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Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill

Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill

Titel: Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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die Nase darüber, um das Bukett zu prüfen. Dann leerte er mit einem Zug sein Glas und setzte es ab.
    „Ich kenne den Mörder", sagte er.
    Archy Vickers behielt sein Glas in der Hand. Es war nicht zu erkennen, ob und wie sehr ihn Carters erstaunliche Äußerung beeindruckte.
    „Warum gehen Sie nicht zur Polizei?"
    „Aus zwei Gründen, mein Lieber."
    „Sie machen mich neugierig. Würden Sie es als aufdringlich betrachten, wenn ich mein Interesse für diese Gründe offen ausspreche?"
    „Keineswegs. Grund eins: Julia taugte nichts."
    „Sie setzen mich in Erstaunen, Carter. Sie taugte nichts? Das ist das erste, was ich von Ihnen höre. Sie haben mir bisher immer das Gegenteil versichert. Im übrigen begehen Sie einen bedauerlichen Fehler. Sie überschätzen den Wert oder Unwert des menschlichen Charakters. Nur eines zählt, und das ist die Schönheit. Julia war schön, und schon deshalb muß der Mord an ihr als ein besonders scheußliches und verdammenswertes Verbrechen betrachtet werden."
    „Man soll den Toten nichts Schlechtes nachrühmen, lieber Vickers, aber ich bin an einem Punkt angelangt, wo ich mir gestatten kann, ganz ehrlich zu sein. Nicht der Polizei gegenüber. . . sondern nur zu Ihnen. Ich darf doch mit Ihrer Diskretion rechnen?"
    „Ich bin kein Freund der Polizei, und ich gehöre nicht zu den Leuten, die mit Informationen hausieren gehen. Aber ich muß doch gestehen, daß Sie da ein bißchen viel von mir verlangen. Ich halte es für besser, wenn Sie mir den Namen des Mörders nicht nennen. Ich verspüre keine Lust, zum Mitwisser zu werden."
    „Ihre Skrupel sind demnach stärker als die Neugier?"
    „Sie machen es mir nicht leicht, diese Frage zu beantworten. Zäumen wir das Pferd von der anderen Seite auf. Kenne ich den Mann, der Julia Hopkins tötete?"
    „O ja."
    „Kenne ich ihn gut?"
    „Das ist schwer zu beantworten."
    „Versuchen Sie es mit einer Andeutung ..."
    Carter lächelte. „Anscheinend ist Ihre Neugier auf dem besten Wege, die Skrupel zu überwinden. Ja, Sie kennen den Mörder gut."
    Vickers stellte das Glas ab. „Dann möchte ich nichts weiter hören."
    „Angst vor der Mitwisserschaft?"
    „Sie können es so bezeichnen", erwiderte Vickers mit verschlossenem Gesicht. „Nur noch eine Frage: Warum decken Sie den Mörder Ihrer Nichte? Warum decken Sie einen Menschen, der mit rohen Händen ein Stück vollkommener Schönheit zerstörte?"
    „Weil ich mir gewisse Vorteile davon verspreche."
    „Verzeihen Sie, lieber Carter, aber aus Ihnen spricht der Geist eines Krämers."
    „Im Gegenteil. Ich spreche als angehender Politiker. Sie wissen doch, daß ich vorhabe umzusatteln? Mein Ziel ist das Parlament!"
    „Ich weiß, ich weiß. Was hat das mit dem Mörder zu tun?"
    „Er wird mir helfen, dieses Ziel zu erreichen."
    „Sie haben sich einen gefährlichen Mitarbeiter ausgesucht, mein Freund."
    „Man muß nur mit ihm umgehen können. Das ist wie mit Raubtieren. Ein geschickter Dompteur hält sie mühelos in Schach."
    „Kommen wir zum eigentlichen Zweck Ihres Besuches, Carter. Als ich Sie kommen sah, rechnete ich damit, Ihnen Trost spenden zu müssen. Jetzt begreife ich, daß diese Regung völlig fehl am Platze war."
    „Darüber sollten Sie froh sein, Vickers. Nichts ist so scheußlich wie die Notwendigkeit, unaufrichtige Phrasen äußern zu müssen. Und darauf läuft es ja beim sogenannten Trostspenden im allgemeinen hinaus. Gestern las ich übrigens den Namen Ihrer Schwester in der Zeitung."
    „Ja, sie hat den zweiten Preis in einem Wettbewerb für Lyrik gewonnen. Beatrice ist sehr begabt."
    „Sie ist nicht nur begabt. Sie ist schön. Wie alt ist sie eigentlich?"
    „Neunundzwanzig. Man sieht es ihr nicht an. Sie ist ein wundervolles Mädchen. Ich bin sehr stolz auf sie."
    „Daraus haben Sie nie ein Hehl gemacht."
    „Mehr oder weniger betrachte ich Beatrice als mein Werk. Das mag eitel klingen, vielleicht sogar dumm, da sie ja die ältere von uns beiden ist, aber es trifft den Nagel auf den Kopf. Sie hat in mir stets so etwas wie ein Leitbild gesehen."
    „Kein Wunder. Der begabte Bruder, der zur Rudermannschaft von Cambridge gehörte und seine Promovation mit Auszeichnung hinter sich brachte!"
    „Wir entfernen uns immer wieder vom Thema. Was hat Sie zu mir geführt?"
    „Sie können es nicht erraten?"
    „Über die Gabe der Prophetie verfügte ich noch nie."
    „Es kann Ihnen doch unmöglich entgangen sein, daß ich bei keinem unserer Zusammentreffen versäumte, die Rede auf

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