Kommissar Steen 01 - Unruhe
die hatte ich nicht.«
»Ich bin in dieser Sache niemandem zur Diskretion verpflichtet, Henriette. Und ich habe keinen Grund, Kettler und Jessen zu schonen.«
»Ich will meinen Job nicht verlieren, nur weil Sie sich am neuen Mann ihrer Ex rächen wollen, verstanden? Vergessen Sie nicht, dass ich dabei war, als Sie vorgestern Abend mit Moussa gesprochen haben. Ich habe also auch etwas gegen Sie in der Hand. Ich habe ein Richtmikrofon in meinem Wagen und einen Teil ihrer Unterhaltung auf Band.«
Axel lächelte beeindruckt und nickte.
»Das ändert nichts daran, dass der PET für Davidis Tod mitverantwortlich ist. Es wird sich auf der Titelseite des Ekstra Bladet nicht sonderlich gut machen, dass der PET Davidi angeheuert hatte, um den BGP zu infiltrieren, er aber dann aufgrund eurer Inkompetenz ermordet wurde, nicht wahr?«
Sie sah ihn mit eiskaltem Blick an und zischte:
»Sie halten mich da raus, verstanden? Oder ich reiße Sie mit in den Abgrund!«
Axel lachte und ging die Treppe hinunter.
»Entspannen Sie sich, Henry, ich werde schon ein braver Junge sein. Das ist nur der Bullenblues.«
46
»Bist du gekommen, um dich abzureagieren?«
Martin Lindberg hatte anderthalb Tage in der sechs Quadratmeter großen Zelle des Polizeigefängnisses im Präsidium verbracht, das normalerweise Häftlingen vorbehalten war, die wegen Körperverletzung und Nötigung einsaßen. Es war ihm anzusehen. Der Blick war müde, Trotz und Wut spiegelten sich darin, aber auch Resignation.
»Nein.«
»Du weißt schon, was das hier ist, oder? Nichts anderes als eine ausgeklügelte Form der Folter. Unschuldige in kleine Gummizellen sperren und sie vierundzwanzig Stunden lang nicht rauslassen. Gestern musste ich zwei Stunden lang auf ein Handtuch warten, weil irgendein Typ eine Etage tiefer Amok lief, verdammte Scheiße.«
»Ausgerechnet du redest von Unschuld. Ich bin nicht hier, um mir deine Beschwerden über die Haftbedingungen in dänischen Gefängnissen anzuhören, damit kannst du den Ombudsmann vollquatschen. Ich bin hier, weil es da etwas gibt, das du uns nicht erzählt hast.«
Axel zog zwei Bilder des toten Enver Davidi aus der Tasche, eins vom Friedhof und eins von der Obduktion, und gab sie Lindberg.
»Du kennst ihn also nicht?«
Lindberg sah auf die beiden Fotos und schüttelte den Kopf.
»Nein, ich kenne ihn nicht.«
»Sieh genau hin! Klingelt da nichts?«
Keine Antwort. Jetzt schüttelte Axel den Kopf.
»Makedonien? Enver Davidi? Auch David genannt?«
»David? Ist das der Dolmetscher?«
Martin Lindberg sah verwirrt, beinahe besorgt aus.
»Was macht … Den hatte man doch ausgewiesen.«
»Du kennst ihn?«
»Ja, aber nicht besonders gut. Er war mein Dolmetscher während der Unruhen da unten 2001. Ich war als Freelancer da, für Information und wem ich sonst noch Artikel verkaufen konnte. Und David konnte beide Sprachen, er war also prädestiniert für den Job. Ich übernahm ihn von einem Typen, der für DR arbeitete. Viele von uns haben ihn in Anspruch genommen.«
»Du hattest Kontakt mit seiner Exfrau, als du wieder hier warst?«
»Ja, wir haben ihm ein paar Hunderter pro Tag gezahlt, und er wollte, dass wir einen Großteil des Geldes seiner Frau geben. Er gab mir ihre Telefonnummer. Also habe ich sie kontaktiert, bin zu ihr rausgefahren, habe einen Umschlag bei ihr abgeliefert und ein paar freundliche Worte über ihn gesagt, nichts weiter.«
»Welche dänischen Journalisten haben ihn sonst noch angeheuert?«
»Viele, wie gesagt. Ich weiß nicht mehr genau, wer. Während meiner Zeit da unten waren drei Typen von DR da, unter anderem Sonne, dann Dorte Neergaard von TV 2, Politiken, ein junger Kerl von Jyllands Posten, ich weiß aber nicht, ob sie alle mit ihm zusammengearbeitet haben. Jedenfalls war David sehr gefragt, weil er fleißig, intelligent und angenehm im Umgang war. Aber was hat das mit mir und dem Fall zu tun?«
Axel ignorierte die Frage.
»Hast du Davidi danach noch mal gesehen?«
»Nie wieder.«
»Und seine Exfrau?«
»Ich bin ihr nur das eine Mal begegnet, als ich ihr das Geld von David gegeben habe.«
»Was hattest du für einen Eindruck von Davidi?«
»Ich kann nichts Schlechtes über ihn sagen. Er hatte einen Fehler gemacht, den er bitter bereuen musste.«
»Die Drogengeschichte?«
»Ja. Er sagte oft, wie sehr er seinen Sohn vermisste. Und er …«
Lindberg berichtete nur zögerlich über seine Begegnung mit Davidi.
»Was?«
»Er bat mich, ein Empfehlungsschreiben für ihn
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