Kommissar Steen 01 - Unruhe
Fall, dass wir eingreifen sollen, sind wir gut gerüstet«, erhielt sie Bescheid.
Axel checkte die Bildschirme. Im Escobar gab es keinerlei Bewegung, Moussa saß noch immer mit drei seiner Leute an demselben Tisch und trank Kaffee. Es war kurz vor vier.
Jetzt waren sie alle hier. Lindberg, Moussa und seine Jungs, tausend Demonstranten und Schaulustige füllten den Platz. Und die Presse in vorderster Front. Aber wo war der Stoff? Und wer sollte ihn abliefern und das Geld entgegennehmen?
Lindberg wurde auf die Bühne bugsiert, die Menge reagierte mit einem Jubelschrei. Er schaute über die Köpfe hinweg, der Blick fiel auf den Wagen, wanderte zum Escobar und glitt wieder über die Menge, als sauge er alles in sich auf. Einer der jungen Männer aus dem Lieferwagen reichte ihm ein Mirkofon.
»Freunde! Kameraden! Aktive! Gebt nicht auf! Sie haben den Jagtvej 69 plattgemacht, aber uns können sie nicht plattmachen!«
Jubel.
»Es gibt eine Linie, eine blutrote Linie, die vom 18. Mai 1993 direkt zu dem führt, was letzten Donnerstag geschehen ist. Es geht um einen Staat, dem seine Bürger gleichgültig sind, um junge Menschen, die von stimmengeilen Politikern im Stich gelassen werden, und darum, dass wir nur hier sein dürfen, wenn wir uns unterordnen. Aber das tun wir nicht!«
Die Menge brüllte begeistert auf.
»Aber es geht auch um die Polizei. Um Übergriffe, Gewalt und die groteske Art, wie sie vor vierzehn Jahren versucht haben, ihre eigenen Fehler unter den Teppich zu kehren. Sie habennichts daraus gelernt! Denn was tun sie heute? Zwei unschuldige Menschen wurden ermordet, und alles deutet darauf hin, dass die Polizei darin verwickelt ist, aber auf wen machen sie Jagd? Sie machen Jagd auf uns. Ein Mann wird in der Nørrebrogade unrechtmäßig festgenommen, brutal zusammengeschlagen und misshandelt, und was tut die Polizei? Sie klagen ihn an wegen Körperverletzung.«
Seine Stimme versank in Buhrufen. Ein Chor erhob sich aus der Menge:
»Zick zack Bullenpack, zerstückelt und dann klein gehackt!«
Lindberg wartete geduldig lächelnd, bevor er mit seiner Hasstirade gegen Polizei, Staat und Gesellschaft fortfuhr.
Der Wagen war jetzt von Demonstranten umringt, der Blick auf das Escobar verstellt.
Es war 16.00 Uhr.
»Also dann«, sagte Axel. »Ich muss sowieso aus dieser Scheißkarre raus.«
»Warten Sie«, sagte Henriette Nielsen. Sie nahm ihre Pistole und überprüfte sie. Aber Axel konnte nicht warten. Seine H&K steckte im Gürtel unter seiner Jacke, er brauchte sie nicht zu überprüfen.
Er öffnete die Tür so weit, dass er sich hinausschieben und niemand in das Innere des Wagens sehen konnte. Er stand auf der dem Platz und der Menschenmenge zugewandten Seite. Wut und Gewalt lagen in der Luft. Der Wagen befand sich jetzt zwischen ihm und dem Escobar. Er entdeckte Kettler, der sich zusammen mit zwei Kollegen einen Weg durch die Menge bahnte, getarnt als Demonstranten. In Jeans, Tennisschuhen und schwarzem Kapuzenpulli sah der sonst stets in feinen Zwirn gekleidete Agent aus wie falsch gecastet. Was zum Henker machte er hier? Axel sah hinüber zum Escobar, wo Moussa zusammen mit den drei Männern, mit denen er Kaffee getrunken hatte, nach draußen auf die Straße gekommen war. Sie standen da und betrachteten das Schauspiel der Demonstration.
Dorte Neergaard war auf dem Weg zu Moussa, gefolgt voneinem Kameramann und einem Tontechniker. Auch Sonne bewegte sich in die gleiche Richtung.
Axel bekam einen Stoß in den Rücken, der ihn gegen die Seite des Wagens drückte. An seinem Ohr hörte er Kettlers Stimme.
»Was verdammt noch mal machen Sie hier?«
Er drehte sich um und stieß Kettler weg. Jetzt stand er dem PET -Mann und dessen Kollegen gegenüber. Sie sahen nervös über die Schulter nach hinten.
»Gleichfalls, Sie Idiot. Man sieht euch die Bullen derart an, dass sogar ich Lust bekomme, euch plattzumachen. Haut jetzt ab, bevor ihr die Operation enttarnt.«
Kettler sah angespannt aus, konnte aber seine Überraschung nicht verbergen. Bruchstücke von Lindbergs Rede drangen zu ihnen herüber.
»Wovon reden Sie? Was für eine Operation?«, fragte er.
»Sie haben sie abgesegnet, Sie Trottel. Und jetzt verschwinden Sie.«
Jetzt war der PET -Mann völlig verblüfft.
»Nicht mit Ihrer Beteiligung. Ist Henriette hier? Wo ist sie? Sitzt sie da drin?«
Er schlug gegen die Tür und packte den Griff, schaffte es aber nicht, daran zu ziehen, bevor sich eine Hand auf seine Schulter legte und sein Körper
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