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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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nicht sehen, weil die Haut an dieser Stelle zur Seite geklappt war. Axel bat den Assistenten des Schweden, ihm den Adler zu zeigen.
    »Tja, das ist wohl bis auf Weiteres unser bestes Identifikationsmerkmal«, sagte der Schwede. »Shqiptare. Das albanische Nationalsymbol. Ein zweiköpfiger Adler, der der Sage nach über den ersten albanischen König gewacht und ihn davor bewahrt hat, von einer Schlange getötet zu werden. Auf ihn hier hat er nicht aufgepasst.«
    Albanien, Makedonien, Kosovo, Montenegro, Griechenland. Albaner gab es an vielen Orten.
    »Wissen wir etwas über diese Art von Tätowierung?«
    »Nein, nur dass der Adler auf der albanischen Flagge zu sehen ist, die hauptsächlich in Albanien verwendet wird, die aber in den 90ern auch im Kosovo populär war, als Symbol für den Widerstand gegen Serbien«, sagte der Schwede.
    Darling ergänzte:
    »Es gibt acht- bis zehntausend Albaner in Dänemark, fünfzigtausend in Schweden. Wir haben das Foto an die Kollegen jenseits des Öresunds geschickt. Aber es ist natürlich nicht sicher, ob er überhaupt hier ansässig ist.«
    »Okay, was kannst du uns über den Ablauf sagen, Lennart?« fragte Axel.
    »Strom, Kabelbinder, Schläge ins Gesicht, Würgegriff, vielleicht noch ein paar Schläge, Kabelbinder fester ziehen, Tod durch Erwürgen, Sturmhaube.«
    Corneliussen wachte auf.
    »Soll das heißen, wir können sicher sein, dass ihm die Sturmhaube erst ganz zum Schluss übergezogen wurde?«
    Der Schwede seufzte und sagte das, was Axel schon auf dem Friedhof hatte kommen sehen.
    »Ich war am Tatort und habe die Mütze gesehen. Von außen war sie tadellos sauber. Ich garantiere, dass das Opfer sie nicht trug, als es den Stromstoß erhielt, zusammengeschlagen und erwürgt wurde.«
    »Dann ist es also gar nicht seine?«, fragte Corneliussen freudig erregt.
    Der Schwede ließ ihn nicht davonkommen.
    »Das können wir nicht wissen. Er kann ja immer noch ein Anhänger mittleren Alters aus der Kreuzberger Hausbesetzer- und Autonomenszene sein, der seine Mütze in der Hand hielt, als er Opfer von Polizeigewalt wurde. Was weiß ich. Aber es riecht schon ein wenig nach einer falschen Fährte.«
    Axel hakte ein:
    »Irreführung, würde ich sagen. Und das ist zwar gut zu wissen, aber es bringt uns nicht weiter. Wir sind dem Mörder deswegen keinen Zentimeter näher gekommen … oder der Identität des Opfers, was das betrifft.«
    »Nein, aber wir sind trotzdem ein Stückchen weitergekommen. Wir können zumindest sagen, wer oder was er nicht ist«, schmatzte Corneliussen zufrieden und machte mit einem »Für heute vielen Dank« und einer Bemerkung darüber, wie äußerst lehrreich und interessant es gewesen sei, auf dem Absatz kehrt.
     

    Die Tür war gerade erst zugefallen, als sie wieder aufgerissen wurde und ein junger blonder Mann in einem Kittel atemlos und mit hochrotem Gesicht hereingestürmt kam.
    »Unten läuft ein kleines Mädchen herum und öffnet die Schubfächer mit den Leichen. Sie singt dabei. Das Ganze sieht verdammt noch mal aus wie in Lars von Triers ›Geister‹.«
    Axel schoss zur Tür hinaus, der Schwede folgte ihm auf dem Fuß.
    Unten im Keller stand Emma vor einem Kühlfach, in dem die Leiche eines alten Mannes lag. Sie hatte das Schubfach so weit aufgezogen, dass er von der Brust an aufwärts zu sehen war. Seine Augen waren geschlossen, die Gesichtshaut spannte sich weiß und dünn über Wangenknochen und Nasenbein. Ihre Hand tätschelte seine Schulter.
    »Du musst keine Angst haben. Du wirst ganz bestimmt gut schlafen. Ich hole meinen Vater und frage ihn, ob wir nicht ein paar warme Sachen für dich haben, die du anziehen kannst, damit dir nicht kalt wird.«
    Axel rief ihren Namen und war mit drei schnellen Schritten bei ihr.
    »Nana, Emma, du darfst hier nicht rein. Du solltest doch im Büro bleiben und mich anrufen, wenn etwas ist, oder?«
    Das kleine Mädchen sah zu ihm auf.
    »Aber der Film war zu Ende. Und ich habe mich gelangweilt, Papa.«
    Der Schwede schloss die beiden Schubfächer, die Emma geöffnet hatte, und ging zu dem nächsten in der Reihe. Er sah hinein und schüttelte den Kopf.
    »Warum schlafen sie denn nicht in ihren Betten, Papa? Ich meine … also … warum schlafen sie?«
    Der Schwede sah Axel an und deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung der dicken Stahltür mit dem Bullauge. Axels Gehirn suchte unter Hochdruck nach einer Antwort, die dem Mädchen nicht verriet, dass sie einen oder sogar mehrere tote Menschen angefasst

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