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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Autobahnausfahrt München-Schwabing den Mittleren Ring Richtung Osten, um dann an der Isar entlang bis zum Südlichen Friedhof an der Thalkirchner Straße zu fahren. Das Institut für Rechtsmedizin der Uni München hatte sich bis vor zwei Jahren in der Frauenlobstraße, praktischerweise direkt neben dem Friedhof, befunden. Nun war es ein paar hundert Meter weiter gezogen, in die Nußbaumstraße. Meißner fuhr auf der Kapuzinerstraße weiter, überquerte den Goetheplatz und bog dann in die Nußbaumstraße ein.
    An der Pforte zeigte er seinen Ausweis vor und wurde eingelassen. Da er nicht zum ersten Mal hier war, fand er den Weg allein. Tief einatmend nahm er den ersten Gang links im Erdgeschoss und öffnete die Tür zu Kerns »Totenreich«, wobei der Mediziner die Bezeichnung nicht allzu gerne hörte. Er ließ keine Gelegenheit verstreichen, jedem, der es hören wollte, zu erzählen, wie vielfältig die Aufgaben eines Rechtsmediziners waren und dass es eine völlig laienhafte Vorstellung war, er würde die ganze Zeit nur an Leichen herumschnippeln. Daran schloss sich meistens noch ein Vortrag darüber an, dass der Sparwahn mittlerweile dazu geführt hatte, dass von Jahr zu Jahr weniger Obduktionen durchgeführt wurden und die Dunkelziffer der unentdeckten Morde daher kontinuierlich stieg. Bitte keine Vorträge heute, flehte Meißner innerlich, als er den Obduktionsraum betrat.
    »Ja, der Herr Meißner!«, begrüßte ihn Kern erfreut. »Ich dachte schon, du hast dich verfahren.«
    Unter dem Tuch auf der Bahre vor dem Mediziner lag ein toter Mensch. Meißner schluckte. Wenn es Roxanne war, die da lag, wollte er sie auf keinen Fall noch einmal im jetzigen Zustand sehen.
    »Morgen«, antwortete Meißner kurz. »Wie weit bist du?«
    »Zumachen muss ich sie noch, aber dann ist sie fertig.«
    »Schieß schon mal los. Ich hab nicht viel Zeit, aber das kannst du dir ja denken.«
    »Ja mei, dann mach ma’s halt kurz: Tod durch Fremdeinwirkung. Sie ist erdrosselt worden, wie ich dir gestern schon g’sagt hab. Gott sei Dank hat der Täter ein echtes Krawattl zur Hand g’habt. Hast schon mal was von der sizilianischen Variante g’hört?«
    »Wie jetzt?«, fragte Meißner.
    »Sizilianische Krawatte, Spezialität der Cosa Nostra, bei der die Zunge quasi wie eine Krawatte … Aber lass ma das lieber. Bist eh schon wieder ganz grünlich im G’sicht. Also: Erdrosselt ist sie worden. Ist nicht erstickt, sondern durch das Abschnüren der Halsschlagader zu Tode gekommen. Außerdem hat der Täter ihr ein paar Sachen am Hals kaputtg’macht: Kehlkopf, Knorpel, Knochen. Sieht man nur, wenn man innen reinschaut. Von außen sichtbar sind die Strangulationsfurche, die mit dem Strangwerkzeug übereinstimmt, Hautquetschungen und Einblutungen im Gesicht und in den Augen. Unter den Fingernägeln der Toten hab ich leider kaum was gefunden. Ganz feine Spuren von Haut und ein paar Härchenreste, aber beides muss ich noch genauer untersuchen. Vielleicht stammen die auch von ihr. Offenbar hat sie sich nicht wehren können. Entweder hat der gleich ganz fest zugedrückt, sodass es ganz schnell gegangen ist, oder es war der Carotis-Sinus im Spiel, ein Reflex, der bei starker Einengung des Halses – beispielsweise beim Gewürgtwerden – einsetzen kann. Führt zum Herzstillstand. Könnte dir übrigens auch passieren.«
    »Mir?«, fragte Meißner. Er konnte Kern noch nicht ganz folgen.
    »Ja, dir. Willst am Sonntagmorgen in die Kirche gehen und knöpfst dir den obersten Hemdknopf zu, der dir aber zu eng ist. Und bis du das Knöpferl wieder aufbringst, liegst auch schon bewusstlos am Boden.«
    »Aber Kern, ich geh doch überhaupt nicht am Sonntag in die Kirche, und so enge Krägen haben meine Hemden auch nicht.«
    »Ich mein ja nur, damit du dir das vorstellen kannst. Bei ihr spielt’s keine Rolle, weil’s eh auf dasselbe rausgekommen wär. Die Quetschungen sind so stark, da kann man fast mit Sicherheit sagen, dass der sein Werk auf jeden Fall zu Ende gebracht hat, Carotis-Sinus hin oder her, der lässt sich eh schwer feststellen. Also fassen wir zusammen: Tod durch Erdrosseln. Zur Tatzeit: Sie wurde kurz vor sechzehn Uhr gefunden. Um sechzehn Uhr zehn zweifelsfreie Feststellung des Todes durch den verständigten Notarzt. Keine Reanimierungsmaßnahmen. Der Körpertemperatur nach, die ich brav gemessen habe, als du draußen warst, lag der Todeszeitpunkt auf jeden Fall weniger als zwei Stunden zurück. Totenflecken vor allem an den Auflageflächen:

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