Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
Katzen!“
Sandor stand auf, ging ein paar sorgsam gesetzte, tapsende Schritte hin zu einem alten Ohrensessel und ließ sich hineinfallen. Da hing er dann regungslos und schlaff. Nur in seinem Gesicht schwoll langsam aber stetig ein immer breiteres Grinsen, während seine Augen unter der rötlichen Haarpracht immer kleiner wurden.
„ Fehlt etwas am Frühstück?“
Der ehemalige Kommissar konnte sich Sandors seltsame Reden noch nicht erklären.
„ Gelungenes Frühstück, Herr Katzorke! Die Brombeerkonfitüre vor allem! Ausgezeichnet. Schauen Sie mal, kyrillische Buchstaben auf dem Etikett. Die stammt vielleicht sogar aus Russland, oder aus Griechenland. Woher haben Sie die Konfitüre, Herr Kommissar?“
Katzorke zuckte zusammen.
Es war lange her, dass ihn jemand mit Kommissar angeredet hatte. Die alte Wunde schmerzte noch, sobald er an seine frühere Stellung erinnert wurde.
„ Brombeerkonfitüre? Mit kyrillischen Buchstaben?“
Die für ihn typische maskenhafte Ausdruckslosigkeit kehrte in sein Gesicht zurück. Seit seinen ersten Jahren im Polizeidienst hatte er sie trainiert. Emotionen wurden ja generell als Schwäche betrachtet.
„ Darf ich euch beide um etwas bitten? Ich bin kein Kommissar mehr, also redet mich auch nicht so an! Ich muss damit klarkommen, dass es vorbei ist. Leider! Ein einziger Fehler hat ausgereicht.“
Wieherndes Gelächter schallte plötzlich zum Schrecken Mirandas aus dem Ohrensessel. Sandors merkwürdiges Befinden gipfelte in einem grotesken Lachanfall. Und der passierte ausgerechnet im unpassenden Moment.
Katzorkes Miene spiegelte fassungslose Verachtung wieder.
„ Hab ich mich doch getäuscht? Wer seid ihr? Seid ihr nur aus auf das Geld?“
„ Was ist auf einmal los mit dir, Sandor? Worüber lachst Du eigentlich so dämlich?“
Miranda fauchte ihn gerade wütend an, als sich ihr plötzlich das gesamte Krankenzimmer im Kreis zu drehen schien.
Sandor kicherte unbeirrt weiter.
„ Da hopst ein Krümel vorbei!“
Miranda versuchte, die Drehbewegung des Raumes zu stoppen. Sie wollte vor Empörung Sandor eine Ohrfeige zu verpassen. Da hielt das Zimmer plötzlich an. Jedoch nur um im nächsten Moment umso heftiger mitsamt Katzorke in umgekehrter Richtung zu kreisen. Verwirrt sank sie zurück auf ihren Platz. Die Neonbeleuchtung, die kalkweißen Wände, der Geruch von Desinfektionsmittel, Katzorkes bleiches Gesicht, alles wirkte bedrohlich. Und Sandor immer mit diesem blöden Grinsen im Gesicht!
„ Herr Katzorke, mir ist nicht gut. Alles dreht sich vor Augen!“
Der ehemalige Kommissar hörte am Klang ihrer Stimme, wie verzweifelt sie war. Er verwarf den Gedanken, sie seien Betrüger.
„ Es ist etwas Unvorhergesehenes eingetreten?“
„ Der war gut. Noch so einen! Mann, ist der komisch!“
Sandor pfefferte wieder eine Lachsalve nach der anderen aus sich heraus.
„ Es ist eingetreten. Sie ist eingetreten. Er ist eingetreten. Noch was?“
Sie ignorierten ihn.
„ Ich habe nichts getrunken. Herr Katzorke, es fühlt sich an wie ein Rausch!“
Miranda bekam Angst.
„ Mit ihrem Kaffee stimmt etwas nicht.“
„ Stimmt nicht!“
Sandor kommentierte mit sinnfreiem Echo Mirandas Meinung. Sein Verhalten verursachte Schmerzen.
„ Was haben Sie mit uns vor, Herr Katzorke?“
„ Habt ihr den Kaffee nicht selbst aufgebrüht? Die Schrippen nicht selber geschmiert? Und der Belag …“
„ Leckere Brombeermarmelade.“
Sandor kaute Buchstabe für Buchstabe zwischen seinen Zähnen, als würde er eine Fremdsprache lernen.
„ Brombeermarmelade.“
Dann sah er wieder einem Krümel im Luftzug seines Atems zu.
„ Riecht irgendwie …“
Der Duft der Brombeerkonfitüre kam Miranda ungewöhnlich vor.
„ Wie denn?“
Der ehemalige Kommissar war in Alarmbereitschaft.
„ Anders als gewöhnliche Marmelade!“
„ Mann, geht es mir gut!“
Sandor rollte sich wie ein Kater in Katzorkes altem Ohrensessel zusammen und schloss die Augen. Sein Grinsen erschlaffte zu willenlosen Zügen.
„ Was ist mit Sandor passiert?“
In Katzorkes Gehirn löste eine Gedankenkette blitzschnell die nächste ab.
„ Danke, Mann! Guter Stoff, Alter!“
Sandor drehte den Kopf zur Seite und schlief ein.
„ Seid ihr Junkies?“
Katzorke konnte sich für die Situation nicht verantwortlich fühlen.
„ Junkies? Auf keinen Fall!“
Miranda bemühte sich um Kontrolle.
„ Wieso sagt der Junge nichts mehr?“
„ Er ist eingeschlafen.“
Katzorke strengte sich an, etwas zu
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