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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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Mannschaftswagen Leute vor sich hertrieb. Er durchlebte den Tag noch einmal.
    Um 15.23 Uhr kamen drei Zivilbeamte ins Bild, die einenMann verfolgten und gegen die Friedhofsmauer drückten. Zu diesem Zeitpunkt waren offensichtlich keine Demonstrationen im Gang. Piver stoppte, spulte zurück und suchte nach einem Knopf, mit dem man zoomen konnte. Er fand keinen, doch gab es keinen Zweifel, was da auf dem kleinen Bildschirm vor sich ging. Zwei der Polizisten drehten dem Mann die Hände auf den Rücken, während der dritte ihn am Hals packte und zudrückte. Die Hilfeschreie des Mannes waren deutlich zu hören. Jetzt zog der Polizist, der den Mann am Hals gepackt hielt, mit der anderen Hand seinen Schlagstock und schlug auf dessen Brust ein. Gleichzeitig legten die beiden anderen dem Mann Handschellen an, rissen seine Arme nach oben und schleiften ihn weg. Auch sie benutzten ausgiebig ihre Schlagstöcke. Sie schlugen weiter auf den Mann ein, trafen den Rücken, den Nacken und den Kopf, bevor sie ihn in einen schwarz gepanzerten Mannschaftswagen stießen. Der Mann leistete zu keinem Zeitpunkt Widerstand.
    War es das, wovor sie Angst hatten? Sollte all das Gerede von einem Mord nur verschleiern, dass sie hinter einer Aufnahme her waren, die klar und deutlich und unmissverständlich einen Fall übelster Polizeigewalt zeigte?
    Es hatte wirklich heftig ausgesehen, völlig verrückt. Piver war aufgebracht.
    Er spulte den Film weiter vor. Die Krawalle des gestrigen Tages flossen wie ein surrealistisches Ballett mit Aktivisten und uniformierten Beamten in den Hauptrollen und neugierigen Kopenhagenern und Presseleuten als passiven Zuschauern über den Bildschirm. Zwischendurch geschah immer wieder mal gar nichts, der graue Asphalt der Straße lag da wie eine verlassene Bühne. Irgendwann wurden zwei Container in Brand gesteckt, und das weiße Licht der Flammen loderte auf und verschwand wieder, alles im Eiltempo. Als es Abend wurde und die Dunkelheit anbrach, behielt er den Friedhof im Auge. Konnte er in dem schummrigen Licht unter den Bäumen hinter der gelben Mauer eine Bewegung ausmachen, stoppte er den Film. Polizisten aufPatrouille, Zivile und Einzelpersonen, aber nichts, das nach einem Mord aussah.
    Bis um 01.33 Uhr.
    Zwei Männer unter den Bäumen direkt gegenüber der Kamera. Der eine trug dunkle Kleidung und eine Schirmmütze, sodass sein Gesicht nicht zu sehen war. Der andere trug keine Kopfbedeckung, hatte dunkles Haar und bewegte sich wie ein Betrunkener oder als sei ihm schwindelig. Der Erste hielt ihn am Arm gepackt und es schien, als führe er ihn ab. Dann verschwanden beide genau an der Stelle hinter der Mauer, an der die Bullen den ganzen Morgen herumgestolpert waren. Es vergingen ein paar Minuten, dann tauchte der Mann mit der Schirmmütze wieder auf. Er starrte auf etwas, das hinter der Mauer versteckt war. Dann war ein weißer Blitz zu sehen. Er steckte etwas in die Tasche, von dem Piver annahm, dass es eine Kamera oder ein Handy war, schob die Schirmmütze hoch und blickte erst nach oben, dann nach beiden Seiten, bevor er sich umdrehte und unter den Kronen der Friedhofsbäume verschwand.
    Piver wurde es am ganzen Körper heiß. Sein Puls donnerte vorwärts, dass es ihm einen Moment lang in den Ohren wehtat. Konnte das wirklich sein? Hier war er, der Beweis. Die Bullen würden alles tun, um ihn in die Hände zu bekommen. Es gab keinen Zweifel. Jetzt verstand er, warum es lebenswichtig für sie war.

9
    Von außen glich das Kopenhagener Polizeipräsidium dem feuchten Traum eines Naziarchitekten, geliebt und gehasst für sein monumentales, festungsartiges Erscheinungsbild. Für unzählige Kriminelle war der dreieckige graue Koloss der Vorhof der Hölle. Für die vielen jungen Aktivisten, die sich in der Stadt versammelten, war es ein kaltes und abweisendes Symbol fürdie Ordnungsmacht, die in ihren Augen gleichzusetzen war mit einer faschistoiden Staatsgewalt.
    Für die, die dort arbeiteten, war es der Bunker.
    Und der Bunker war Axels zweites Zuhause. Er liebte das Äußere des Gebäudes genauso wie sein labyrinthisches Inneres, in dem sich selbst altgediente Polizisten verlaufen konnten. Die Idee des Architekten, das Gebäude auf links zu drehen und seine Schönheit im Inneren zum Vorschein kommen zu lassen, war geglückt. Das strenge und kalte Äußere verbarg Schönheit, Einblick, Licht und eine Flut kleiner Besonderheiten, die Axel genoss.
    Er ging durch den Haupteingang, die flache Treppe hinauf, hielt dem

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