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Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill

Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill

Titel: Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Der blaue Humber schoß mit aufheulender Maschine in die Nacht.
    „Nimm dir Zeit, mein Junge", meinte Crabb. „Es ist nichts Besonderes. Wahrscheinlich blinder Alarm. Du weißt doch, wie das bei den feinen Leuten ist. In so einer Nacht sehen sie Gespenster. Reine Hysterie, nichts weiter. Haben angeblich einen Fremden gesehen und einen Schrei gehört. Ist ja lächerlich!"
    „Ist ja lächerlich", assistierte Fletcher müde. Er blickte auf die Uhr. Noch eine Stunde bis zur Ablösung. Hoffentlich gab es auf dem Richmond- Hill kein langes Palaver. Er wollte nach Hause, ins Bett, aber er wußte aus Erfahrung, daß immer dann, wenn dieser Wunsch in ihm am stärksten war, irgend etwas Blödsinniges dazwischen kam.
    „Wenn es das Haus auf dem Hügel sein sollte", sagte er plötzlich.
    „Es ist das Haus auf dem Hügel", erwiderte der Sergeant.
    Fletcher beugte sich über das Lenkrad weit nach vorn, um besser sehen zu können. Die emsig arbeitenden Scheibenwischer kamen mit der Flut des Regenwassers kaum zurecht.
    „Wenn es das Haus auf dem Hügel ist, sollte es mich nicht wundem, wenn es sich um was Ernstes handelt", meinte er.
    „Blödsinn, warum denn?" fragte der Sergeant.
    Fletcher hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. „Weiß nicht. Reine Gefühlssache. Der alte Kasten auf dem Richmond-Hill sieht aus wie die Kulisse für'n Hitchcock-Reißer. Einfach unheimlich. Immer, wenn ich da vorbeikomme, erwarte ich einen Schrei oder so was zu hören. Ueberrascht mich gar nicht, daß wir da hin müssen."
    „Du spinnst", erklärte der Sergeant, aber es klang ziemlich unsicher und nachdenklich.
    Sie schwiegen eine Zeitlang, dann fragte Fletcher: „Kennst du den Kerl, der in dem Haus wohnt?"
    „Hm", nickte Crabb. „Ich mußte ihn mal in einer Unfallsache vernehmen. Er hatte eine alte Frau angefahren."
    „Was ist er für ein Mensch?"
    „Das zeigte der Unfall schon zur Genüge. Ziemlich rücksichtslos. Erfolgstyp. Ich war bloß Dreck für ihn, daß habe ich verdammt genau gespürt. Er ist damals nicht bestraft worden. Hatte einen Anwalt der Sonderklasse. Du weißt ja, wie das bei diesen Burschen ist. Mit ihrem Geld erreichen sie alles — oder doch so ziemlich alles. Eines Tages wird er schon noch mal stolpern, und ich hoffe bloß, daß ich dann in der Nähe sein werde. Ich bin dem Burschen nicht grün, das darfst du mir glauben."
    „Dir ist doch hoffentlich klar, daß deine persönlichen Gefühle unserer guten britischen Rechtsauffassung im Wege stehen und absolut keine Existenzberechtigung haben?"
    „Nichts gegen das, was du unsere gute britische Rechtsauffassung nennst, Jack. Aber wenn ich sehe, wie ein arroganter Lump mit Hilfe eines geschickten Rechtsverdrehers das unschuldige Opfer eines Verkehrsunfalles um seine gerechtfertigten Ansprüche prellt, dann geht mir einfach der Hut hoch."
    „Laß ihn mal schön auf dem Kopf, Bill. Es ist nicht unsere Sache, das Urteil der Gerichte anzufechten."
    „Darüber brauchst du mich nicht zu belehren", knurrte der Sergeant. „Aber du wirst mir doch hoffentlich nicht absprechen, daß ich einen guten Riecher entwickle, wenn es darauf ankommt, einen Spitzbuben zu erkennen."
    „Na, dann beweise mal deine gute Nase", sagte Fletcher und bog in die Zufahrt zu Carters Haus ein, „wir sind da."
    Die beiden Polizisten kletterten aus dem Wagen und gingen auf den Vordereingang des Hauses zu. Es regnete noch immer sehr stark. Über der Tür brannte eine Lampe. Gerade, als der Sergeant den Finger auf den Klingelknopf legen wollte, wurde die Tür geöffnet. In ihrem Rahmen stand Jonathan Carter.
    „Ich habe Sie erwartet", sagte er. „Bitte treten Sie ein."
    Er ging voran und führte die beiden Beamten in den Salon.
    „Kenne ich Sie nicht, Sergeant?" fragte er, als er Crabb im hellen Licht des Raumes musterte.
    „Ja, Sir. Wir verhandelten einmal in einer Unfallsache miteinander."
    „Ich erinnere mich flüchtig", meinte Carter. „Es ging um die komische Alte, die glaubte, sich mit geschlossenen Augen im Verkehr bewegen zu können. Nun, diesmal geht es um einen Unfall besonderer Art. Wir, das heißt, meine Gäste und ich, sehen uns in eine Reihe höchst mysteriöser Ereignisse verstrickt. Ich darf Ihnen zunächst die Anwesenden vorstellen. Das ist Miß Brooks, eine Freundin meiner Nichte. Das da ist Mr. Burgos, ein bekannter Darsteller vom Bentford-Theater, und das hier ist Mr. Conway, der Architekt. Mr. Burgos war es, der Ihr Revier von der nächsten Telefonzelle aus

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