Kommt ein Löwe geflogen
macht«, sagte Schipp. »Ich nämlich.«
»Ich hätte bestimmt gedacht, ich!« sagte Ra.
»Ra hat uns schon sehr geholfen, als wir den Löwen befreiten«, sagte Dok. »Diesmal ist Schipp an der Reihe. Wenn es ihm nicht gelingt, dann kann Ra es immer noch versuchen.«
»Ph«, machte Schipp. »Mir und nicht gelingen! — Es ist wohl besser, ich sage gar nichts dazu.«
»Abwarten und Tee trinken«, meinte Ra.
»Los«, sagte Kim, »keine Zeit verlieren. Ein Tag ist schnell vorüber. Dok, bist du so gut und schreibst den Brief?«
»Natürlich!« sagte Dok. Er ging an seinen Schreibtisch und schrieb. »Ich schreibe: >Der Besitzer dieses Briefes ist der Dieb.<«
»Das genügt«, sagte Kim, nahm den Brief, faltete ihn zusammen und gab ihn Schipp, der ihn vorsichtig ins Maul nahm und eilig mit ihm aus dem Haus lief.
»Natürlich wird Schipp den Brief verlieren«, sagte Ra.
»Und nun?« fragte der Sultan. »Das kann doch nicht der ganze Plan gewesen sein?«
»Jetzt müssen wir dem Polizisten Poch eine Nachricht geben — ich meine, wenn Schipp die Briefe vertauscht hat.«
»Nein, nein«, wieherte das Kamel. »Wir müssen den Räuber auch fangen. Ganz unbemerkt. Sonst läuft er womöglich weg, wenn der Polizist kommt.«
»Wir umzingeln das Haus!« sagte Pips.
»Ihr werdet es nicht glauben, aber ich habe noch einen besseren Vorschlag«, sagte das Kamel.
»Nun?«
»Er ist sehr schwierig, aber sehr gut, und ihr müßt scharf aufpassen. Es muß noch ein Brief geschrieben werden, und der Dieb muß ein Geschenk bekommen!«
»Dummes Zeug!« sagte der Sultan.
»Gar kein dummes Zeug«, maulte das Kamel beleidigt. »Aber bitte, ich kann ja still sein.«
»Das Kamel soll reden!« sagte Dok.
»Mein Plan ist so«, sagte das Kamel. »Wir schreiben dem Dieb einen Brief mit falschem Absender, daß wir jetzt endlich die Kiste mit Schmuck und Juwelen senden können, die das Kaufhaus schon lange bestellt hat — nun, dann wird der Dieb bestimmt nicht weglaufen, sondern ganz begierig auf die Kiste warten.«
»Aber die kommt doch nie«, sagte der Sultan.
»Doch«, meinte das Kamel, »denn wir schicken sie ihm.«
»Allmächtiger Sultanspantoffel!« brummte der Sultan. »Du bist doch übergeschnappt. Wo nehmen wir sie denn her?«
»Aus unserem Garten! Da steht sie nämlich.«
»Aha«, machten Dok, Kim und Pips fast gleichzeitig.
»Und warum sollen wir dem Dieb Gold, Schmuck und Juwelen schicken?«
»Sehr richtig.« Der Sultan nickte mit dem Kopf. »Gestern bin ich noch als armer Wandersmann herumgezogen, und heute soll ich eine Kiste mit Juwelen verschenken — närrisch!«
Löwe sah das Kamel mit schiefgelegtem Kopf und besorgten Stirnfalten an.
»Du hast es begriffen«, meinte das Kamel zu ihm. »Du bist unser Geschenk. Haha!« Es lachte, weil es einen so guten Gedanken gehabt hatte.
»Der Plan ist wirklich gut«, sagte Dok.
»Ich bitte um Verzeihung, Kamel!« meinte der Sultan. »Ich hätte wissen sollen, wie weise du bist.«
»Ach«, meinte der Löwe, »muß ich wirklich wieder in die enge Kiste? Und wer weiß, wann der Dieb sie aufmacht?«
»Oh«, sagte Kim, »der macht sie bestimmt sofort auf. Er denkt ja, daß etwas ganz anderes drin ist.«
»Aber dann fresse ich ihn sofort!« grollte Löwe.
»Nein«, sagte Dok. »Er wird nur gefangen und dem Polizisten Poch übergeben.«
Dok ging noch einmal an seinen Schreibtisch und verfaßte einen Brief, in dem stand, daß die Sendung Juwelen nun endlich abgeschickt werden konnte. »Hochachtungsvoll, Gebrüder Gold und Silber«, schrieb Dok darunter. Diesen Brief gab er Ra in den Schnabel und trug ihm auf, ihn in den Kaufhausbriefkasten zu werfen und fest auf den Klingelknopf zu drücken.
Ra flog davon.
Dok schickte Pips zu Herrn Krume und Herrn Dreipfennig, die so freundlich waren, mit einem Handwagen zu kommen. Sie freuten sich, mitzuhelfen, den Dieb zu fangen.
Inzwischen war Löwe in die Kiste gestiegen, der Deckel war zugeklappt worden, und Kim hatte mit roter Farbe ringsum draufgeschrieben: »Sehr wertvoller Inhalt, Achtung!«
Bevor die Kiste weggefahren wurde, kam Schipp mit einem Brief im Maul zurück. »Es ist gelungen«, berichtete er. »Aber es war sehr schwer. Dieser böse Mensch saß in seinem Büro und rauchte viele Zigarren. Ein anderer Mann war bei ihm, den ich nicht kannte, und sie sprachen darüber, was das Kaufhaus kosten solle. Der andere Mann will es kaufen. Das Fenster war offen, und ich konnte unbemerkt in das Büro gelangen. Die beiden redeten
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