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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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unbekanntes System von Gängen und Hohlräumen durchpflügte – und zwar tastend, riechend, schmeckend, hörend und völlig blind.
    Jetzt mussten sie sich also durch Roxannes Wohnung schnüffeln, die zugleich der Tatort war, der Ort, an dem sie nicht nur gelebt hatte, sondern auch gestern gestorben war.
    Der Hauptkommissar holte Fischer ab, um gemeinsam mit ihm in die Beckerstraße zu fahren. Meißner merkte gar nicht, dass Fischer in der Einbahnstraße wieder in der falschen Richtung unterwegs war.
    Im Hausflur kam ihnen ein Mann entgegen.
    »Wohnen Sie hier?«, fragte ihn Meißner.
    Der Mann nickte.
    »Welches Stockwerk?«
    »Na hören Sie mal!« Als der Mann an ihnen vorbei zur Tür hinauswollte, hielt Meißner ihm seinen Ausweis unter die Nase.
    »Ach so. Die Polizei? Ja, ich wohne im ersten Stock.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Grote, Hans Grote. Worum geht’s denn?«
    »Kennen Sie Frau Stein?«
    »Stein? Sie meinen die Frau von nebenan? Na ja, flüchtig. Wir sind halt Nachbarn, da sieht man sich ab und zu im Treppenhaus.«
    »Wo waren Sie gestern Nachmittag zwischen zwei und vier?«
    »Gestern? Unterwegs. Bei einem Kunden.«
    »Was machen Sie beruflich?«
    » IT -Branche. Computer, Internet und so. Gelernt habe ich Programmierer.«
    »Bei welcher Firma?«
    »Selbstständig.«
    »Dann kommen Sie doch bitte noch einmal mit uns hoch.«
    »Aber ich habe jetzt einen Termin!«
    »Dann rufen Sie dort an und sagen, dass Sie zehn Minuten später kommen. Länger wird es nicht dauern. Mein Kollege wird sich kurz mit Ihnen in Ihrer Wohnung unterhalten. Danach können Sie gleich zu Ihrem Termin.«
    Meißner nahm dem verdutzten Fischer die Wohnungsschlüssel aus der Hand und ging Richtung Treppe. Die beiden anderen marschierten stumm hinter ihm her.
    Der Hauptkommissar löste das Siegel, sperrte auf und schloss die Tür hinter sich. Er wollte zehn Minuten allein in der Wohnung sein. Er hörte noch, wie der Mann, der Grote hieß, fragte: »Was ist denn überhaupt passiert?«, dann fiel die Tür zur Nachbarwohnung ins Schloss, und es war endlich ruhig.
    Er betrat die Wohnküche und starrte auf die mit dunkler Kreide auf den weißen Teppich gemalten Umrisse. Ein halbvolles Wasserglas, das die Schwester der Toten gestern offenbar nicht ausgetrunken hatte, stand noch auf dem Tisch. Das Zimmer war hell und freundlich, zwei große Fenster gingen zur Gasse hinaus. Als Meißner Spuren eines unangenehmen Geruchs im Zimmer wahrnahm, öffnete er ein Fenster.
    Helle Einbauküche, ein brummender Kühlschrank. Offene Regale mit weißem Geschirr und blauen, bemalten Keramikschüsseln in verschiedenen Größen. Alles sauber, geordnet und geschmackvoll.
    In der anderen Zimmerhälfte, dem Wohnbereich, standen bis an die Decke reichende Regale. Bücher waren in Zweierreihen hintereinander, teilweise liegend aufeinander gestapelt. Ein rotes Sofa mit kleinem Tisch davor, ein halbhohes Rollregal mit Fernseher und Stereoanlage. Darunter Zeitschriften, CD s und DVD s. Der Hauptkommissar zog ein paar DVD s heraus: eine Opernkollektion. Händel, Gluck, ein paar Musicals. Dann noch einige gebrannte CD s. Nach der Beschriftung zu urteilen waren es Konzertmitschnitte: Ingolstadt 2006, Mariannenkirche 2006, Wien 2005. Ein kleiner brauner Lederkoffer stand in der Ecke. Meißner legte ihn auf den Boden und öffnete ihn: eine Klarinette mit angelaufenen silbernen Klappen, zerlegt. Er ließ den Deckel wieder zuschnappen und stellte den Koffer zurück, dann sah er Roxanne Stein in dieser Umgebung vor sich: auf dem Sofa sitzend, ein Glas Rotwein auf dem Tisch. Anschließend ging er hinüber ins Schlafzimmer. Ein schmales Einzelbett mit Metallrahmen und einem Betthimmel aus zartem weißem Stoff. Ein Schrank mit Schiebetüren mit ihren Kleidern. Ihre Lieblingsfarbe war offenbar Rot gewesen. Auf dem Schrankboden standen rote Spangenschuhe mit halbhohem Absatz. Märchenschuhe, für die sich böse Schwestern die Fersen abgehackt hätten. Im Märchen.
    Unter dem Fenster, das auf den Hinterhof hinausging, stand ihr Schreibtisch. Daneben eine Orchidee am Fensterbrett, die üppige weiße Blüten mit rosafarbenen Kernblättern trug. Fotos standen da, die zwei Mädchen zeigten. Wahrscheinlich ihre Töchter. Auf dem antiken Schreibtisch mit den gedrechselten Beinen entdeckte Meißner den Laptop. Er klappte den Deckel auf. Daneben ein Regal mit Aktenordnern, Papierstapeln, Nachschlagewerken, Wörterbüchern und stapelweise Zeitschriften. Dann fiel sein Blick auf ihren

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