Kommissar Steen 01 - Unruhe
Rosenkvist als Ranghöchsten waren solche Fragen Routine.
»Das tut nichts zur Sache. Wir haben ihn nicht umgebracht.«
»Aber wir … oder besser gesagt sie«, Axel deutete auf die PET -Leute, »haben ihn hierhergeholt. Er wäre ja nach wie vor noch in Makedonien und würde sich bester Gesundheit erfreuen, wenn ein paar Leute nicht ihre Agentenspielchen gespielt hätten.«
Jens Jessen ergriff in einem Hagel aus Tics das Wort.
»Man kann das natürlich aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten, und es wurden Fehler gemacht, das passiert bei dieser Art von delikaten Operationen, aber aufgrund der Natur derSache sind wir nun einmal gezwungen, tja, wie soll ich mich ausdrücken, die Operation zu den Akten zu legen, die Ordner zu schließen und an eine Stelle des Archivs zu bringen, wo sich die etwas sensibleren Fälle befinden.«
Axel schüttelte den Kopf.
»Ich wusste doch, dass ich in der Hölle gelandet bin.«
Rosenkvists Blick war voller Verachtung.
»Dein Drang zur Wahrheit ist imponierend. Du hast diesen Fall gelöst, das war sehr gute Arbeit. Aber was dich betrifft, ist er abgeschlossen. Und wir werden nicht mehr Löcher als nötig hineinbohren.«
Sein Gesicht sah aus, als sei es mit einer dünnen Schicht Eis überzogen.
»Du bleibst jetzt erst mal ein paar Monate zu Hause und erholst dich, während Darling die Sache zusammen mit Kettler und Nielsen abschließt.«
Er legte eine Kunstpause ein.
»Wir geben heute noch eine Pressekonferenz. Es ist ja alles einigermaßen heikel. Einer der bekanntesten Journalisten. Das macht sich nicht besonders gut, aber es hätte ja schlimmer kommen können«, sagte Rosenkvist und blickte in die Runde.
Das Gespräch war beendet. Weder Darling noch Henriette würde es gut bekommen, wenn sie noch länger blieben, doch traten sie immerhin an das Bett, um sich zu verabschieden, während die drei anderen nur kurz grüßten und das Zimmer verließen.
Als sie gegangen waren, legte Axel sich auf die Seite. Er konnte ein Stück blauen Himmel sehen – zum ersten Mal seit Langem, als er hörte, dass wieder jemand das Zimmer betreten hatte. Er drehte sich um und sah in Rosenkvists Gesicht.
»Ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass das hier deine letzte Chance ist. Wenn etwas herauskommt, bist du am Ende. Und nicht nur das, ich werde dafür sorgen, dass so viel Dreck an dir kleben bleibt, dass du nie wieder einen Job bekommst.Du hast Fehler gemacht, aber die lasse ich dir noch mal durchgehen. Aber wenn du meinen Weg auf eine Weise kreuzt, die mir nicht gefällt, dann mache ich dich fertig. Hast du mich verstanden?«
»Ich weiß nicht, von was für Fehlern du sprichst.«
»Das findest du an dem Tag heraus, an dem die Presse dein Gesicht zum Frühstück auf den Titelseiten serviert, Überschrift ›Leitender Ermittler hatte Verhältnis mit der Geliebten des Mörders‹. Oder lieber ›Polizist schläft mit Witwe von Drogendealer‹. Du kannst es dir aussuchen!«
Axel hob die Augenbrauen. Er konnte ein Lachen nicht unterdrücken.
»Noch eine letzte Sache. Wir haben eine Videokamera im Kofferraum von Sonnes Wagen gefunden. Die Kamera dieses jungen Autonomen, wie hieß er noch gleich, Peter Smith? Hast du die Aufnahme gesehen?«
Treibsand. Axel versuchte, Zeit zu gewinnen.
»Das ist nicht seine. Sie gehört einem Ladenbesitzer in der Nørrebrogade.«
Rosenkvist wischte die Information mit einer Handbewegung beiseite.
»Ganz egal. Hast du dir die Aufnahme angesehen?«
»Nein, wann hätte ich sie mir ansehen sollen?«
»Die Techniker sagen, die Aufnahme sei auf eine CD oder auf einen USB -Stick überspielt worden. Ich habe die Sachen überprüfen lassen, die du bei dir hattest, als du eingeliefert wurdest. In deiner Tasche war ein USB -Stick.«
»Keine Ahnung, wovon du redest.«
»Wo sind deine Sachen?«
Axel zeigte auf den Schrank.
Rosenkvist nahm die Tüte, öffnete sie und rümpfte die Nase. Er durchwühlte die Sachen und sah Axel durchdringend an.
»Hier ist kein Stick.«
»Wie gesagt, keine Ahnung, wovon du redest.«
»Ich hoffe für dich, dass du die Wahrheit sagst.«
Axel hatte große Lust zu sagen, dass er den Stick hatte und dass Rosenkvist der Letzte sei, dem er ihn geben würde. Aber er hatte eine bessere Idee.
Am nächsten Tag rief Axel Lindberg an, der versprach, sofort zu kommen. Der alte Trotz und die Verachtung in seinem Tonfall waren wie weggeblasen, als Axel ihm erzählte, Sonne habe gesagt, er sei der Einzige, der über die
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