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Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)

Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)

Titel: Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Lüdecke
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blauen Hosenanzug. Sensationelles Outfit! Der Mann hat einen kunstvoll gezwirbelten Schnauzer im Gesicht, während auf seinem Kopf die Haare fehlen. Sieht irgendwie potent aus. Zum Kaffee essen beide Käsekuchen. Mit großem Appetit!“
    Dem Mann fiel der Kuchen von der Gabel, als er durch sein Hörgerät Mirandas Gespräch mitbekam.
    „ Was finden Sie denn ausgerechnet an Mariendorf so interessant, Herr Katzorke? Gilt doch allgemein als der langweiligste Bezirk von Berlin.“
    Katzorke erneutes Lachen wirkte gequält.
    „ Du bist ja gar nicht neugierig, Miranda! Aber ich muss dir widersprechen, langweilig ist ein subjektiver Begriff. In meinen Augen hat Mariendorf eine beeindruckende Geschichte. Wusstest Du, dass die Tempelritter den Ort gründeten, in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts?“
    Miranda fiel auf, dass er sie duzte.
    „ Das wusste ich nicht. Interessant!“
    Miranda war wirklich beeindruckt.
    „ Vielleicht erzähle ich dir später einmal mehr darüber. Im Moment geht es mir vor allem darum, dass wir beide die Technik unserer Kommunikation üben.“
    Katzorkes Stimme hatte am Telefon einen anderen Klang angenommen, den Miranda noch nicht einzuordnen wusste. Sie hörte in seiner Stimme eine Heiserkeit, beinahe ein Krächzen, das er unfreiwillig von sich gab. Sie deutete es psychologisch. Etwas, das ihn emotional sehr berührte. Ob ihm früher vielleicht seine große Liebe in Mariendorf begegnet war?
    Miranda lächelte, ihre Fantasie galoppierte sofort los. Leider konnte sie ihren Laptop nicht nutzen, um ihre Vision von Katzorkes Geschichte aufzuschreiben. Er war nun mal ihr Auftraggeber.
    Vor dem Fenster spazierten gerade zwei aufgetakelte Damen vorbei.
    „ Herausgeputzte Damen gibt es hier, sehe ich gerade. Ich meine, die gibt es natürlich in jedem Bezirk. Oder auch andere Sehenswürdigkeiten.“
    Sie hörte, wie Katzorke sich räusperte. Ihr war die flapsige Bemerkung einfach so rausgerutscht. Das passierte ihr öfter.
    Was Miranda nicht sehen konnte, und was Katzorke gerade erst entwickelt hatte, er kreuzte auf einem Gesprächsauswertungsbogen ein Häkchen in Testlauf zwei.
    Diese Methode hatte er zur eigenen Orientierung entworfen, um Ordnung in den Bestand seiner Telefonate zu bringen.
    Testlauf eins, Sandor, hatte er nachträglich aus dem Gedächtnis protokolliert.
    Sandors Benotung war zwischen zwei minus und drei plus ausgefallen.
    „ Verzeihung! War meine Bemerkung unpassend? Bekannte von mir behaupten sogar, ich hätte ein loses Mundwerk.“
    Miranda war immer noch irritiert über die Stille in der Leitung.
    „ Bitte, geben Sie jedem Sprechimpuls spontan nach, Fräulein von Hammerstein. Bloß keine Selbstzensur! Darunter könnte mein Eindruck von der Realität leiden. Ich nehme ihnen bestimmt nichts übel.“
    Katzorke war wieder beim Sie. Dennoch fühlte sich Miranda erleichtert.
    „ Bitte, gehen Sie jetzt raus auf die Straße! Ich bin sicher, dass das Mariendorfer Flair Sie faszinieren wird.“
    Sie schickte ihm ein helles Lachen durch die Handyverbindung. Solange er keinen Telefonsex von ihr verlangte, gingen seine Motive sie ja nichts an. Sie fühlte bei dem Gedanken den Zwang, sich vorzustellen, was er mit seinen Händen machte, während sie telefonierten.
    „ Ich werde mit ihnen jetzt gemeinsam den überaus interessanten Tempelritterbezirk Mariendorf erforschen. Der benachbarte Kiez heißt übrigens Tempelhof.“
    Miranda schlenderte, laut in das Mikrofon redend, an den Schaufenstern der Geschäftsstraße entlang. Katzorke notierte, auf welche Weise sie die Dinge beschrieb.
    „ Der Mariendorfer Damm, wie die Straße hier heißt, ist voller Verkehrslärm. Ich kann kaum meine eigenen Worte verstehen. Ich schreie deshalb so ins Mikrofon. Hoffe, dass sie keine Kopfhörer aufhaben, Herr Katzorke!“
    Katzorke lag entspannt auf seinem Bett und sog genüsslich den Straßenlärm in sich auf. Sein Krankenzimmer füllte sich mit den Geräuschen der Großstadt.
    Endlich war er wieder vor Ort.
    Dort, wo jener verhängnisvolle Abend begonnen hatte, dessen Hintergründe er aufklären musste. Vielleicht war er ja nur dafür aus dem Koma erwacht? Sein Jagdinstinkt war wieder lebendig. Katzorke tastete sich mit seinem Gehör in den Lärm hinein, wie ein Konzertgänger ins Klangspektrum einer Sinfonie. Sein Hörsinn hatte sich langsam aber stetig umgekehrt zu seinem Sehsinn entwickelt. Sogar sein Geruchsinn war feiner geworden, vermischte sich allerdings leider gelegentlich mit den

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