Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
der Fahndungsliste!“
Fatma schrie in ihr Handy. Passanten grinsten, doch die Verbindung war weg.
„ Mist!“
Der Mann, dem sie folgte, bog in eine Seitenstraße ein.
Beim Versuch, noch schneller zu laufen, spürte sie schmerzhaft ihre Disko High Heels. Als sie wenig später ebenfalls in die Seitenstraße einbog, sah sie gerade noch, wie der Verfolgte in ein Fahrzeug einstieg.
Im nächsten Augenblick fuhr der rote PKW los.
Fatma schaute sich um, rannte auf die Fahrbahn. Dann sah sie ein leeres Taxi.
Der Fahrer stoppte.
„ Hallo! Bitte fahren Sie los! Schnell, erst mal da lang, geradeaus!“
„ Wohin wollen sie bitte fahren?“
„ Keine Zeit, los! Hinter dem roten Wagen her! Fahren sie ihm einfach immer hinterher!“
Der Fahrer schaute misstrauisch in den Rückspiegel, wen er da als Fahrgast auf der Rückbank hatte. Dann seufzte er und fuhr los.
Das Taxi wechselte schnell auf die Überholspur.
Zum Fahrzeug vor ihnen holten sie schnell auf, da es an einer Kreuzung halten musste.
Als sie sich näherten, schaute Fatma hinüber. Weder Fahrer noch Beifahrer waren vom Taxi aus zu erkennen.
Die Fahrt ging weiter in Richtung Mariendorf.
Der Taxifahrer war vielleicht Anfang vierzig. Schulterlange, fettig braune Haare fielen von seinem hohen Schädel lang über die Schultern herab. Sie schloss eine Wette mit sich, dass er Student war. Fragte sich nur, in welchem Semester? Vor allem war er neugierig.
„ Warum verfolgen Sie den Wagen?“
„ Ich kontrolliere meinen Mann.“
Fatma war von sich selbst überrascht, wie glatt ihr diese Lüge über die Lippen ging.
Meinen Mann? Bin ich verrückt geworden? In der Nachbearbeitung werde ich das nochmals eingehend analysieren.
Fatma lächelte. Sie, als eifersüchtige Geliebte? Niemals! Aber so würde der Taxifahrer sie niemals als Polizistin identifizieren. Lieber kurzzeitig blöde Tussi, als Auffliegen als Polizistin!
„ Schon mal was von freier Liebe gehört?“
Der Taxifahrer ließ die Frage Wort für Wort aus seinem Mund tropfen.
„ Wie kommen Sie darauf?“
„ Wenn alle Menschen gleich wären, bräuchte niemand mehr seinen Partner zu kontrollieren.“
Eine Logik seiner exklusiven Meinung erschloss sich ihr nicht. Aber er redete weiter in dieser Art freie Liebe Litanei, bis Fatma ihn unterbrach.
„ Studieren Sie Psychologie oder Philosophie?“
Der Taxifahrer stoppte seine Fahrgastansprache.
„ Ich studiere beides. Woher wissen Sie das?“
Fatma lachte.
„ Welches Semester?“
Er drückte sich tiefer in seinen Fahrersitz.
„ Sie sehen doch, dass ich Taxi fahren muss. Hätte ich reiche Eltern, wäre ich mit meinem Studium längst fertig.“
Fatma betrachtete von der Rückbank aus seine grauen Schläfenkoteletten.
„ Taxifahrer ist ja auch ein schöner Beruf!“
Sie hatte den Satz, der freundlich gemeint war, kaum ausgesprochen, da regte sich der Kerl am Steuer fürchterlich auf.
„ Können Sie sich vorstellen, was ich bei Nachtfahrten erlebe? Wohl kaum! Die Fahrgäste, die morgens aus der Disko kommen, wenn die im Taxi dann ihre Party weiterfeiern. Porno auf´m Rücksitz! Wer muss den Dreck später wegmachen? Icke! Traumjob!“
„ Warum fahren Sie nicht tagsüber?“
Der Taxifahrer schwieg eine Weile. Der rote PKW vor ihnen hielt wieder an einer Kreuzung.
„ Wenn Sie es besser wissen, können wir ja gern tauschen. Jeder will einem rein quatschen! Alle sind zufrieden mit sich und wissen wie es besser geht. Fahr besser hier lang, ist kürzer! Verfolg den Wagen da vorn, sind Verbrecher! Kannst Du nicht Gas geben, muss den Flieger erreichen! Alle kennen die Strecke, sind neunmal schlauer mit Navi. Landet man trotzdem in einer Sackgasse, ist der Taxifahrer dran schuld!“
Der Student redete sich zunehmend in Rage. Vor Ärger trat er zu intensiv aufs Gaspedal. Das verfolgte Fahrzeug kam näher und näher.
„ Halten Sie bitte Abstand! Mein Mann soll mich nicht sehen.“
„ Was gehen mich ihre Eheprobleme an?“
Er fuhr absichtlich noch dichter auf.
„ Bleiben Sie zurück!“
Fatma redete gegen den Verkehrslärm an.
Der Taxifahrer ignorierte sie einfach. Im Rückspiegel sah sie seine zornig gefurchten Augenbrauen. Das Fahrzeug, das ihrem Taxi seit Reinickendorf folgte, bemerkte die Kommissarin nicht.
„ Hören Sie schlecht? Runter vom Gas! Sie fahren zu schnell! Wollen Sie dem die Stoßstange polieren?“
„ Immer cool bleiben, Lady! Ich kenne alle Ampeln auf dieser Strecke. Fahre ich langsam, halten wir bei Rot. Dann macht
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