Kommissar Morry - Terror um Mitternacht
entschied Chloe.
Randy fluchte innerlich. Chloe eilte hinaus, kam aber nach wenigen Minuten zurück.
„Das Telefon ist tot", seufzte sie. „Die Leitung ist ausgefallen.“
„Schade“, meinte Randy und unterdrückte ein befreites Grinsen. „Wirklich schade.“
Grace schrak aus einem unruhigen Schlaf in die Höhe. Auf ihrer Stirn lag kalter Schweiß. Sie richtete sich auf. Ich bin eingeschlafen, schoß es ihr durch den Sinn. Wie konnte das nur passieren? Ich wollte mich nur ein bißchen aufs Sofa legen und die Zeit bis Mitternacht überbrücken. Im Zimmer brannte Licht. Grace blickte auf die Armbanduhr. Zehn Minuten vor Zwölf. Die Entscheidung stand unmittelbar bevor. Grace stand auf und verlöschte das Licht. Dann setzte sie sich auf das Bett und öffnete die Schublade des Nachtschränkchens. Ihre Finger griffen nach der Pistole.
Sie mußte sich aus der Verwirrung lösen, in die sie eine Reihe merkwürdiger Träume gestürzt hatte... Träume, in denen ein furchtbarer Schrei eine Rolle spielte. Ich muß ganz ruhig sein, hämmerte es in ihr, ganz ruhig; ich darf jetzt nicht die Nerven verlieren.
Sie atmete schwer. Als sie zum Fenster blickte, sah sie, daß sich die Blitze zu einem schwachen Wetterleuchten gemildert hatten. Es regnete noch immer. Plötzlich krachte ein Schuß, dann noch einer. Grace griff sich mit einer Hand an die Brust. Sie spürte das irre Klopfen des Herzens. Was hatten diese Schüsse zu bedeuten? Dann krachte es erneut, diesmal gleich zweimal hintereinander. Die Schüsse waren nicht sehr laut. Sie hörten sich an, als kämen sie aus einer Pistole mit Geräuschdämpfer. Im nächsten Augenblick vernahm Grace einen erschreckten Aufschrei. Dann folgten die Geräusche dumpfer Hiebe, die in Grace eine plötzliche Übelkeit verursachten. Sie stand auf und eilte zur Tür. Im nächsten Augenblick befand sie sich auf dem Korridor.
Sie sah zwei Männer, von denen sie einen nur allzu gut kannte. Spencer Wyck rang mit einem fremden Menschen, stumm und verbissen, mit einem Ausdruck in den Augen, der kaum noch etwas Menschliches an sich hatte.
Spencer hielt das Handgelenk des Fremden fest umklammert und versuchte ihm eine Pistole zu entwinden. Was hatte das alles zu bedeuten, was war geschehen? Randy ließ plötzlich mit einem Schmerzenslaut die Pistole fallen. Spencer erreichte sie mit der Fußspitze und stieß sie weit von sich. Sie rutschte Grace bis vor die Füße. Grace wollte sich danach bücken, aber sie war wie hypnotisiert. Aus starren Augen schaute sie auf die Kämpfenden. Spencer Wyck zog plötzlich einen Aufwärtshaken hoch, der den keuchenden Randy am Kinn erwischte.
Randy war hart im Nehmen. Aber er war kein Mann, der auf die Dauer Spencer Wyck zu trotzen vermochte. Er duckte sich ab und riß ein Taschenmesser heraus. Die Klinge schnappte mit einem häßlichen Geräusch ein. Spencer merkte, wie alles in ihm ganz kühl wurde. Randys Augen funkelten. Er fühlte sich jetzt bedeutend sicherer. Verdammt, das wäre um ein Haar schiefgegangen.
Dieser Wyck hatte ihn getäuscht. Er, Randy, hatte die Tür des Gegners geöffnet und vermeint, Wyck im Bett zu sehen... er hatte sich Zeit genommen, auf die Konturen zu zielen, die sich deutlich unter der Bettdecke abzeichneten. Dann hatte er geschossen.
Als er auf den Korridor trat, um mit Grace Marlowe abzurechnen, stand er Wyck gegenüber.
Spencer, der mit Hilfe einiger Kissen sein Bett so zurecht gemacht hatte, daß man annehmen mußte, er läge darin, hatte sich in Erwartung seines Gegners in einer Korridornische verborgen gehalten. Dann hatte er in einem kurzen Kampf und unter Ausnützung des Überraschungsmomentes Randy die Pistole entwunden. Aber Randy, schon geschlagen, hatte sich wieder gefangen. Trotzdem: Spencer fürchtete ihn nicht.
Randy duckte sich, um den Gegner zu unterlaufen. Genau damit hatte Spencer gerechnet. Sein Arm schnellte nach vorn und erwischte Randys Handgelenk zum zweiten Mal. Ein kurzer, scharfer Dreh genügte, um das Messer aus kraftlos gewordenen Fingern fallen zu lassen. Randy ächzte. Jetzt flackerte in seinen Augen die Furcht. Er hatte keine Zeit, über seine Chancen nachzudenken. Er mußte sich verteidigen, denn Spencer griff ihn an, mit stählerner Härte. Randys Augen wurden gläsern. Er focht mit der Erbitterung, die ihm das Wissen gab, daß es für ihn um alles ging... aber der Gegner war stärker als alles andere, stärker auch als die Furcht, die Randys Kraft immer mehr lähmte. Spencer gewann allmählich
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