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Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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hast aufs falsche Pferd gesetzt. Nun ist das Rennen für dich verloren.“ „Mach es kurz. Du langweilst mich.“
    Der Besucher grinste.
    „Aha“, sagte er. „Jetzt bröckelt schon etwas von deiner Fassung ab. Ich sollte mir die Mühe machen, dich noch ein wenig in die Zange zu nehmen. Schließlich habe ich Zeit.“
    „Tu, was du willst."
    „Gib mir noch einen Pernod.“
    Der Mann gehorchte.
    „Vergiß das Eis nicht. So, vielen Dank. Vielleicht wäre doch noch ein brauchbarer Mixer aus dir geworden. Schade, nun ist es zu spät.“
    „Du redest reichlich viel. Eines Tages wird dir das das Genick brechen.“
    „Schon möglich. Du jedenfalls wirst es nicht mehr erleben.“
    Der Besucher faßte in seine Tasche und zog ein Päckchen Zigaretten hervor. Nachdem er sich eine Zigarette zwischen die Lippen geschoben hatte, forderte er „Gib mir Feuer.“
    Der Mann mit dem Mixerjäckchen öffnete die Schublade. Dort lag das Feuerzeug. Er stutzte. Neben dem Feuerzeug lag Abe Shires Pistole. Der Wirt trug sie sonst immer bei sich. Er mußte sie vergessen haben. Der Mixer zögerte, dann nahm er das Feuerzeug heraus. Der Besucher hatte etwas gemerkt. Er war ein guter, scharfer Beobachter, und ihm war die Reaktion seines Gegenübers nicht entgangen. Er faßte in die rechte Jackentasche, um den harten Griff seiner Pistole zu spüren. Der Mixer lächelte.
    „Was machst du denn für ein Gesicht?" fragte er und knipste das Feuerzeug an.
    Die Züge des Besuchers entspannten sich. Er kann keine Waffe haben, dachte er. Es ist gar nicht seine Art. Außerdem haben wir ihn beobachtet. Wir haben in seiner Abwesenheit sein Zimmer und seine Sachen durchsucht.
    „Nichts“, brummte der Besucher und setzte seine Zigarette in Brand.
    Der Mixer ließ die Schublade halb offenstehen. Er fühlte sich auf einmal ganz ruhig und sicher. Er war froh, daß er nicht nachgegeben hatte. Es hätte ihm ja doch nichts genützt . . .
    Er legte das Feuerzeug zurück und berührte die Waffe mit einem Finger, ganz kurz nur. Es gab ihm ein Gefühl von Sicherheit. Er mußte lächeln.
    „Der Pernod schmeckt mir nicht mehr“, sagte der Besucher plötzlich.
    Der Mixer wußte, daß die Entscheidung gekommen war. Er ließ den Gegner keine Sekunde aus den Augen.
    „Das ist merkwürdig“, meinte er. „Er kostet dich doch keinen Pfennig.“
    „Er kostet mich die Anstrengung» den Finger zu krümmen“, erwiderte der Besucher und legte plötzlich die Pistole vor sich hin. Die Hand behielt er am Griff.
    Der Mixer atmete tief. Ich habe nicht aufgepaßt, schoß es ihm durch den Sinn. Er ist mir um eine Sekunde voraus, um eine Sekunde, die entscheiden wird . . .
    „Es tut mir leid", sagte der Besucher. „Du bist aus dem Material gebildet, das harte, zuverlässige Männer macht. Leider stehst du auf der falschen Seite.“
    „Das ist Ansichtssache.“
    „Gewiß. Oder Dummheit. Es kommt immer auf den Standpunkt an.“
    „Ich weiß.“
    „Ich gebe dir eine letzte Chance.“
    „Gib dir keine Mühe. Du wirst mich nicht erpressen können."
    „Schade.“
    Die beiden Männer schwiegen. Sie blickten einander in die Augen. Sie mußten das Gesicht ein wenig verziehen, um sich genau zu sehen. Am Ende der Bar brannte eine Wandlampe. Sie war die einzige Lichtquelle im Lokal.
    Die Pistole des Besuchers war nur fünf Zentimeter von dem Pernodglas entfernt. Als er mit plötzlicher Entschlossenheit nach der Waffe griff, hätte er beinahe das Glas umgestoßen. Das Getränk schwappte, aber es spritzte nicht über den Rand. Dann krachte es. Es krachte gleich zweimal. Zu dem Duft des Zigarettenrauchs trat der scharfe Geruch verbrannten Pulvers. Die beiden Ventilatoren rauschten monoton und geschäftig. Zwei, drei, vier Sekunden vergingen. Dann fiel etwas Schweres zu Boden.
    Auf der Straße hupte ein Auto, und plötzlich hörte man, daß hinter der Wandverkleidung der Bar eine Maus am Holz knabberte.

    *

    Der Barmixer war tot. Er lag mit einem ausgestreckten Arm hinter dem modernen Schanktisch aus dunklem Teak. Fast konnte man meinen, er empfände eine gewisse Scham ob seines bedauernswerten Zustandes.
    „Was wissen Sie von ihm?“ fragte Inspektor Motley grämlich.
    Er blickte auf die vielen buntetikettierten Flaschen, die sauber aufgereiht vor dem riesigen Wandspiegel standen. Mitten im Spiegel war ein Loch. Eine Einschußstelle. Von diesem kleinen schwarzen Zentrum liefen die Spinnenarme der Risse nach allen Seiten davon. Abe Shire, der Wirt, dachte kurz nach. Er stützte

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