Kommissar Steen 01 - Unruhe
Pistole.
»Du bist ein Amateur, Schnüffler. Deine Botschaft neulich ist angekommen«, sagte Moussa wütend. »Ich habe dafür gesorgt, dass ihr am Pladsen wart, und ich habe dafür gesorgt, dass das Dope geliefert wurde, und zwar vor euren Augen. Den Rest musst du verdammt noch mal schon selbst erledigen.«
Axel zögerte und sah in die braunen Augen, die seinem Blickstandhielten. Sagte Moussa die Wahrheit? Die Chancen darauf standen fifty-fifty, aber warum sollte er lügen? Er war nicht der Typ, der Angst davor hatte, von einem durchgeknallten Schnüffler zusammengeschlagen zu werden.
»Wenn du lügst …«
Moussa schüttelte den Kopf. »Ein Moussa macht keine Deals mit Bullen, wenigstens das verstehst du hoffentlich. Erst recht nicht, wenn meine Leute dabei sind. Das Dope wurde geliefert, und jetzt ist es weg, kapiert? Es ist weg, endgültig, aber den Lieferanten musst du schon selbst finden.«
Axel rief sich die Szene auf dem Pladsen in Erinnerung, deren Zeuge er eben geworden war. Moussa vorm Escobar. Die Handlanger, die verschwanden, jeder in seine Richtung. Was hatte er übersehen?
»Ihr habt das Ganze doch sicher auf Band. Ihr habt doch überall eure Mikrofone, am Pladsen und im Escobar, und die Kameras in euren ganzen beschissenen Überwachungswohnungen?«
Jemand hämmerte an die Tür zum Kühlraum, dann rief Henriette Nielsen seinen Namen.
»Warte«, sagte Moussa. »Liefern wir ihnen eine Show. Und denk dran, Komiker, du schuldest mir was!«
Axel sah ihn an. Dann griff er in die dicken Locken und riss ihn hoch.
»Mund auf!«
»Du bist ja krank, Mann«, lachte Moussa.
»Mund auf!«
Moussa öffnete den Mund.
Die Tür flog auf, und Brian und Henriette stürzten herein.
Axel drückte Moussa seine Pistole in den Mund.
»Was zum Teufel hast du nicht begriffen? Was? Ich will den Mann haben, habe ich gesagt. Ist das so schwer zu kapieren? Wer ist er?«
Moussa hustete.
»Aufhören, Axel, sofort aufhören!«, rief Henriette.
Axel ließ Moussa auf den Boden fallen.
»Schafft mir den Scheißkerl aus den Augen.«
Moussas Augen waren ganz ruhig.
»Was ist los mit Ihnen?«, zischte Henriette, aber Axel sah ihr an, dass sie nichts dagegen hatte, wie er mit dem Gangster umsprang, im Gegenteil.. Brian nickte ihm anerkennend zu.
»Ist er auf dem Weg nach draußen doch tatsächlich hingefallen?«, fragte er lachend. »Und hat sich den Kopf am Kühlschrank gestoßen?«
»Hat er noch etwas gesagt?«, fragte Henriette.
Axel schüttelte den Kopf.
55
Axel verließ das Hinterzimmer. Moussa, seine beiden Handlanger und der Cafax-Mann wurden ins Präsidium gebracht, aber es war nur eine Frage von Stunden, bis sie wieder frei kämen. Von den Demonstranten war nicht mehr viel zu sehen, der Platz war so gut wie geräumt. Rauch zog durch die Straßen, und unten in der Nørrebrogade konnte er Flammen sehen, die aus einer Straßenbarrikade schlugen.
Als Moussa auf dem Weg zum Einsatzwagen an ihm vorbeigekommen war, hatte er nach ihm gespuckt, aber sein Blick hatte etwas anderes gesagt. Es gab Schulden, die in den Büchern standen und Zinsen anhäuften. Axel setzte sich auf eine Bank und spulte in seiner Erinnerung zurück, die letzte Woche, den letzten Tag, die letzte Stunde, die allerletzten Minuten. Fieberhaft pflügte er durch seine Erinnerungen. Was hatte er übersehen?
Im selben Moment kam Martin Lindberg aus dem Blågårds Apotek.
Axel ging auf ihn zu.
»Ich muss mit dir sprechen. Nur fünf Minuten.«
»Ich wüsste nicht, was wir zu besprechen hätten.«
»Ich habe nicht versucht, dir den Mord anzuhängen, das weißt du. Und jetzt brauche ich deine Hilfe.«
»Und du meinst tatsächlich, ich würde dir helfen?«
»Es geht nicht um dich und mich. Es geht um zwei Tote und einen Mörder, der immer noch frei herumläuft. Und er hat alles unternommen, um dir die Sache in die Schuhe zu schieben. Und wenn ich mich nicht sehr täusche, dann kennst du ihn.«
Jetzt hatte Axel seine volle Aufmerksamkeit.
»Warum glaubst du das?«
»Makedonien 2001. Was ist damals passiert?«
»Warum glaubst du, dass ich ihn kenne?«
»Weil es jemand sein muss, der sowohl dich als auch Davidi kennt.«
Lindberg dachte nach.
»Also du meinst, das alles ist nur passiert, weil mir jemand ganz bewusst einen Strick drehen will?«
»Ja.«
»Und ihr Arschlöcher wart das nicht? Ihr habt nicht versucht, mir einen Mord anzuhängen, an dem ihr selbst schuld seid?«
Axel schaute ihn nur an. Er konnte sehen, dass Lindberg nicht
Weitere Kostenlose Bücher