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Komoedie des Alterns

Komoedie des Alterns

Titel: Komoedie des Alterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scharang
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Dinge darzulegen.
    Eher, sagte Freudensprung, ertränke er sich in diesem Bassin, als Lena, vor einem Monat noch seine große Liebe, und David, vor einem halben Jahr noch sein Schüler in Fragen der Lebenskunst, als glückliches Paar sehen zu müssen. Sarani ging in sein Zimmer, um das Sakko zu holen, durchschritt das Atrium und reagierte auf die Warnung Karems, ein Wüstensturm sei im Anzug, mit der Frage, warum Karem, der sich vor der Wüste ängstige, ihm, der sie kenne, Ratschläge über das Verhalten in der Wüste gebe; er werde, sagte er, dem Sandsturm, von dessen Nahen er seit einem Tag wisse, davonfahren, und verließ das Haus.
    Freudensprung sagte, er würde gern einen Spaziergang machen, worauf Karem nickte und sich hinsetzte. Er müsse hinaus, sagte Freudensprung. Zu gefährlich, antwortete Karem. Nur ein paar Schritte, erwiderte Freudensprung, dazu brauche er Karems Hilfe nicht; siekönnten sich ja nach Heinrichs Spaziergang im Atrium zusammensetzen.
    Unwillig erhob Karem sich, folgte Freudensprung ins Freie, der, nachdem sie gut fünfzig Meter hinaus in die Wüste gegangen waren, anhielt und Karem auf ein breites schwarzes Band am Horizont aufmerksam machte. Dieses Schwarz, sagte Freudensprung, nehme nach einiger Zeit einen Grünstich an, woraufhin der Sturm den Probelauf starte, indem er auf dem Boden, bis zur Knöchelhöhe, daherrase, dann langsam höher steige, während der schwarzgrüne Streifen, näher kommend, sich als Wolke aus Sand entpuppe, die, ehe sie einen verschlinge – es sei denn, man habe wie Zacharias gelernt, ihr standzuhalten –, sich in ein freundliches Gelb verfärbe.
    Heinrich habe, antwortete Karem, mit vielen Worten gesagt, was er in wenigen sagen könne: Es gebe nichts Hassenswerteres als die Wüste; er habe sich Zacharias angeschlossen, weil der sie in einen Garten verwandle. Zacharias, sagte Freudensprung, werde seine Arbeit eine Zeitlang ruhen lassen. Wahrscheinlich fahre er morgen nach Graz, denn er könne ohne Sophie nicht leben. Er habe, sagte Karem, auf eine solche Lösung der Probleme nicht zu hoffen gewagt; worauf Freudensprung ihn belustigt ansah und fragte, ob man einen Putsch gegen Zacharias plane. Im Gegenteil, antwortete Karem; er wolle aber der Reihe nach berichten: Er solle einen Gruß von Jenna Vanzetti bestellen. Außerdem habe er Mustafa getroffen, der sei als Staatssekretär entlassen worden, somit auch seiner Firma verlustig gegangen, und suche Arbeit.
    Mustafa habe interessante Pläne für die Farm, er plädierefür eine stärkere Einbeziehung des ägyptischen und der umliegenden Märkte; sich zu sehr auf Europa zu konzentrieren sei ökonomisch und ökologisch unklug. Des weiteren schlage er vor, Lehrwerkstätten zu errichten, um rasch Fachkräfte auszubilden, mit denen man eine kleinindustrielle Produktion in Angriff nehmen könne, wie Sarani das bereits begonnen habe.
    Freudensprung fragte, ob Karem telefonisch oder per Funk mit Mustafa Verbindung aufnehmen könne. – Selbstverständlich. – Karem möge Mustafa auf der Stelle engagieren. – Das stehe ihm nicht zu, ohne Sarani zu fragen, es sei denn, Heinrich übernehme die Verantwortung. – Er übernehme sie, sagte Freudensprung.
    Karem und Heinrich hatten einander während des Gesprächs nur hin und wieder angeschaut, denn ihre Blicke waren fixiert auf die Wolkenbank, deren Schwarz langsam in ein Grün wechselte. Auch sei er, sagte Karem, mit Maher zusammengetroffen, der für Mustafa und Zacharias als Informant gearbeitet habe, nun, da diese Feindschaft zerfallen sei, beträchtliche Einkünfte verliere und an einer Arbeit auf der Farm interessiert sei. Maher werde, sagte Freudensprung, dringend gebraucht, um die Vorarbeiten für die Akademie zu betreiben, vor allem aber, um die genossenschaftliche Form der Arbeit zu verbessern.
    Und Jenna Vanzetti? fragte Karem. Ach, sagte Freudensprung, er sei froh, daß sie sich in Kairo aufhalte. Sie werde, sagte Karem, längere Zeit in Ägypten sein. Er habe, fuhr Freudensprung fort, keine Frau so geliebt wie sie, doch um ihr das zu sagen, bedürfe es eines längeren Briefes, schließlich müsse sie glauben, er habe sie vergessen. Nein, sagte Karem, dazu bedürfe es keines Briefes; Jennahabe sich ihm gegenüber ähnlich geäußert: Sie bedaure, wegen der Arbeit an verschiedenen Orten der Welt nicht die Zeit gefunden zu haben, Heinrich zu versichern, daß sie die ganze Zeit an ihn gedacht hatte.
    Es sei nicht die Wolkenbank, sagte Freudensprung, es sei der ganze

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