Kommissar Steen 01 - Unruhe
erlässt.«
»Was ist mit den Mordmotiven? Schreiben sie darüber etwas?«
»Ja, durchaus. Er war einer Frau mit Kind verfallen und wurde eifersüchtig auf ihren Exmann. Die Story ist also schon draußen. Ich weiß nicht, wer sie hat durchsickern lassen, ich jedenfalls nicht. Von Stanca Gutu weiß aber noch niemand etwas.«
»Was sagst du dazu, dass sie die ganze Davidi-Operation unter den Tisch fallen lassen wollen?«
»Tja, das ist der PET , nicht wahr? Die arbeiten nun mal so.«
»Meinst du nicht, das muss an die Öffentlichkeit?«
»Willst du Selbstmord begehen?«
»Aber müssen sie nicht für den Scheiß zur Verantwortung gezogen werden?«
»Mir ist schon klar, dass du in Jens Jessen nicht gerade verliebt bist, aber versuch bitte, deine persönlichen Gefühle aus der Sache rauszuhalten. Wenn das an die große Glocke gehängt wird, dann sind letztendlich wir es, die mit aufgeknüpft werden. Wir oder Henriette. Hast du jemals gehört, dass Scheiße nach oben fliegt?«
Axel seufzte.
»Nein, nur wenn jemand einen Ventilator anwirft.«
»Und dann fliegt sie auch nicht nach oben, dann trifft sie alle. Und das wäre hier auch der Fall. Also vergiss es.«
»Du hast neulich gar nichts über euren Gesprächstermin erzählt. Worum ging es denn dabei?«
Darling begann zu berichten, aber Axel merkte, wie sein Interesse nachließ. Mit diesem Teil des Falls hatte er abgeschlossen und konnte es kaum ertragen, noch mehr von den strategischen Überlegungen auf polizeilicher Führungsebene und beim PET zu hören, was an die Öffentlichkeit gegeben und was hinter verschlossenen Türen gehalten werden sollte.
»Wir kriegen übrigens einen neuen Chef«, sagte Darling plötzlich.
»Was?«
»Corneliussen wurde versetzt.«
»Zum PET ?«
»Nein, zur Verkehrspolizei.«
»Was sagst du da?«
»Rosenkvist hat alle Anrufe aus dem Bunker an Dorte Neergaard von TV 2 und an Sonne überprüfen lassen, und es hat sich gezeigt, dass Corneliussen sowohl die Geschichte über den Polizisten, der die Frau seines Einsatzgruppenleiters gebumst hat, als auch die Verhaftung Lindbergs ausgeplaudert hat.«
»Aber warum?«, Axel konnte es kaum glauben.
»Na ja, wem wurde die Sache angehängt? Dir. Er dachte wohl, er könnte dich auf diese Weise loswerden.«
»Der Idiot. Wen kriegen wir jetzt?«
Darling lächelte.
Am selben Abend bekam Axel noch einmal Besuch. Henriette Nielsen kam mit Blumen, aber ihr Anliegen war nicht nur fürsorglicher Natur. Nach ein wenig Small Talk kam sie zur Sache:
»Was werden Sie jetzt tun?«
Sie wussten beide, worum es ging.
»Sind Sie deswegen hier?«
»Ja.«
»Und jetzt wollen Sie verhandeln?«
»Ich will wissen, woran ich bin. Das ist meine Operation. Nicht alle Fehler waren meine, aber ich war es, die ihm die Drogen übergeben hat, ich bin es, die ihn verloren hat.«
»Ich habe nicht vor, irgendetwas zu unternehmen, um Sie in den Dreck zu ziehen.«
»Das reicht mir nicht. Wenn etwas über diese Angelegenheit ans Licht kommt, muss ich dafür bezahlen. Vielleicht glauben Sie, Sie könnten Kettler oder Jessen treffen, aber letztlich landet die Arschkarte bei mir.«
»Ich habe keinen Bedarf, jemanden zu treffen. Außerdem habe ich ein sehr deutliches Gefühl dafür, wem ich es zu verdanken habe, dass ich nicht komplett von dem Fall abgezogen wurde. Obwohl ich keine Ahnung habe, wie es Ihnen gelungen ist, Ihren Chef dazu zu bringen, dass ich bei der Überwachungsaktion am Blågårds Plads dabei sein durfte.«
»Sie haben mir überhaupt nichts zu verdanken«, sagte sie kalt.
»Jetzt seien Sie mal nicht zu bescheiden.«
»Das bin ich nicht. Ich habe Ihnen nicht geholfen. Ganz im Gegenteil, ich wäre Sie am liebsten schon losgeworden, als Sie Ihre Nase zum ersten Mal in unsere Operation steckten. Sie sind ja unmöglich zu stoppen, wenn Sie sich erst einmal was in den Kopf gesetzt haben.«
Axel schätzte ihre Ehrlichkeit, aber wer zum Teufel hatte ihm dann geholfen? Die Antwort folgte prompt:
»Wenn Sie sich bei jemandem bedanken wollen, dann am besten bei Jens Jessen. Er hat darauf bestanden, dass Sie bei dem Fall dabeibleiben und mit uns zusammenarbeiten, als Ihre eigenen Chefs Sie am liebsten mit einem Arschtritt in die Hölle befördert hätten. Er hat die ganze Zeit die Hand über Sie gehalten – weiß der Himmel, warum.«
FREITAG, 11. MAI 2007
61
Es war ein angenehmer Maiabend, als Axel das Polizeipräsidium verließ und auf seinem Fahrrad Richtung Nørrebro fuhr.
Die Ermittlungen
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