Kommissar Morry - Endstation Mord
Sie meinen, hier den Wortführer spielen zu können. Diese Rolle kommt mir zu. Es gibt ein paar Fragen, die Sie mir sehr rasch und präzise beantworten werden. Frage eins: wie sind Sie in mein Haus gekommen?"
Joe lächelte spöttisch. „Damit!" sagte er und zog einen Schlüsselbund hervor.
Tone runzelte die Augenbrauen. „Das ist der Schlüsselbund meiner Frau!" stellte er fest.
„Erraten", meinte Joe und schob den Bund zurück in seine Hosentasche.
„Sie sind also dieser verdammte Frank Baker!" sagte Tone. „Ich hätte es mir denken können..."
Joe warf Carol einen raschen, erstaunten Blick zu. Dann sagte er: „Sie täuschen sich. Mein Name ist Joe Simpson."
„Baker oder Simpson, das ist doch ziemlich gleich. Fest steht, daß Sie ein Liebhaber meiner Frau sind! Eigentlich sollte ich Sie bewundern ... es zeugt in der Tat von einer fast unglaublichen Frechheit, so einfach hier einzudringen!"
„Ich bin nur gekommen, um mich mit Ihnen zu unterhalten", sagte Simpson.
„Interessant! Und darf ich erfahren, welches Thema Sie in den Mittelpunkt der Konversation stellen möchten?"
„Ich verlange, daß Sie Carol freigeben!"
Tone merkte, daß er vor unterdrücktem Zorn zitterte. Er beherrschte sich nur mühsam. „Oh, ist das alles?" fragte er höhnisch. „Ich muß sagen, daß Sie sich für diese recht ungewöhnliche Forderung eine ebenso ungewöhnliche Zeit ausgesucht haben."
„Das hat seinen guten Grund. Ich war bis jetzt bei einem Mann, der mich mit sehr wertvollem Material versorgt hat. Ich komme geradewegs von ihm. Es ließ mir einfach keine Ruhe... ich muß sofort auf eine Entscheidung drängen. Ich will nicht lange um die Sache herumreden, Mr. Tone. Dieses Material kann Sie für lange Jahre ins Zuchthaus bringen . .. es sei denn, Sie ziehen es vor, unsere Bedingungen zu erfüllen."
„Unsere Bedingungen?" wunderte sich Tone. „Sprechen Sie gleichzeitig für Carol?"
„Ja."
„Wie hübsch, wie apart!" spottete Tone. „Aber nur immer weiter... ich möchte endlich
erfahren, was Sie sich im einzelnen zurechtgelegt haben."
„Das Wichtigste ist bereits gesagt. Entweder Sie geben Carol frei, oder ich sehe mich gezwungen, das Material an den District Attorney weiterzugeben."
Tone lächelte, scheinbar amüsiert. Er verschränkte die Arme vor der Brust.
„Lieben Sie Carol?" fragte er.
„Aber selbstverständlich!“
„Das ist gut", antwortete Tone. „Sehr gut sogar."
Simpson rückte an seinem Krawattenknoten. „Das finden Sie gut?" fragte er verblüfft.
„Aber ja! Damit liefern Sie mir das beste Argument, daß es nicht nötig ist, Carol freizugeben ..."
„Haben Sie noch immer nicht begriffen, daß ich Ihr Schicksal fest in der Hand halte?"
„Sehen Sie mal her ..." meinte Tone. „Setzen wir den Fall, daß ich Carol nicht freigebe. Sie entschließen sich daraufhin, Ihre Drohung zu verwirklichen. Was würde dabei wohl herauskommen? Ich will es Ihnen sagen: durch Ihre Handlungsweise würden Sie Carol bloßstellen! Sie ist schließlich meine Frau. Jeder öffentliche Skandal, der mich trifft, muß auf sie zurückfallen. Sie haben sich eine stumpfe Waffe ausgesucht, mein Freund, einen Bumerang..."
Simpson sah verdutzt aus. Er schaute Carol an, die sich aus dem Bett erhob und auf den Kleiderschrank zuging. Sie öffnete ihn und nahm einen weißen Morgenmantel heraus. Während sie hineinschlüpfte und den Gürtel verknotete, sagte sie: „Ich habe es satt... gründlich satt!"
„Du mußt uns schon sagen, gegen wen sich dein plötzlicher und recht heftiger Aerger richtet", bemerkte Tone, dessen Stimme gefährlich sanft klang. „Nun?"
Carol blickte ihn wütend an. Sie faßte sich an den Hals, der sich allmählich rötete. „Ich werde dich verlassen, Fred... das ist sicher!"
„Wann?"
„Sofort", sagte Joe.
„Ah ... haben Sie das zu bestimmen?" fragte Tone.
„Einer muß hier das Kommando übernehmen."
Tone schaute Carol an. „Wovon willst du leben?"
„Joe kann uns beide ernähren..."
„Ach richtig, er ist ja Arzt."
„Das habe ich nur so gesagt", meinte Simpson und senkte verlegen den Blick.
„Ah ... Sie haben mich beschwindelt?" fragte Tone. „Ich hätte es mir denken sollen. Na, da haben sich ja zwei prächtige Typen gefunden ... zwei notorische Lügner!" höhnte Tone.
„Du hast kein Recht, uns zu beschimpfen!" rief Carol mit blitzenden Augen.
„So?" fragte Tone. „Willst du mir bitte verraten, wer hier ein Recht hat, wütend zu sein? Heute erfahre ich, daß du mich
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