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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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schlafen kannst, ist das der perfekte Cocktail für dich, versprochen. Sie hatte recht behalten. Zum ersten Mal seit mehreren Wochen schlief er wie ein Stein. Ob es wegen des Sex war oder wegen des Haschischs wusste er nicht, aber als er es eine Woche danach ohne Sex probierte, wirkte es. Seitdem kannte er das richtige Schlafmittel.
    Es war eine Art Übereinkunft, die sie verband. Sex als Tauschware. Er kam zur Ruhe, sie bekam Informationen. Das war okay. Dorte war auf eine Weise aufreizend, die manchmal schon fast albern wirkte, aber ihre Begierde war gleichzeitig so hart und kompromisslos, dass es ihn erschreckte. Keine Rede von Liebe und Beziehung, darauf war sie überhaupt nicht aus, und wenn er ganz ehrlich war, dann verwirrte es ihn, dass es so einfach sein konnte, Bett, bumsen, reden, rauchen, schlafen.
    Er schloss die Tür zu Emmas Zimmer, das glücklicherweise auf den Hinterhof hinausging, sodass die vielen Sirenen, die in der Nacht kreischten, sie nicht wecken würden. Zurück im Wohnzimmer zappte er einigermaßen zerstreut zwischen DR und NEWS hin und her und lief immer wieder zum Erkerfenster, um nachzusehen, was auf der Straße unter ihm vor sich ging. Nørrebro schlummerte noch, die Scheiben erzitterten, wenn ein Lastwagen oder ein Bus vorbeifuhr, und alles sah aus wie immer. Aber es konnte nur noch wenige Stunden dauern, bis sich das ändern würde.
     
    Um 22.30 Uhr klingelte es an der Haustür. Sie sah nicht aus wie eine Reporterin, die eine Zwölf-Stunden-Schicht hinter sich hatte. Das Parfüm schlug ihm entgegen, als er die Tür öffnete, das Jungenhafte in ihren asiatischen Zügen war unter frischaufgetragenem Make-up verborgen, Eyeliner, Mascara, Lippenstift und Foundation, ihr Gesicht kam näher, und er beugte sich zu ihr hinunter und umarmte sie. Die Lippen streiften seine Wange, sie schloss die mandelförmigen dunkelbraunen Augen, und er vergrub sein Gesicht in ihrem lackschwarzen Haar. Sie hatten sich bisher nie bei ihm getroffen, und er zeigte ihr kurz die Wohnung, sie sah die schlafende Emma und seufzte, was er als einen Ausdruck von Zärtlichkeit deutete. Dann führte er sie ins Wohnzimmer, wo zwei Gläser Wein standen, obwohl Axel so gut wie nie trank.
    Sie ging zum Fenster und stand mit dem Rücken zu ihm. Er schaltete die Keith-Jarrett- CD aus.
    »Wow, was für eine Aussicht! Du konntest letzte Nacht von hier ja alles beobachten, oder?«
    »Ja, schon, aber ich verbringe nicht sehr viel Zeit damit, aus dem Fenster zu sehen«, log er.
    »Ist aber wirklich toll. Man kann fast bis in die Innenstadt sehen. Du bist der einzige Bulle, den ich kenne, der in Nørrebro wohnt. Warum eigentlich?«
    »Ich habe mich hier eingelebt, hab’ keine Lust, irgendwo anders hinzuziehen. Hast du die Aufnahmen dabei, die wir uns ansehen wollten?«
    Sie trat ganz dicht an ihn heran, wie sie es immer tat. Sie gehörte zu der Sorte Menschen, die die Intimsphäre anderer nicht respektierte, stets kam sie genau die fünf bis zehn Zentimeter zu nah, die eine Grenzüberschreitung bedeuteten. Obwohl sie zwei Köpfe kleiner als Axel war und wohl nur halb so schwer, fühlte er sich bedrängt.
    »Ist es wirklich das, was wir wollen?«, gurrte sie.
    Er versuchte, die physische Grenzübertretung wegzulächeln.
    »Etwa nicht? Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.«
    Es war keine eindeutige Zurückweisung, aber sie fasste es als solche auf.
    »Du willst mich also gar nicht?«
    Es fiel ihm schwer zu beurteilen, ob sie verletzt war oderob sie nur damit kokettierte – wahrscheinlich beides, aber er musste sich zusammenreißen.
    »Du kennst mich doch und weißt, wie ich es mit der Arbeit halte. Du hast etwas, das ich sehen muss, weil es eine Spur sein könnte. Die eines Mörders. Und das andere muss dann nun mal warten.«
    Es wirkte.
    Sie ging in den Flur und holte ihre Tasche, eine große hellbraune Messenger Bag aus Leder, die alt aussah, deren makellos glänzende Schnallen aber verrieten, dass es nur der Look war und sie sicher ein Vermögen gekostet hatte. Sie zog einen Laptop in einem roten Schaumstoffetui heraus, legte ihn auf den Schoß und wühlte weiter in ihrer Tasche herum, bis eine CD - ROM zum Vorschein kam.
    »Hier sind sechs Stunden aus der Luft, von 21.00 Uhr bis 3.00 Uhr. Die ganze Stadt, es gibt also viel zu sehen … leider.«
    Während sie den Computer aufklappte und die CD - ROM einlegte, sah Axel auf ihre Knie, die Waden und den Teil der Oberschenkel, der unterhalb ihres Rocks sichtbar war, auf die

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