Kommissar Steen 01 - Unruhe
erste Zug schmeckte nach Kneipe und alten Männern, aber er rauchte dennoch gierig und genoss es, wie der Körper schwer wurde. Die Kippe verglühte innerhalb von zwei, drei Minuten, er warf sie weg und musste heftig husten.
Nach dem dritten Klingeln war sie dran.
»Warum hast du mir nichts von Sonne erzählt?«
»Was?«
»Warum hast du mir nicht erzählt, dass du ein Verhältnis mit Sonne hattest?«
»Warum sollte ich das? Du hast nicht gefragt. Was hat das mit dem Mordfall zu tun?«
»So dumm kannst du doch nicht sein. Alle, die zu deinem Exmann in Beziehung standen, haben etwas mit dem Fall zu tun. Erst recht ein Mann, der die Exfrau des Toten gebumst hat.«
»Jetzt bist du wieder im Dienst, was, Bulle? Oder was ziehst du hier ab?«
»Ich muss das an den Leiter der Ermittlungen weitergeben. Sie werden dich abholen und ins Präsidium bringen, da kannst du sicher sein.«
»Was redest du da eigentlich? Soll ich David etwa umgebracht haben? Du bist ja völlig verrückt, Mann! Ich habe keine Lust mehr, mit dir zu reden.«
Ihre Reaktion bewirkte, dass Axel sich etwas besser fühlte, denn die Wut schien ein Ausdruck dafür zu sein, dass er sie tatsächlich verletzt hatte.
»Ich sage ja nicht, dass du ihn ermordet hast. Aber Laila, verdammt noch mal, warum hast du mir nicht einfach gesagt, dass du ein Verhältnis mit ihm hattest?«
»Ich war wohl gerade nicht in der Stimmung dazu. Ich dachte, zwischen uns beiden wäre etwas. Und dann fängt man doch nicht an, alle aufzuzählen, mit denen man mal geschlafen hat.«
»Nein, das tut man wohl nicht, aber ich hätte dich danach fragen müssen, wenn ich meine Arbeit ordentlich gemacht hätte, aber das habe ich nicht.«
»Ich finde, du hast deinen Job ziemlich gut gemacht.«
Axel ignorierte die Bemerkung.
»Habt ihr noch Kontakt, du und Sonne? Wusste er von Davids Anwesenheit hier? In welcher Beziehung stand er zu David?«
»Unser Verhältnis ging ungefähr ein Jahr. Ich brauchte Trost. Ich war so verflucht einsam, und Louie mochte ihn. Heute haben wir immer noch eine freundschaftliche Beziehung zueinander. Er wusste nichts davon, dass David in Dänemark war – jedenfalls nicht von mir. Er kannte David aus Makedonien, genau wie Lindberg. Ich glaube nicht, dass sie noch Kontakt hatten.«
»Du weißt nicht, ob da unten irgendetwas zwischen ihnen vorgefallen ist?«
»Nein, davon habe ich nie etwas gehört.« Sie zögerte. »Was geschieht jetzt, Axel?«
»Ich schreibe einen Bericht, und dann wird man dich zum Verhör einbestellen. Du solltest dich am besten schon mal nach einem Kindermädchen umsehen. Ich bezweifele, dass das bis morgen warten kann.«
»Höre ich wieder von dir?«
»Ja, du hörst von mir, aber nicht jetzt. Ich melde mich.«
Axel brach die Verbindung ab und zündete sich noch eine Zigarette an, während er die neuen Erkenntnisse durchdachte. Lindberg. Laila. Sonne. Konnte es einer von ihnen gewesen sein? Das erschien ihm sehr unwahrscheinlich.
Wer war dann noch übrig? Moussa und seine sauberenFrüchtchen? Oder der PET ? Ein Insider aus den Reihen der Polizei?
Sagte Lindberg die Wahrheit oder versuchte er, von sich abzulenken? Auf jeden Fall schuldete Jakob Sonne ihnen eine gründliche Erklärung. Er hatte bei der Berichterstattung über den Mord an Enver Davidi in der vordersten Reihe gestanden, und er hatte zu keinem Zeitpunkt gesagt, dass er ihn kannte.
Axel ging hinauf ins Morddezernat. In einigen Büros brannte Licht, sowohl in Darlings als auch in Corneliussens. Axel erinnerte sich an Darlings Mahnung während der Besprechung beim PET vor drei Tagen, Laila Hansens Hintergrund genauer unter die Lupe zu nehmen. »Ich will wissen, mit wem sie im Bett war.«
Warum hatte er nicht einfach gesagt, wie es war? Und jemand anderen gebeten, sich um diesen Teil der Ermittlungen zu kümmern?
Andererseits hatte er sie ja gefragt, als er sie das erste Mal verhörte, und sie hatte geantwortet, es habe niemanden von Bedeutung gegeben – einschließlich ihm selbst.
Er ging direkt in Darlings Büro, der vornübergebeugt vor seinem Computer saß.
»Ah, da bist du ja. Willst du die neuesten Entwicklungen hören?«, fragte der große Polizist.
Axel setzte sich.
»Ich dachte, ich gehöre nicht mehr zum Inner Circle .«
»Jetzt komm schon. Wir sind sicher, dass einer der Zeugen gesehen hat, wie Enver Davidi über die Friedhofsmauer geklettert ist. Und ein anderer hat ihn zusammen mit dem Mörder über den Friedhof gehen sehen – Arm in Arm,
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