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Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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es die bittere Wahrheit ist.“
    Er bückte sich plötzlich und hob die Pistole auf. Grace zuckte zusammen. Sie hatte nicht mehr die Kraft, die eigene Waffe zu heben. Ich habe meine Chance verspielt, dachte sie. Aber Spencer öffnete nur das Magazin und nahm die restlichen zwei Kugeln heraus. Er ließ sie in seine Tasche gleiten und legte die Pistole auf den Boden zurück.
    „Was soll das?“ fragte Grace, auf atmend und verwirrt.
    „Das werden Sie gleich sehen. Lassen Sie uns in Ihr Zimmer gehen.“
    Grace zögerte nur kurz, dann sagte sie: „Meinetwegen.“
    Sie war froh, als sie sich in ihrem Zimmer auf einen Stuhl setzen konnte. Sie fiel förmlich darauf. Ihr Körper schmerzte, als hätte sie ihn den Strapazen eines kilometerlangen Fußmarsches ausgesetzt.
    „Was uns beiden fehlt, ist eine Zigarette“, meinte Spencer und kramte in seinem Anzug herum.
    „Da liegt das Etui", zeigte sie mit einer Kopfbewegung.
    Während er es holte, schob sie die kleine Pistole unter die wächsernen Früchte einer Obstschale, die mitten auf dem Tisch stand. Spencer hielt ihr das geöffnete Etui hin und sie nahm sich eine Zigarette heraus. Nachdem Spencer sich bedient hatte, setzten sie die Zigaretten in Brand. Dann schwiegen sie einige Sekunden und gaben sich dem trägen Fluß ihrer Gedanken hin. Nach dem ersten Aufruhr der Gefühle war nun ein Antiklimax eingetreten, eine Schlaffheit des Denkens und Handelns, das im merkwürdigen Kontrast der Situation stand.
    „Sie haben die Tür offen gelassen“, bemerkte Grace schließlich.
    „Ich weiß“, sagte er ruhig.
    Sie blickte ihn an. Sie sah, daß er auf etwas wartete, und sie fragte sich, was das sein mochte. Vom Korridor drang Randys leises Stöhnen herein. Er keuchte, als er sich aufrichtete und an der Wand in die Höhe zog. In der nachfolgenden Stille, die nur von seinem lauten Atmen unterbrochen wurde, sammelte er ganz offenkundig seine Kräfte. Grace durchfuhr ein eisiger Schreck.
    „Sie haben das Messer vergessen!“
    Spencer runzelte die Augenbrauen. „Stimmt“, sagte er.
    Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. In ihrem Rahmen stand Randy. Die Pistole hielt er in der Hand.
    „Da bin ich wieder“, sagte er mit einem bösen Grinsen. In seinen Augen leuchtete wilder Triumph.
    Er schwankte noch etwas auf den Beinen, aber die Hand, die die Pistole hielt, war ganz ruhig. „Das wäre beinahe schiefgegangen“, meinte er. Er sprach nicht sehr schnell, weil er noch immer gewisse Schwierigkeiten hatte, genügend Luft zu bekommen.
    Grace spürte, wie Spencer eine Hand auf ihre Schulter legte. Aus dieser Hand strömte eine Welle von Zuversicht auf sie über.
    „Jetzt habe ich euch schön beisammen“, fuhr Randy fort und kicherte. „Die zwei Kugeln, die ich noch drin habe, werden genügen. Was haltet ihr davon?“
    Grace merkte, wie sie den Mund öffnete, um etwas zu sagen. Der Druck von Spencers Hand verstärkte sich. Das konnte nur bedeuten, daß er sie bat, zu schweigen.
    „Ich tue das nicht gern“, meinte Randy. „Ich hasse es sogar. Aber ich sehe ein, daß unsere Organisation keine Mitwisser dulden darf.“
    „Was hat das alles mit mir zu tun?“ stieß Grace hervor.
    „Das frage ich mich auch. Breckwood wollte Sie für sich gewinnen, aber die anderen waren dagegen."
    „Die anderen?“
    „Sie sind schwer von Begriff. Sie wußten doch Bescheid. Breckwood hat Ihnen eine völlig idiotische Geschichte erzählt, aber Sie haben Wort für Wort geglaubt. Schön und gut für uns. Aber wer garantiert uns, daß Sie die Geschichte für sich behalten? Die Jungens haben ganz recht, wenn sie befürchten, daß Sie den Unsinn eines Tages herumerzählen... und das würde bedeuten, daß die ganze Chose hübsch ins Rollen kommt. Wir können es uns nicht leisten, mit der Polizei Bekanntschaft zu machen. Wenn wir etwas hassen, so ist es unliebsames Aufsehen. Unser kleiner Druckereibetrieb ist derartigen Belastungen nicht gewachsen.“
    „Druckereibetrieb?“ fragte Grace und drehte den Kopf zur Seite, um zu Spencer in die Höhe zu schauen.
    Randy lachte hinterhältig. „Ja... wußten Sie denn nicht, daß Ihr vomehmer Verlobter, unser allseitig geschätzter Chef, der fähigste Falschmünzer Englands war? Wir haben die Absicht, sein Andenken zu wahren und in seinem Sinne weiterzuarbeiten.“
    Spencer lächelte. „Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie die junge Dame aufgeklärt haben.“
    Randy zwinkerte irritiert mit den Augen. Es gefiel ihm nicht, daß Spencer im Angesicht des

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