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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Presseausweis.
    Es klingelte. Anscheinend war seine Zeit allein mit Roxanne um. Widerwillig ließ er Fischer herein.
    »Und«, fragte Meißner, »was ist das für ein Typ?«
    »Ein cooler«, sagte Fischer. »Ist halt so ein Computer-Freak. Linux-Fan. Wir haben uns über ein paar neue Tools unterhalten: Open-Source-Programme und solche Sachen.«
    »Aber du hast dabei nicht vergessen, dass wir in einem Mordfall ermitteln, Fischer, oder? Hast du ihn vernommen, Personalien, Alibi und so weiter?«
    »Sowieso, hab ich alles aufgeschrieben, Chef.«
    »Krawattenträger?«
    »Der? Programmierer sind Genies, Stefan. Die wahren Künstler des 21. Jahrhunderts. Der würde sich nie so ein Ding umbinden. Was für eine lächerliche Vorstellung.«
    »Ist er schon weg?«
    »Eben gegangen.«
    »Prüf sein Alibi und besuch ihn morgen noch einmal. Und dann unterhaltet ihr euch bitte nicht über Tools, sondern du siehst dir auch seinen Kleiderschrank an, verstanden? Was weiß er über die Tote?«
    »Er sagt, dass er sie nur vom Sehen kannte. Sie sind sich manchmal auf der Treppe begegnet, sonst hatten sie keinerlei Kontakt. Sie wäre ja auch ein bisschen alt für ihn gewesen, oder?«
    »Kann man mit einem Menschen, der neben einem wohnt, nicht mal einen Kaffee trinken und sich ganz normal unterhalten, auch wenn er vielleicht nicht ins sexuelle Beuteschema passt?«
    »Jetzt reg dich bloß nicht so auf. Er sagt, er habe sie nicht gekannt und wüsste nichts über sie, außer dass sie seit etwa einem Jahr hier gewohnt habe. Wenn er sie im Haus traf, dann war sie allein. Fertig. Mehr habe ich leider nicht zu bieten.«
    Fischer sah sich in der Wohnung um. Das Einzige, was seine Aufmerksamkeit erregte, war der Laptop.
    »Hast du den Mac schon hochgefahren?«
    Meißner schüttelte den Kopf.
    »Na, dann wollen wir mal.«
    Er startete den Computer. »Passwort«, las er vom Monitor ab und zog sein Notizbuch aus der Brusttasche. »Versuchen wir’s einfach mal.«
    Er gab »Roxanne« ein, dann die Namen der Töchter, Pia und Alba. Vergeblich.
    »Ich kann das Ding von einer CD aus booten«, erklärte der junge Kollege, »und mit einem kleinen Tool knacken.«
    »Und wo stecken die CD und dein Tool?«
    »Liegen bei mir zu Hause auf dem Schreibtisch.«
    »Gut, dann fahr los und hol sie.«
    »Mach ich, Chef. In zwanzig Minuten bin ich wieder da.«
    Meißner setzte sich an den Schreibtisch und versuchte, sich mit ihren Augen umzusehen. Er nahm die Fotos ihrer Töchter in die Hand. Junge Frauen schon fast, sehr hübsch die jüngere, die ältere ein wenig spröde. Trotzig blickte sie in die Kamera. Einige der Bilder, die neben dem Arbeitsplatz mit Tesafilm an die Wand geklebt waren, schienen auf den Kanaren aufgenommen worden zu sein. Drachenbäume, ein Vulkankegel, Pinien. Meißner gab »Pinie« als Passwort ein, dann »Drachenbaum« und »Vulkan«. Wie hieß dieser hohe Berg mit der Schneekappe auf einer der Kanarischen Inseln noch mal? Er ging ins Wohnzimmer und zog einen Band eines Taschenlexikons aus dem Bücherregal. Spanien. Höchster Berg: Teide. 3.718 Meter.
    Er gab »Teide« ein, und der Computer fuhr hoch. Auf dem Desktop erschien ein Ausschnitt der Wasseroberfläche eines kleinen Sees, ganz mit Seerosen bedeckt, deren kreisrunde Blätter silbergrau im Sonnenlicht glitzerten. Im Hintergrund waren Kiesberge zu sehen und ein Gummiförderband, das über ein Stahlgerüst lief. Das Feilenmoos, dachte Meißner. Schön war es da. So schön wie bei ihm draußen am Donau-Altwasser.
    Er klickte sich durch die Verzeichnisse. Im Ordner »Aktuelles« gab es mehrere Unterordner: »DK« für »Donaukurier«, die Ingolstädter Tageszeitung, und »SZ« für »Süddeutsche Zeitung«. In beiden waren ihre Artikel der letzten Monate abgelegt. Lokales, Kulturelles und Reportagen. Ein Unterordner, der »Frauen« hieß, enthielt Recherchematerial. Einen fertigen Artikel fand Meißner nicht, dafür aber Berichte und statistische Daten über Frauenhäuser in Bayern, häusliche Gewalt und Missbrauch. Alles, was er öffnete, las sich wie eine Kriminalakte, aber Journalisten schnüffelten ja oft in denselben Bereichen herum wie die Polizei. Zum Glück schrieb er seine Berichte nur für den Staatsanwalt und die Bürokratie. Da musste er sich bei der sprachlichen Umsetzung auch nicht allzu viel Mühe geben.
    Als er auf eine Datei mit dem Namen »Kontakte« stieß, druckte er sich die Liste aus und öffnete dann die Schubladen des Rollcontainers, auf dem der Drucker stand. Ein

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