Kommissar Morry - Endstation Mord
benutzen."
„Vielleicht sollte ich froh sein, daß sich die Dinge in dieser Weise entwickelt haben", meinte Frank. „Ich wäre gewiß ein miserabler Täter geworden."
Carol stand auf. Sie hatte noch nicht einmal an ihrem Kaffee genippt. Sie öffnete die Handtasche und entnahm ihr eine Rolle Banknoten, die sie ihm in die Jackettasche schob. „Alles Gute für die Zukunft, Frank . . . trinken Sie nicht mehr soviel und versuchen Sie, sich zu bessern!"
Er starrte ihr hinterher und hoffte, daß sie sich nochmals umwenden würde. Aber sie ging hinaus, ohne ihm einen letzten Blick zu schenken.
*
Als Frederic Tone den Klub verließ und in den wartenden Cadillac stieg, schmunzelte er vergnügt vor sich hin. Er hatte sie wieder einmal reingelegt... den ganzen, versnobten Haufen! Er hatte ihnen beim Spiel einen Haufen Geld abgenommen und die eingebildete Blase mit langen Gesichtern zurückgelassen.
„Nach Hause ..sagte er.
Er summte leise vor sich hin, als der Wagen anzog. Plötzlich erfaßte ihn ein seltsames Frösteln, das Gefühl, daß etwas nicht stimmte. Im nächsten Moment wußte er, was es war. Der Mann hinter dem Lenkrad war nicht Richard, sein Chauffeur.
Tone beugte sich nach vorn, um die Scheibe zur Seite zu schieben, die ihn von dem Fahrersitz trennte. Zu seiner Überraschung mußte er feststellen, daß sie sich nicht bewegen ließ. Er klopfte dagegen. Der Chauffeur wandte kurz den Kopf. Frederic Tone sah ein hartes, brutales Gesicht, auf dem sich ein höhnisches Grinsen zeigte.
„Was hat das zu bedeuten?" schrie Tone. „Wo ist Richard? Was haben Sie mit ihm angestellt ...?"
Der Fahrer zeigte ihm nur den breiten Rücken und die Schirmmütze, unter der sich der schwarze, gekräuselte Haaransatz fast bis zum Kragen hinabzog. Gleichzeitig entdeckte Tone, daß das nicht sein Wagen war. Es handelte sich zwar um einen Cadillac der gleichen Größe und Farbe, sogar des gleichen Baujahres, aber es war nicht seiner...
Sie fuhren nicht sehr schnell, und an der Klubeinfahrt mußten sie halten, ehe sie in die Straße einbogen. Tone versuchte den Wagenschlag zu öffnen, mußte aber feststellen, daß sich die Tür nicht öffnen ließ. Er rüttelte wild daran. Vergebens. Auch die andere Tür war verschlossen. Der Chauffeur reihte sich mit dem Wagen in die lange Autoschlange ein. Sie fuhren landwärts. Tone drehte sich um und begann mit den Armen in der Luft herumzufuchteln und dem hinter ihm rollenden Fahrer Zeichen zu geben. Wurden sie bemerkt? Oder hielt man ihn ganz einfach für betrunken? Er spürte, daß der Wagenfond plötzlich von einem widerlich süßen Duft erfüllt wurde. Das verblüffte ihn so stark, daß er einen Moment davon abließ, zu gestikulieren. Was hatte der Geruch zu bedeuten? An einer Kreuzung mußten sie halten. Tone vernahm ein leises, gleichmäßiges Zischen ... ein feindliches, gefährliches Geräusch, das ihn erstarren ließ. Gas! Er begriff, daß der Fond mit irgendeinem Gas vollgepumpt wurde. Die Erkenntnis lähmte ihn. Aber nur für wenige Sekunden. Dann fing er an, wie ein Wilder gegen die Verbindungsscheibe zu trommeln. Der Chauffeur kümmerte sich nicht darum. Er fuhr weiter, ruhig und völlig gelassen, als gäbe es keine Ursache, sich aufzuregen. Tone wandte sich um und blickte durch die Heckscheibe. Er sah, daß der Wagen, der ihnen bis jetzt gefolgt war, in eine Querstraße einbog. Hatte der Fahrer seine Verzweiflung bemerkt? Würde er die Polizei alarmieren? Tone bückte sich. Er streifte einen seiner Schuhe ab und schlug damit so kräftig, wie ihm das möglich war, gegen die Scheibe. Rasch sah er ein, daß er auf diese Weise das mehr als fingerdicke Glas nicht zertrümmern konnte.
„Ihr Schweine!" keuchte er. „Ihr Schweine!"
Sie wollten ihn fertigmachen, das war klar. Sie hatten alles vorbereitet, sie hatten weder Mühen und Kosten gescheut, um ihn in die Falle zu locken. Auf seiner Stirn perlte der Schweiß. Rührte er von der Anstrengung her, oder von der Angst?
Er bemühte sich, die Luft anzuhalten, aber das war natürlich völlig zwecklos. Danach mußte er um so tiefer einatmen, und mit jedem Atemzug pumpte er das Gas in seine Lungen. Er merkte, wie seine Kräfte nachließen und die Dinge vor seinen Augen zu verschwimmen begannen. Das ist also das Ende, dachte er. Ein netter Abend im Klub, ein paar Whisky und ein bißchen Schadenfreude über einen dicken Spielgewinn ... und dann das! Er machte eine letzte Anstrengung, die Tür zu öffnen, dann glitten seine Hände
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