Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
Sandor ging das alles scheinbar nichts an. Er starrte unentwegt auf die Krümel auf seinem Teller. Miranda versetzte ihm heimlich einen Fußtritt.
Er blieb unbeeindruckt.
Katzorke legte die Zeichenblöcke neben sein Bett.
„ Ich habe viele Jahre im Polizeidienst gestanden. Zuletzt zuständig als Kommissar für die Bekämpfung des organisierten Verbrechens. Insofern war ich natürlich ein rotes Tuch für Kriminelle. Die beiden wollten mich umbringen. Sie haben sich zwar viel Mühe gegeben, aber es doch nicht geschafft.“
„ Langsam begreife ich. Unsere Arbeit für Sie hat ein klares Ziel. Ich nehme an, wir sollen für Sie auf Verbrecherjagd gehen?“
Miranda hatte stockend gesprochen.
Sandor stand langsam von seinem Stuhl auf.
„ Je verrückter, desto besser!“
Katzorke fixierte ihn mit seinen trüben Augäpfeln, als könnte er sehen. Ein kurzes Lächeln huschte über sein stoppelbärtiges Gesicht.
„ Bleib sitzen, mein Junge! Ihr seid ein tolles Team. Ich würde mich freuen, wenn ihr auch weiter dabei wärt!“
„ Je verrückter, desto besser!“
Sandor wiederholte wie verblödet immer denselben Satz.
„ Verrückt, vielleicht. Aber ich bin sicher, dass die Ermittlung ungefährlich für euch ist. Zwei gnadenlose Killer, aber ihr müsst sie nicht verhaften. Nur schauen, wo sie sind.“
Sandor setzte sich langsam wieder hin. Dabei starrte er fortwährend auf seine Hand mit dem leeren Teller.
Miranda kaute nervös auf ihrer Oberlippe. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.
„ Ein dritter Mann war auch noch dabei.“
„ Und wenn uns das doch zu heikel ist?“
Der weißhaarige Mann antwortete nicht. Aber er sah auf einmal viel älter aus.
Mirandas Frage hing wie Smogluft im Raum.
„ Wahnsinnig geil!“
Sandor dehnte den ersten Vokal, als würde er eine Gesangsübung machen.
„ Es gibt im Zusammenhang mit den beiden diesen dritten Täter, der durch sein Tattoo sehr auffällig ist. Über ihn können wir die beiden Haupttäter finden.“
Die Art und Weise, wie Katzorke sie informierte, machte klar, dass er sich festgelegt hatte. Er wollte sich rächen.
Während Sandor offensichtlich einen Aussetzer hatte, überlegte Miranda, dass es nur zwei Möglichkeiten gab. Entweder observieren oder ohne Job nach Hause gehen.
„ Ich fühle mich zwar etwas überrumpelt, Herr Katzorke, aber spannend finde ich ihre Vorschläge allemal. Es gäbe aber eine Bedingung.“
„ Und zwar?“
Sie schaute Sandor, der immer seltsamer wurde, genervt an.
„ Observation nur zu zweit. Aus Sicherheitsgründen!“
„ Einverstanden! Vier Augen sehen mehr.“
Katzorkes Stimme klang froh.
Ihre Zustimmung war Musik in seinem Gehörgang, ihre Bedingung akzeptabel.
„ Also, abgemacht?“
Er räusperte sich mehrmals, als würde ihm die Stimme versagen.
„ Sandor?“
Miranda platzte langsam der Kragen wegen seines komischen Benehmens.
„ Braucht ihr Bedenkzeit? Wird ja kein Abenteuer mit Spaßgarantie!“
„ Nein, nein! Ich habe mich schon entschieden. Sandor?“
Miranda wollte unbedingt weitermachen. Womöglich die Story ihres Lebens. Selbst erlebte Recherche!
„ Mein Gehirn repariert sich gerade von selbst.“
Auf Sandors Äußerung folgte betroffene Stille.
Miranda sah ihn befremdet an.
Katzorke lauschte fragend dem merkwürdig unpassenden Satz nach.
Sandor ließ sich in der Betrachtung seines Tellers nicht stören. Plötzlich stand er auf, ging zum Tisch und schmierte sich dort seelenruhig eine Schrippe. Dabei wippte sein linker Fuß zu einer Musik, die nur er allein hörte.
„ Nachdem ich drei Wochen lang im Koma lag, war nicht mehr viel zu wünschen. Mein Gehirn repariert sich nicht einfach von selbst. Die Sehkraft wird immer fehlen. Gewalteinwirkung auf den zuständigen Hirnbereich. Zum Kotzen!“
Der Bettlägerige hatte voller Wut immer lauter gesprochen.
Sandor hörte seine Stimme wie einen Choral, wobei die tiefe Bassstimme des ehemaligen Kommissars gleichzeitig mit einem unheimlichen, hohen Pfeifen aus seiner Lunge kontrastierte.
Katzorkes Gesicht hatte sich gerötet. Er saß nach vorn gebeugt und stützte sich auf eine Hand.
Sandor strich dick Brombeermarmelade auf eine halbe Schrippe. Während Katzorke sich ereifert hatte, war ihm das Pop Gemälde einer Kreuzigung vor Augen erschienen. Im kitschig blau rosa Himmel über dem Verurteilten schwebten Engel, die wie grinsende Katzen aussahen.
„ Sandor? Sag mal, was ist los mit dir?“
Miranda griff seinen Arm.
„ Grinsende
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