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Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill

Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill

Titel: Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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bereitwillig ein.
    „Trotz allem", sagte Burgos und strich sich mit der rechten Hand um das Kinn. „Es kann schon stimmen, daß der Mann da draußen Furcht empfand."
    „Weil er einen Mörder sah?" fragte Carter.
    „Nein, das glaube ich nicht", erwiderte Burgos. „Wir wollen uns nicht in törichte Spekulationen verlieren. Ich halte es für ausgeschlossen, daß er sich vor uns fürchtete. Vielleicht blickte er auf uns und in dieses Zimmer, wie ein Schiffbrüchiger in der Nacht auf einen vorüberziehenden erleuchteten Dampfer blickt, den er nicht zu erreichen vermag. Vielleicht war er bedroht! Der Schrei, den Conway gehört haben will, wäre eine Erklärung, die sich mit der von Miß Brooks geäußerten Ansicht deckt, daß in seinen Augen blanke Furcht stand!"
    „Die ersten vernünftigen Worte, die ich heute Abend von Ihnen höre", sagte Conway.
    Carter ging zum Telefon. „Mit diesen dummen Theorien vergeuden wir nur die Zeit", erklärte er. „Ich rufe jetzt die Polizei an!"
    Er nahm den Hörer in die Hand und wählte. Als er ihn ans Ohr legte, entstand zwischen seinen Augen eine senkrechte Stirnfalte. Er drückte die Gabel des Apparates nach unten und lauschte. Dann schüttelte er den Hörer und preßte erneut das Ohr dagegen. „Unterbrochen!" äußerte er dann verblüfft und wandte sich seinen Gästen zu. „Die Leitung ist tot!"
    „Ich will verdammt sein", meinte Conway. Er ging mit raschen Schritten ans Telefon, um sich von den Worten des Hausherrn zu überzeugen. Carter überließ ihm den Hörer und trat an eines der Fenster, um den Laden zuzuleiern.
    „Ich fühle mich wohler, wenn die Läden geschlossen sind", gab er zu. „Allmählich wird mir die Geschichte unheimlich."
    „Wir sollten Julia nach unten bitten", meinte Burgos. „Der Gedanke, daß sie ganz allein da oben liegt..." Er unterbrach sich und schwieg.
    „Ich hole sie!" erklärte Conway. Er legte den Hörer zurück und ging zur Tür.
    „Moment, Moment!" bat Carter, der den Laden des zweiten Fensters schloß. „Nicht so stürmisch! Was hätten wir mit Julias Anwesenheit gewonnen? Nichts! Sie wird sich nur unnötig ängstigen und sich und uns das Leben sauer machen."
    „Unnötig?" fragte Gladys Brooks scharf. Sie schien verärgert, hatte aber ihre anfängliche Furcht abgelegt. „Davon kann wohl kaum die Rede sein! Diesem Haus droht eine Gefahr, eine schreckliche Gefahr..."
    „Machen Sie endlich Schluß mit der Unkerei!" verlangte Conway.
    „Ich fahre mit dem Wagen zur Polizei", entschied Burgos. „Das ist die einzige Möglichkeit, um den Teufelskreis zu sprengen."
    „Ich komme mit!" sagte Gladys Brooks.
    „Ich auch!" rief Conway.
    Carter nahm sein Glas in die Hand und leerte es. Er zog ein böses Gesicht, als er es wieder abstellte. „So ist es richtig! Sie hauen ab. Sie verschwinden und lassen mich und Julia allein zurück."
    „Verdammt, das stimmt. Ich bleibe hier. Julias wegen", sagte Conway.
    „Ich fahre zur Polizei. Julias wegen", konterte Burgos.
    „Was ist, wenn Ihnen etwas zustößt?" fragte Carter.
    „Was sollte mir denn zustoßen? Lieber Himmel, wir sind auf dem besten Wege, uns in eine panische Angst hineinzusteigern. Angenommen, es befindet sich wirklich ein Einbrecher in der Gegend. Ist das ein Grund, sich einschüchtern zu lassen?
    Wahrscheinlich handelt es sich nur um einen verfrorenen Landstreicher, der ein trockenes Plätzchen zum Übernachten sucht. Er wäre gewiß höchst verdattert, wenn er wüßte, wie sehr wir uns seinetwegen in die Enge treiben lassen."
    „Und wie", rief Miß Gladys Brooks, „erklären Sie sich die zerschnittene Telefonleitung?"
    „Wer behauptet denn, daß sie zerschnitten wurde? Sie ist gestört, unterbrochen, das ist alles, was wir wissen. Dafür gibt es, finde ich, heute eine sehr plausible Erklärung. Das Wetter. Der Sturm! Es ist doch oft genug der Fall, daß ein Unwetter Störungen in den elektrischen Zuleitungen verursacht."
    „Schön, aber was ist mit dem Schrei?" erkundigte sich Conway verärgert.
    Burgos setzte sich auf die Kante der Couch. Er ließ die Schultern hängen und sagte:
    „Dafür habe ich keine Erklärung."

    *

    „Roger", sagte Sergeant Crabb, was so viel wie Ende heißt, und hing den Hörer auf die am Armaturenbrett befestigte Gabel. Dann schob er beide Daumen in sein Koppel und wandte sich Korporal Fletcher, dem Fahrer des Streifenwagens, zu.
    „Richmond Hill", sagte er kurz und mißmutig.
    Fletcher nickte. Er legte den Gang ein und ließ die Kupplung kommen.

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