung in Briefkästen stecken, für drei Euro die Stunde.“
    Fatma kannte aus eigener Erfahrung die Misere. Auch den Gesetzestext. Für Jugendliche, die etwas Geld verdienen wollten, gab es nur wenige Möglichkeiten. Schlecht bezahlte zumeist.
    „ Fehlende Schülerjobs sind ein Grund für Jugendkriminalität.“
    Der Kellner, der immer noch den Ausgang bewacht hatte, verschwand in der Küche. Am hinteren Tisch schauten die Männer, was Dimitri mit den seltsamen Gästen zu bereden hatte.
    „ Mit sechzehn wollte ich nur noch eines. Möglichst schnell erwachsen werden. Und ihr?“
    Elisabeth schaute auf ihre Füße.
    Fatma sah ihn herausfordernd an.
    „ Und womit hast Du dann Geld verdient?“
    „ Das wollt ihr nicht wissen. Oder ist das etwa ein Verhör, Frau Polizistin?“
    Fatma schüttelte den Kopf.
    „ Autoradios. Darauf war meine Spielplatz Gang spezialisiert. Ihr Hehler brachte sie als Kuriere ins Spiel. Da stieg ich ein. Kurier zu sein machte mir nichts aus.“
    „ Also hast Du Drogen verschoben!“
    Elisabeth bekam ihre Neugier nicht in den Griff.
    „ Was in den Päckchen drin war, ging mich nichts an. Der Postbote schaut auch nicht nach, was er transportiert.“
    Fatma war anderer Meinung.
    „ Nichtwissen schützt vor Strafe nicht. Nur, dass Du es weißt!“
    Elisabeth warf ihr einen aggressiven Blick zu.
    „ Du musst natürlich wieder klugscheißen, Alte. Meinst Du, alle anderen sind blöd, oder was?“
    Fatma zuckte mit den Schultern.
    „ Deine Lebensumstände waren also schuld an allem.“
    „ Meine Mutter konnte den Tod meines Vaters nicht verwinden. Sie starb wenig später an einem unheilbaren Krankenhauskeim, den sie sich beim Putzen eingefangen hatte.“
    Dimitris zweiter Schicksalsschlag machte sie noch betroffener. Wie viel Pech konnte ein einzelner Mensch im Leben haben?
    Er winkte seinen Kumpanen, dass er gleich wieder zu ihnen an den Tisch käme.
    „ Wenn ich mich mit euch beiden vergleiche, kommt mir mein Leben gar nicht so übel vor. Als Kurier habe ich alle Gesellschaftsschichten kennengelernt. Egal ob arm oder reich, deutsch oder ausländisch, ich habe als Kurier entweder Trinkgelder kassiert oder auf die Fresse bekommen. Inzwischen habe ich meine eigene Firma, Im- und Export!“
    „ Eine härtere Schule, als wir sie mit Zensuren und Abiturprüfungen durchgemacht haben.“
    Dimitri lächelte flüchtig und warf Fatma einen neugierigen Blick zu.
    „ Jetzt wollt ihr bestimmt noch erfahren, warum ich so krass aussehe. Als Kurier musste ich nicht nur liefern, sondern auch Geld kassieren. Aber manche Kunden zahlten nicht gerne. Was soll so ein schmal gebauter Exgymnasiast schon dagegen tun? Da öffnet sich die Tür und Herr Muskelmann steht vor dir, in den Augen ein loderndes Glitzern,

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