Kommissar Steen 01 - Unruhe
aufzusetzen.«
»Was soll das bedeuten?«
»Es war ihm sehr daran gelegen, dass sein Ausweisungsverfahren wieder aufgenommen würde, damit er zurück nach Hause kommen und seinen Sohn sehen könnte. Oder dass wenigstens die Bedingungen gelockert würden. Und deshalb bat er mich, eine Empfehlung für ihn zu schreiben, die er seinem Antrag beilegen konnte.«
»Und? Hast du das gemacht?«
Lindberg sah auf seine Hände.
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Ich war Freelancer. Ich war dabei, mir eine Karriere in der etablierten Presse aufzubauen. Es hätte nicht gut ausgesehen, wenn herausgekommen wäre, dass ich mich für einen verurteilten Drogenschmuggler einsetze.«
»Wie hat er darauf reagiert?«
»Gar nicht.«
»Was soll das nun wieder heißen?«
Lindberg seufzte.
»Ich bin nicht besonders stolz darauf, und heute würde ich anders handeln, aber ich habe ihm gesagt, ich würde es ihm zuschicken, wenn ich wieder zu Hause wäre, aber das habe ich nicht getan.«
»Hat er darauf reagiert?«
»Nein, ich glaube, es war ihm bereits klar, als ich es ihm sagte – also dass er ein solches Schreiben nie bekommen würde. Er wirkte enttäuscht, aber er akzeptierte es.«
»Was ist mit Sonne? Weiß er etwas über ihn?«
»Warum? Worauf willst du hinaus?«
»Ich frage nur, ob Sonne und Davidi irgendetwas miteinander zu tun hatten.«
Wieder dieses Zögern.
»Ja, das hatten sie. Sonne war damals bei DR angestellt und führte sich auf wie der King, aber als er erfuhr, dass Davidi wegen Drogen verurteilt worden war, drehte er ziemlich durch. Er hatte Angst, es könnte herauskommen, dass DR einen ausgewiesenen Drogenschmuggler als Dolmetscher beschäftigte.«
»Habt ihr beide über Davidi gesprochen, nachdem er ermordet wurde?«
»Nein, ich habe nicht mit Sonne gesprochen«, sagte Lindberg schnell. Zu schnell.
Axel holte ein Bild von Stanca Gutu hervor und reichte es hinüber.
»Was ist mit ihr hier?«
Lindberg sah das Bild der lächelnden Frau forschend an. Dann schob Axel das Foto von ihr aus dem Leichenschauhaus über den Tisch. Lindberg warf einen kurzen Blick darauf und sah dann wieder Axel an.
»Ist das …?«
»Ist das wer?«
»Ich weiß es nicht. Wer ist das?«
Das Gespräch hatte eine absurde Wendung genommen. Axel war nicht sicher, ob Lindberg sie wiedererkannt hatte oder auf das Bild reagierte.
»Stanca Gutu, eine moldawische Prostituierte, ermordet in einem Hotelzimmer in Tetovo in der Nacht vom 17. auf den 18. März 2001. Du siehst aus, als würdest du sie kennen.«
»Ich kenne sie nicht. Ich weiß nicht, wer sie ist.«
»Wann wart ihr und Davidi zusammen da unten?«
»Im März 2001. An den genauen Zeitraum kann ich mich nicht erinnern.«
»Eigenartig, Gedächtnisschwund, was? Wir werden überprüfen, was du gerade erzählt hast, und dann werden wir sehen, was der Ankläger entscheidet. Ich hoffe für dich, du hast die Wahrheit gesagt. Andernfalls wird die Richterin ganz bestimmt noch ein paar Wochen dranhängen, damit wir alles untersuchen können, was du gesagt hast, bis ins letzte Detail.«
Axel stand auf, um zu gehen. Er klopfte an die Tür, und ein Gefängnisbeamter öffnete.
»Sorgt bitte dafür, dass er ordentlich behandelt wird, sonst haben wir bald jede Menge Klagen am Hals, ja?«, sagte Axel zu ihm, bevor er auf den bordeauxroten Gang trat, von wo aus wie auf jeder anderen Etage auch ein Stahlnetz gespannt war, um die Gefangenen daran zu hindern, sich nach unten zu stürzen.
»He, Axel Steen, da ist noch eine Sache, die ich vergessen habe …«
Axel machte kehrt.
»Ja?«
»Sonne hat Davidis Exfrau ebenfalls besucht, um das Dolmetscherhonorar abzuliefern. Sie hatten wohl was miteinander.«
Axel stieg das Blut in die Wangen.
»Was weißt du darüber?«
»Nur das, was ich sage. Sonne und ich sind keine Freunde, aber einmal erzählte er mir, dass er bei ihr gewesen war und nicht fassen konnte, dass David sein Leben mit ihr aufs Spiel gesetzt hatte, auch wenn es dabei um noch so viele Kilo Heroin gegangen war. Sie sei der beste Fick gewesen, den er seit Langem gehabt habe.«
Axel schloss die Zellentür hinter sich.
47
Raus aus dem Gefängnis und durch die Tür auf der Rückseite des Bunkers in die Otto Mønsteds Gade. Sofort zog er das Handy hervor, hielt dann aber inne. Er ging weiter bis zur Ecke des Bunkers, bog in die Niels Brock Gade ein und entfernte sich von dem Gebäude. Im Minimarkt in der Anker Heegårds Gade kaufte er ein Päckchen Zigaretten und ein Feuerzeug.
Der
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