Kommissar Morry - Opfer des Satans
dieses Haus.“
„Sie brauchen sich keine Vorwürfe zu machen“, Mr. Belmont“, tröstete Kommissar Morry. „Wer sieht schon in eines Menschen Herz. Und welcher Mörder sieht tatsächlich wie ein Mörder aus!“
„Erzählen Sie doch weiter, Sir“, bat der Butler erwartungsvoll.
„Warum beging dieser Schurke immer wieder neue Morde? Er hatte nun doch die bürgerliche Stellung, die er so lange suchte.“
„Unterschätzen Sie nicht die unersättliche Habgier John Griffins“, murmelte der Kommissar gedankenvoll. „Er hatte das Schloß noch nicht betreten, da dämmerte ihm schon der Instinkt, daß er hier auf billige Art reich werden könnte. Zunächst hegte er anscheinend die Absicht, seinen jungen Herrn zum Schloßerben avancieren zu lassen, damit er ihn später um so leichter ausplündern konnte. Daher der Mord an dem alten Lord. Aber dann hatte er das gar nicht mehr nötig. Er plünderte nämlich den Tresor aus, den Cecil Harrow von seinen Freunden hatte öffnen lassen. Jetzt war er reich. Jetzt konnte er sich aus dem Staub machen. Das tat er denn auch auf seine Weise. Er inszenierte ein billiges Theater in einem leerstehenden Haus in der Suzzler Street. Er spielte mit vollem Erfolg die Rolle eines Toten. Mr. Belmont und die Polizei fielen prompt auf seine Komödie herein. Nun hätte John Griff in eigentlich zufrieden sein können. Er hatte die Bewohner von Harrow Castle hinters Licht geführt. Er galt als ermordet. Doch wie schon erwähnt, er wollte völlig sicher gehen. Da waren zunächst seine ehemaligen Freunde, die ihn in Harrow Castle erkannt und ihr Wissen in ihren Kreisen vermutlich ausgeplaudert hatten. Sie bedeuteten eine ständige Gefahr für ihn, denn sie konnten ihm jederzeit die Maske vom Gesicht reißen. So begann John
Griff in sein trauriges Handwerk immer wieder von neuem. Er schaltete nach und nach alle Leute aus, die seine Vergangenheit kannten und seiner gesicherten Zukunft im Wege standen. Er heftete sich an die Ferse von Ebor und Duckett, die ihm darüber hinaus ungewollt den zweiten Tresor öffneten. Ebor starb, und Griffin bereicherte sich entgegen seiner sonstigen Gewohnheit mit Schmuck und Wertgegenständen.
Das nächste Opfer dieses Satans wurde Lilly Raven, ihr folgte Francis Mack, und nur Slim Duckett entging durch seine verzweifelte Gegenwehr dem sicheren Tode. Er tötete Cecil Harrow, von dem er während des Mordes an Lilly erkannt zu sein glaubte. Wäre das tatsächlich der Fall gewesen, hätte uns der junge Harrow zweifellos davon Mitteilung gemacht, denn letztlich hätte er kaum eine bessere Gelegenheit gefunden, seinen Stiefbruder zu verdächtigen, und zwar hinreichend zu verdächtigen. Da dies jedoch nicht geschah, dürfen wir annehmen, daß Cecil das Geheimnis um den Mörder erst in der Todesstunde entdeckte, wie ja auch Sie, Mr. Belmont, beinahe Ihre Erkenntnis mit dem Leben bezahlen mußten. Gerade Ihnen drohte Griffin später am ehesten zu begegnen, obwohl er London zwar zu verlassen gedachte, andererseits aber Ihre Reiselust und den Zufall in Rechnung stellte.“
„Wenn man die Geschehnisse nicht selbst erlebt hätte, würde man ihre Glaubwürdigkeit bezweifeln“, wandte Stanley Belmont ein.
„Bitte, gestatten Sie mir eine Frage, Kommissar: Wie sind Sie eigentlich darauf gekommen, in Alsen alias Griff in den Mörder zu sehen?“ „Das will ich Ihnen gern erklären“, antwortete Morry bereitwillig. „Wir benachrichtigten natürlich die Polizeidirektion in Bristol von der Ermordung eines gewissen Henrik Alsen. In dem darauf folgenden Antwortschreiben teilte uns der zuständige Dezernent mit, daß von seiten einer befreundeten Familie Alsens bereits eine Vermißtenanzeige eingegangen sei, die ja nun ihre Klärung gefunden habe und übersandte uns außerdem eine Reihe von Unterlagen über den Ermordeten, die uns eventuell bei der Aufdeckung des Verbrechens dienlich sein konnten. Hatte mich die Aufgabe der Vermißtenanzeige an und für sich nicht stutzig gemacht — Alsen konnte immerhin mit Ihnen, Mr. Belmont ,überstürzt abgereist sein, — erweckte eine auf den ersten Blick nebensächliche Erwähnung in den Unterlagen mein besonderes Interesse: der echte Alsen war Linkshänder! Sehen Sie, wenn man die meisten alltäglichen Verrichtungen mit der linken Hand vornimmt, so fällt einem das schließlich auf, wohingegen ich hätte beschwören können, an Alsen eine derart hervorstechende Besonderheit nicht bemerkt zu haben! Ja, daraus ergab sich der erste
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