Kommissar Steen 01 - Unruhe
klar, Sie können gerne Fragen stellen. Wir nehmen ihn uns noch einmal vor, aber wenn dabei nichts Neues herauskommt, müssen wir ihn gehen lassen.«
»Haben Sie seine Hände gesehen?«
»Nein.«
»Gut, dann lassen Sie mich ihn damit konfrontieren. Er hat Hautabschürfungen, die durchaus von Schlägen stammen könnten, und das Opfer wurde mehrfach geschlagen.«
»Okay, ich gehe das Ganze noch mal mit ihm durch, und wenn Sie wollen, können Sie übernehmen.«
Ellermann ging zur Toilette.
Als Axel hereinkam, saß Jesper Groes vornübergebeugt da und starrte auf die Fotos von drei Frauen unter der Glasplatte des Schreibtisches. Er schien verunsichert.
»Ich glaube, die eine kenne ich. Familie?«
»Nein, das kann man nicht gerade sagen. Drei unaufgeklärte Morde aus den letzten Jahren. Miranda, Stina und Rajan, Fredens Bro, Pisserenden und Rådmandsgade. Klingelt da was?«
»Waren das Ihre Fälle?«
»Nicht wirklich, ich war an einem davon beteiligt, kurz nachdem ich hier angefangen hatte.«
»Weshalb liegen sie dann hier?«
»Um mich daran zu erinnern, warum ich hier bin.«
»Okay. Sie nehmen das alles ziemlich ernst, was?«
»Du wärst gut beraten, das auch zu tun. Du sitzt bis zum Hals in der Scheiße.«
Der Gewerkschaftsanwalt schaltete sich ein.
»Hoppla, Vorsicht mit dem, was Sie sagen, Sie führen dieses Verhör nicht durch.«
»Das wird sich gleich ändern. Ich werde der Staatsanwaltschaft assistieren.«
Axel ging nach draußen und wartete auf Ellermann. Er hatte ein sonderbares Gefühl. Die Ermittlungen hatten gerade erstbegonnen, und er war nur ins Präsidium gekommen, um zu prüfen, ob neue Daten oder Informationen vorlagen, und ruckzuck, hatte er auch schon einen Hauptverdächtigen. Oder besser zwei. Aber warum sollten zwei junge Beamte einen Mann mittleren Alters zusammenschlagen und erwürgen, der wie ein Autonomer gekleidet war? Das Ganze lief in die falsche Richtung.
Seine Gedanken wurden vom Anblick John Darlings unterbrochen.
»Du hast ja herzallerliebsten Besuch in deinem Büro, was?«, fragte Axel.
»Ja, dasselbe kann man aber wohl auch von dir sagen. Nimmt schon eine interessante Wendung, die ganze Geschichte. Was meinst du dazu?«
»Ich meine gar nichts. Das hier halte ich für Zeitverschwendung. Ich würde lieber mal nachhören, ob bei der Fahndung schon etwas herausgekommen ist. Wir müssen diesen Piver und die Videokamera finden. Außerdem hätte ich gerne den Obduktionsbericht und möchte sobald wie möglich diese verdammten Helikopteraufnahmen sehen.«
Darling nickte.
»Was ist mit den beiden in deinem Büro? Sind die vom PET ?«, fragte Axel.
»Ja, aber sie sagen nichts, außer dass sie einen Ausländer suchen, der untergetaucht ist.«
»Und den sie überwacht haben?«
»Keine Ahnung.«
»Findest du nicht, dass es ein seltsamer Zeitpunkt ist, hier aufzutauchen?«
»Was meinst du damit?«
»Haben sie etwas gesagt, dass es Verbindungen zwischen diesem Ausländer und den Unruhen gibt?«
»Keinen Ton. Sie gehen alle Verhaftungsprotokolle durch in der Hoffnung, ihn zu finden. Sie glauben, er sei irrtümlich da reingeraten.«
»Das klingt, als hätten sie nichts Vernünftigeres zu tun. Wer sind die Genies?«
»Ich kenne sie nicht persönlich, aber er ist wohl einer von den ganz tollen Hechten, und sie ist auch nicht von schlechten Eltern. War bei der Terrorabwehr, beim Personenschutz, der Drogenfahndung und ist jetzt offensichtlich bei Sonderoperationen gelandet.«
»Was?«
»Du weißt schon, Agenten, Informanten, Quellenschutz. Sie haben ihre eigene Abteilung, hier im Bunker, aber nur Auserwählte haben Zugang. Es gibt nichts Geheimeres in Groß-Geheimnistan.«
»Und wie kann es sein, dass du davon weißt, wenn es so geheim ist?«
»Hätte ein anderer mich das gefragt, wäre ich ernstlich beleidigt und würde überlegen, ob ich nicht sofort kündigen sollte.«
Ellermann kam auf sie zu.
»Da kommt mein Verfahrensbevollmächtigter von der Staatsanwaltschaft. Wie du ja sicher auch schon wieder weißt, haben wir die Genehmigung, an den Verhören teilzunehmen. Ich übernehme Jesper Groes. Wäre es nicht eine gute Idee, wenn du beim Verhör seines sehbehinderten Kompagnons dabei wärst?«
Eine Viertelstunde später war Axel Steen von Jesper Groes’ Schuld kein bisschen überzeugter als zuvor. Aber der Mann verheimlichte etwas, daran gab es keinen Zweifel. Er hatte bereitwillig, aber nervös auf die Fragen des Rechtsreferendars geantwortet, aber seine Aussagen
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