Kommissar Morry - Opfer des Satans
in dienstlicher Strenge. „Geben Sie Ihre Tasche her. Wollen ‘mal sehen, warum Sie sich eben so rasch verdrücken wollten.“
Dave Coogan äugte wie eine gefangene Ratte auf die beiden Männer.
„Ich bin unschuldig“, kreischte er hysterisch. „Ich habe mich seit der Entlassung aus dem Gefängnis tadellos geführt. Ich wollte hier nichts weiter, als in aller Ruhe einen Schnaps trinken.“
Inspektor Holly horchte nicht auf das törichte Gestammel. Er öffnete die Tasche und brachte mit triumphierender Miene eine ganze Serie raffinierter Einbruchswerkzeuge zum Vorschein. Dann klirrte plötzlich ein Dolch auf die Tischplatte nieder. Die einseitig geschliffene Waffe hatte einen breiten, schlangenförmig ziselierten Metallgriff.
„Donnerwetter!“ stammelte Inspektor Holly betroffen. „Das hätte ich denn doch nicht gedacht. Mit einer solchen Waffe wurden bisher schon vier Menschen ermordet. — Woher haben Sie das Ding, Coogan? Wenn Sie mich jetzt belügen, kann Sie keine Macht der Welt mehr vor dem Galgen retten!“
Dave Coogan rutschte gepeinigt auf dem Sofa hin und her. Er war bleich wie ein Leichentuch. Seine Lippen zuckten in nervöser Unruhe. „Ich belüge Sie nicht, Sir“, stöhnte er. „Ich bin wirklich unschuldig. Ich habe die Tasche nur für jemand in Verwahrung genommen. Ich sollte sie diesem Mann übermorgen Abend wieder übergeben.“
Inspektor Holly's Gesicht verzog sich zu einer eisigen Miene. „Ersparen Sie sich doch das alberne Märchen von dem großen Unbekannten, damit haben Sie bei uns kein Glück. Sie sind hinreichend verdächtig, Beihilfe zu vier schurkischen und hinterhältigen Raubmorden geleistet zu haben. — Legen Sie ihm die Handschellen an, Konstabler.“
Dave Coogan winselte wie ein getretener Hund. Er kämpfte verzweifelt um eine letzte Chance.
„Ich rede nicht von einem Unbekannten, Sir“, keuchte er mit brüchiger Stimme. „Der Mann heißt John Griffin und wohnt in einem Bourdinghouse am Western Dock. Ihm gehört die Tasche. Er hat sie mir heute Abend am Osthafen übergeben.“
„Wo?“ fragte Inspektor Holly rasch. Seine Augen suchten Konstabler Ossian. Sekundenlang schauten sie sich stumm an. Inspektor Holly setzte sein scharfes Verhör fort.
„Beschreiben Sie den Mann“, befahl er streng. „Wie sieht er aus? Woher stammt er?“
Der Gauner machte eine ratlose Handbewegung.
„Ich kann Ihnen nicht viel sagen“, murmelte er mit schrägen Blicken. „Der Mann stammt nicht aus Schottland, Sir. Ich glaube, er ist aus London nach Aberdeen gekommen. Er ist von durchschnittlicher Größe und sieht ganz harmlos und unauffällig aus. Dabei scheint er eine Menge Geld zu haben. Jedenfalls hat er mich für den kleinen Dienst anständig bezahlt.“
„Für welchen Dienst?“ forschte Holly wachsam.
„Das wissen Sie doch, Sir! Ich sollte nur die Tasche für ihn aufheben. Das war alles.“
„Kommen Sie!“ sagte der Inspektor. „Wir wollen uns den Schlupfwinkel dieses Herrn einmal genauer ansehen. Sie werden uns begleiten.“
Dagegen sträubte sich Dave Coogan mit Händen und Füßen. Seine Haare stellten sich steil in die Höhe; klebriger Schweiß rann ihm über das Gesicht. „Das kann ich doch nicht, Sir“, stotterte er furchtsam. „Wenn John Griff in erst merkt, daß ich ihn verzinkt habe, wird er mich noch heute Nacht in die Hölle schicken.“
„Falls er Gelegenheit dazu hat“, meinte Inspektor Holly spöttisch. „Kommen Sie, Coogan! Halten Sie uns nicht länger auf.“
Sie führten den Mann aus der Bar, drängten ihn auf den Rücksitz des Dienstwagens und brausten noch in der gleichen Minute ab. Es war nicht weit zum Western Dock. Der schnelle Wagen schaffte die kurze Strecke in vier Minuten. Dichter Nebel lagerte über dem Hafenviertel. Ruß und Dunst vermischten sich zu einem undurchdringlichen Brodem. Schäbig und verwahrlost tauchte das Bourdinghouse aus den grauen Schwaden. Die schmalen Fenster glotzten fast alle dunkel in die Finsternis. Über dem Eingang brannte eine blaue Lampe.
„Aussteigen!“ befahl Inspektor Holly ungeduldig. „Worauf warten Sie denn noch, Coogan?
Jetzt wird sich beweisen, ob Sie uns die Wahrheit erzählt haben.“
Sie mußten Dave Coogan stoßen, zerren und schieben, bis sie ihn endlich am Portal des schäbigen Hotels hatten. Konstabler Ossian stieß ihn grob zur Empfangsloge hin.
Der Pförtner machte verwunderte Augen. „Was ist denn los?“ fragte er bestürzt. „Was hat denn dieser seltsame Aufzug zu
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