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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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Geschichte mit Stanca Gutu Bescheid wisse.
    »Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht daran denke«, sagte der Mann, den Axel vierzehn Jahre lang gehasst hatte. Jetzt saß er auf dem Stuhl neben dem Krankenhausbett und wirkte aufgeräumt und ausgebrannt zugleich.
    »Ich hatte das Zimmer neben Sonne. Wir hatten ein paar wahnsinnige Tage hinter uns, wie ich dir ja schon erzählt habe. Wir waren den Guerillas in den Bergen begegnet, wir wurden verhaftet, und es gab Spannungen zwischen David und Sonne. Und als wir die Polizeiwache verlassen konnten, waren wir sehr erleichtert, sogar euphorisch. Wir gingen in eine Bar und betranken uns. Später am Abend schlug Sonne vor, dass David uns jetzt noch mitnehmen sollte zu seiner Freundin. Das war nichts für mich, aber sie sagten, wir würden nur ein bisschen feiern, also sind wir in dieses Hotel.«
    »War es ein Bordell?«
    »Bordell, Hotel, nenn es, wie du willst. Die Mädchen wohnten auf einem Flur in kleinen Zimmern, und wir kamen in einem der Zimmer am Ende des Flurs zusammen und tranken. Ihre Zuhälter hatten sie mehrere Tage in ihren Zimmern eingesperrt, weil sie keinem ausländischem Journalisten begegnen sollten. Ihnen war also langweilig. Wir wurden immer betrunkener. Die Mädchen … sie waren …«
    Er verstummte und sah bekümmert aus.
    »Was waren sie?«
    »Sie waren so jung und unschuldig und gleichzeitig so kaputt. Ich war mit einem Mädchen auf dem Zimmer, das nichtälter als siebzehn war. Ich wollte keinen Sex mit ihr. Ich habe mit ihr über ihr Leben gesprochen, bis ich ausging wie eine abgebrannte Kerze. Ich habe sie nicht angefasst, obwohl sie mich darum angebettelt hat.«
    »Was ist mit Stanca Gutu passiert?«
    Lindberg sah ihn an.
    »Sonne war mit ihr auf dem Zimmer. Am Morgen stürzte David bei mir herein und sagte, ich solle mich anziehen und zusehen, dass ich wegkäme, und zwar schnell, das Mädchen nebenan sei tot.«
    »Hast du die Leiche gesehen?«
    »Nein, aber David sagte, sie sei geschlagen und dann erwürgt worden, er habe sie halb auf dem Boden liegend gefunden, die Zunge habe ihr aus dem Mund gehangen und sei ganz blau gewesen.«
    »Aber du hast sie wiedererkannt, als ich dir das Bild gezeigt habe?«
    »Ja. Das war ein Fehler. Ich hätte dazu stehen und dir erzählen müssen, was ich wusste. Aber dazu fehlte mir der Mut.«
    »Wie ging es mit Sonne und David weiter?«
    »Als ich Sonne später traf, hatte David ihn verprügelt. Er sagte, David hätte erst gedroht, ihn umzubringen, dann, ihn zu verraten, wenn er nicht sofort verschwinden würde. David sagte zu mir, ich solle das alles schnell wieder vergessen.«
    Axel dachte an die Plakate ›Stop Human Trafficking‹ in Lindbergs Wohnung.
    »Aber du hast es nicht vergessen.«
    »Nein, niemals.«
    »Warum hast du es mir nicht erzählt?«
    Lindberg zögerte.
    »Ich habe mich … geschämt. Ich habe versagt. Es war schwer damit zu leben, dass ich nicht eingegriffen hatte, dass ich indirekt an etwas beteiligt war, das anderen Menschen Schaden zugefügt hat.«
     

    Nachdem Lindberg gegangen war, rief Axel Frank Jensen in Skopje an.
    »Der PET hat sich bei mir gemeldet, man hat nach Stanca Gutu gefragt. Aber ich habe sie erst mal hingehalten, wollte warten, bis ich etwas von dir höre. Und ich habe etwas für dich«, sagte sein alter Kollege.
    Es war die Geschichte einer jungen Frau aus Moldawien, die wie eine Ware verkauft worden war und nie wieder in ihr altes Leben würde zurückkehren können. Sie endete als Opfer eines nächtlichen Sexualmordes in einem heruntergekommenen Bordell in einem makedonischen Provinzkaff. Enver Davidi und ein paar verschreckte junge Prostituierte waren allein im Hotel gewesen, als am Morgen die Polizei eintraf. Davidi war verhört worden und hatte gesagt, er wisse nicht, wer mit Stanca Gutu auf dem Zimmer gewesen sei, und dass er in dieser Nacht bei seiner Freundin geschlafen habe, nachdem er einiges getrunken hatte.
    »Und das war alles?«
    »Nein, die Sache wurde vertuscht und schon einen Tag später zu den Akten gelegt. Die internationale Presse gab sich hier unten wegen der Unruhen die Klinke in die Hand, und die Behörden waren daran interessiert, den Deckel auf den Fall zu machen. Sie wollten nicht, dass der lukrative Frauenhandel in den Fokus rückte. Außerdem schaltete sich ein lokaler Clanchef ein, Ilir Muriqi, auch Jungadler genannt, dem das Bordell gehörte.«
    »Warum das?«
    »Geld.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe ihm einen Besuch abgestattet. Sein

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