Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry - Endstation Mord

Kommissar Morry - Endstation Mord

Titel: Kommissar Morry - Endstation Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
betrat er sein Schlafzimmer. Während er in den Pyjama schlüpfte, sah er, daß im Schlafzimmer seiner Frau noch Licht brannte. Er öffnete die Tür und fragte: „Kannst du nicht einschlafen?"
    Carol hatte die Arme unter dem Kopf verschränkt. Das Nachtlämpchen setzte goldene Reflexe in ihr seidenweiches Haar, das von einem blauen Stirnband gehalten wurde. Sie wandte ihm den Kopf zu und erwiderte: „Ich denke nach."
    „Worüber?"
    „Über dich.“
    Tone trat an das Bett und schaute auf sie hinab. „Ah ... wirklich?"
    Sie blickte zu ihm in die Höhe. „Hast du mich jemals geliebt, Fred?"
    „Du fragst wie ein siebzehnjähriges College- Girl!" beschwerte er sich.
    „Das ist keine Antwort. Ich will wissen, ob du mich jemals geliebt hast!"
    „Hätte ich dich sonst geheiratet?"
    „Das war für dich doch nur ein kluger, wohlbedachter Schachzug", meinte sie. „Du warst auf dem Weg nach oben, und du brauchtest ein gut aussehendes Mädchen aus bestem Hause. Du brauchtest jemand, der dir die Tore zur Gesellschaft öffnete. Du brauchtest eine Frau für Repräsentationszwecke."
    „Und wenn es so wäre? Ich kann nicht begreifen, was daran so verwerflich ist! Es gibt gewiß keinen Mann, der bei seiner Heirat nicht diesen oder jenen Vorteil sucht. War das bei dir etwa anders? Die Firma deines Vaters war praktisch pleite. Ich habe sie saniert..."
    „... und als Preis dafür meine Hand erhalten!" ergänzte Carol bitter. „Ich weiß das. Es ist nicht nötig, daß du mich daran erinnerst."
    „Ich habe dich nicht daran erinnern wollen", stellte er fest. „Du hast das Gespräch darauf gebracht!"
    „Ich war dumm. Ich wollte die Wahrheit erfahren, ohne zu bedenken, daß es dir niemals gelingen wird, wirklich aufrichtig zu sein."
    „Darf ich mir den Hinweis erlauben, daß du soeben in grober Weise beleidigend geworden bist?"
    „Ach... du bist ja gar nicht zu treffen! An dir prallt alles ab wie an einem Panzer!"
    „Ich muß gestehen, daß du in der Tat ein sehr reizvolles Bild von mir entwirfst!"
    „Ich möchte etwas wissen, Fred."
    „Nun?"
    „Bist du ein ehrlicher Geschäftsmann?"
    Er befeuchtete mit der Zungenspitze seine Lippen. „Na, erlaube mal... du setzt mich wirklich in Erstaunen! Hast du jemals an meiner Seriosität gezweifelt?"
    „Mir sind in letzter Zeit recht seltsame Gerüchte zu Ohren gekommen."
    „Gerüchte welcher Art?"
    „Man will wissen, daß viele deiner Geschäfte keinen legalen Charakter haben."
    „Wer behauptet das?"
    „Das ist doch gar nicht wichtig..."
    „O doch!" unterbrach er scharf. „Das spielt eine sehr große Rolle! Ich habe das Recht und die Pflicht, gegen Menschen vorzugehen, die mich durch üble Verleumdungen geschäftlich zu schädigen versuchen. Du bist meine Frau und wirst mir die Namen dieser Leute nennen..."
    „Das ist eine andere Sache. Zuerst möchte ich, daß du meine Frage beantwortest!"
    Er machte eine ärgerliche Handbewegung und ging an dem Bett auf und ab. „Ehrlich! Das ist ein verrücktes Wort, Baby. Im Geschäftsleben muß man heutzutage gelegentlich zu Praktiken greifen, die in die Randbezirke des Erlaubten vorstoßen und gewiß in keinem Schullesebuch zu finden sind..."
    „Du streitest also nicht ab, krumme Geschäfte zu machen?"
    „Du hast es nur sehr fein umschrieben..."
    „Was soll dieses unsinnige Verhör?" fragte er. Seine Stimme klang gereizt.
    „Bis jetzt war ich der Meinung, mit einem ziemlich gefühlskalten, aber immerhin seriösen und äußerst tüchtigen Geschäftsmann verheiratet zu sein. Allmählich beginne ich zu glauben, daß sich hinter dieser Fassade noch etwas anderes verbirgt. Warum bist du nachts so häufig unterwegs? Warum bekomme ich dich so selten zu Gesicht?"
    „Ich bin eben ein vielbeschäftigter Mann!" erwiderte er wütend. „Das ist typisch für euch Frauen! Ihr erwartet zwar, daß man euch einen phantastischen Lebensstandard ermöglicht, aber gleichzeitig besteht ihr darauf, daß wir unsere Arbeit gleichsam mit Glacehandschuhen verrichten. Das eine läßt sich mit dem anderen nicht vereinbaren, mein Kind."
    „Ich verzichte auf ein Leben in Luxus und Wohlstand, wenn ich weiß, daß es auf dem Rücken anderer errichtet wurde."
    „Jedes Geschäft wird auf dem Rücken anderer getätigt", sagte er. Er trat an das Bett und beugte sich über sie. In seinen Augen glitzerte es. „Du hast es nötig, mir Vorwürfe zu machen!" fuhr er fort. „Du, ausgerechnet du!" Er sah, daß sie vor ihm zurückwich und sich in die Kissen preßte.

Weitere Kostenlose Bücher