Kommissar Steen 01 - Unruhe
dort ›ehrgeizige Journalistin wittert eine Top-Story‹. »Axel, das hier ist meine Aufnahme, nicht du hast mir, sondern ich habe dir etwas gezeigt, du kannst also keine Bedingungen stellen.«
»Das tue ich auch nicht, wir müssen uns nur darüber im Klaren sein, was da passiert und was man auf der Grundlage deiner Aufnahme schlussfolgern kann. Nur mit meinen Informationen kannst du eine Story daraus machen. Dass ein Polizist über ein Tor klettert und ein anderer unter einem Baum verschwindet, bedeutet erst mal gar nichts. Du weißt nicht, warum sie das tun und welche Anweisungen sie erhalten haben. Du kannst das nicht einfach so verwenden.«
»Was schlägst du vor?«
»Ich will erst mit den beiden Kollegen sprechen, danach kannst du mit der Aufnahme machen, was du willst. Ich mache das gleich morgen. Sobald ich mit ihnen gesprochen habe, kriegst du Nachricht, und dann kannst du mit der Story rausgehen.«
Sie tat so, als schriebe sie eine Schlagzeile in die Luft.
»Polizisten im Tiefschlaf, während neben ihnen ein Demonstrant ermordet wird. Oder wie wär’s hiermit: Polizei gönnt sich ein Nickerchen und lässt Demonstranten sterben. Ich finde, die erste ist besser.«
»Fuck, diese Idioten«, stöhnte Axel und fuhr fort: »Aber wir wissen nicht, ob deine Schlagzeilen stimmen, oder?«
»Nein, aber du weißt es morgen. Wenn ich verspreche, dieStory zurückzuhalten, dann erzählst du mir, wo an der ganzen Geschichte oben und unten ist, damit ich es einbauen kann.«
»Vergiss es, das kann ich wirklich nicht machen. Da könnte ich genauso gut mein Entlassungsgesuch einreichen«, sagte er und dachte nach. »Du brauchst mich nicht. Du kannst selbst deine Schlüsse ziehen. Der eine verlässt seinen Posten, der andere verschwindet, vielleicht macht er ein Nickerchen, vielleicht holt er Pizza, aber eines ist sicher: Er ist nicht da, wo er zu sein hat. Wenn es einen wirklich guten Grund für ihr Abtauchen gibt, dann erfährst du ihn. Aber du wartest mit der Story, bis ich Klarheit habe.« Axel stand auf. Er war sich sicher, dass er eine Abmachung mit ihr hatte, die ihm die Möglichkeit bot, mit Hilfe der Bilder auf dem Band die beiden Beamten in die Mangel zu nehmen. Jetzt brauchte er nur noch das Band.
»Ich brauche die Aufnahme. Nicht, um sie anderen zu zeigen, sondern nur für das Verhör der beiden.«
Sie schüttelte heftig den Kopf.
»Du bist ja wohl nicht ganz dicht. Wenn meine Chefs rauskriegen, dass ich dir die Aufnahme gegeben habe, dann bin verflucht noch mal ich es, die gefeuert wird. No way.«
»Ich erzähle niemandem, dass es eine Aufnahme der Presse ist, ich sage einfach, dass die Bilder vom Polizeihubschrauber aus gemacht wurden.«
»Was ist denn mit euren Aufnahmen?«
»Nichts von dem Mord.«
»Ich kann dir diese Aufnahmen nicht geben. Wenn sie bei euch ins System gelangen und verwendet werden, können alle sehen, dass sie von uns kommen.«
»Diese Aufnahme ist von entscheidender Bedeutung nicht nur für das, was die beiden Polizisten, sondern auch was den eigentlichen Mordfall angeht.« Er zögerte, aber es gab jetzt keinen anderen Ausweg mehr. »Wenn du sie mir nicht freiwillig gibst, dann verhafte ich dich hier und jetzt wegen Behinderung der Polizei bei der Aufklärung eines Mordfalls.«
»Du machst Witze.«
Sie lachte nervös.
»Das tust du nicht, das tust du ganz einfach nicht.«
Axel sah sie an.
»Doch, das tue ich, und zwar jetzt.«
Sie sah ihn forschend an, als könne sie nicht begreifen, was er sagte.
»Also … ist das jetzt irgendeine neue dunkle Seite an dir? Das Vorspiel zu irgendeinem perversen Sexspielchen? Dann kannst du gleich mal eine andere Platte auflegen, das finde ich nämlich überhaupt nicht komisch.«
»Ich gebe den Film nicht weiter, das verspreche ich dir. Und du kriegst die Story exklusiv, sobald es eine Story gibt.«
»Du kannst mich mal am Arsch lecken, du eingebildeter Schwachkopf.«
Aber sie hatte verloren, und er hatte sie verloren, jedenfalls vorläufig. Fünf Minuten und einige Verwünschungen später nahm sie die Diskette aus ihrer Tasche und warf sie ihm gegen die Brust.
»Du bist wirklich das beschissenste Psycho-Bullenschwein, das mir je begegnet ist. Weißt du das? Fahr zur Hölle.«
Axel sah auf die Uhr, als die Wohnungstür krachend zugeschlagen wurde. Es war kurz vor zwölf. Er holte seinen Laptop, schloss ihn an den Großbildfernseher an und sah den Ausschnitt noch zweimal durch, während er versuchte, alle Gedanken an Dorte
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