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Komponente Calthur

Komponente Calthur

Titel: Komponente Calthur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Sicherheitsschleusen, kamen am Aufstiegsschacht III vorbei und erreichten danach die Zone der technisch-physikalischen Labors.
    Hier existierten marsianische Geräte in Hülle und Fülle. Alle sollten sie erforscht und möglichst betriebsbereit gemacht werden. Dabei hatte sich herausgestellt, daß auch den Nur-Wissenschaftlern Fehler unterlaufen waren.
    Sie hatten Nachschubgüter mitgenommen, die zu nichts paß ten, obwohl es vorher so ausgesehen hatte, als wären sie nur für diese eine Sache bestimmt.
    So gab es in den mir zur Verfügung gestellten Räumen Atomreaktoren irdischer Bauweise, weil man es nicht geschafft hatte, die Marserzeugnisse richtig zu installieren. An eine drahtlose Stromleiterverbindung war in dem Sektor überhaupt nicht zu denken.
    Nebenan jedoch stand das komplette Triebwerk eines marsianischen Beiboots. Das war mein Ziel!
    Der kleine Reaktor war hochkritisch. Wir kannten diesen Typ aus unseren eigenen Versuchsreihen. Er arbeitete auf der Protonenstrahlbasis. Nach der auch uns bekannten Gammaquanten-Reaktion erfolgte jedoch ein nochmaliger Beschuß der nicht zerstrahlten Materie, die sich daraufhin in Antimaterie verwandelte. Auf diese Art hatten die Marsianer ihre gigantische Energieausbeute erzeugt.
    Der Kleinreaktor war eine Abart der hochwertigen Stromerzeuger. Er hatte die äußere Form einer Brennkammer. Seine Aufgabe war es, die zerstrahlte Materie auszustoßen und einen schubstarken Impulsstrahl zu entwickeln.
    Wir hatten es nicht gewagt, ein Triebwerk dieser Art auf irgendeinem Prüfstand laufen zu lassen. Niemand hatte gewußt, wohin mit den freiwerdenden Kräften.
    Ich brauchte infolgedessen nicht damit zu rechnen, daß die hier anwesenden Physiker ein derartiges Experiment gestatten würden. Wahrscheinlich wären wir alle aufgelöst worden. Es gab aber einen Zwischenweg – und den wollte ich beschreiten.
    Dabei hatte ich nur ein Ziel! Der Brennkammer-Reaktor war ein autarker Selbstversorger. Das energetisch gefesselte Brennstoffelement war nur fußballgroß, hing im Einspritzsektor der vorderen Reaktionskammer und konnte daher nicht von außerhalb abgeschaltet werden. Wenn der Meiler einmal lief, dann lief er – allerdings in Leerlaufleistung!
    Das Weitere würde sich finden.
    »Ich, der schon Beinahe-Tote, grüße dich, Imperator«, orakelte Hannibal sarkastisch. »Das ist der größenwahnsinnigste Erpressungsversuch, den ich je erlebt habe.«
    »Hat man eine bessere Idee? Merke dir, Kleiner, Mächtige dieser Art sind nur dann willig, wenn sie einer noch größeren Macht gegenüberstehen. Denke an deine Aufgabe.«
    Franco Sadonelli erschien. Sein schmales Gesicht wirkte angespannt.
    Hinter ihm quollen die mir unterstellten Fachwissenschaftler durch das Stahlschott. Ich bemerkte verschlafene Gesichter, wütende Blicke und ironisch funkelnde Augen.
    »Ah, Sadonelli, willkommen«, begrüßte ich den Abwehrchef lautstark. »Hör zu, Knabe, und ihr auch. Ihr sollt zuhören, verdammt!«
    Sie gruppierten sich in dem Vorraum. Durch die offene Tür hindurch sah man das Strahlaggregat.
    »Was haben Sie vor?« wollte Sadonelli wissen. »Etwas Vernünftiges?«
    Ich lachte laut und schlug die flache Hand auf den Oberschenkel.
    »Gut gesagt, Bübchen. Selbstverständlich vernünftig, was sonst. Oder dachtest du, ich wollte in die Luft fliegen? Über uns ist viel Wasser, was?«
    »Allein diese Überlegung bewog mich, auf Ihr Verlangen einzugehen«, erklärte er gelassen. »Schön, Professor, Geistesblitze zu nächtlicher Stunde soll es immer gegeben haben. Unterhalten Sie sich mit den Experten.«
    Big Bluff lief! Jetzt kam es auf meine Erklärungen an. Ich nahm all das Wissen zusammen, was wir über marsianische Triebwerke besaßen.
    »Dies ist mein Fachgebiet«, erklärte ich brummig. »Das Triebwerk an sich erschien mir fremd, bis mir vor einer halben Stunde einfiel, daß ein von mir geflogener Abfang-Zerstörer des Mars haargenau damit ausgerüstet war. Es kann nicht anders sein. Die Schaltungen stimmen exakt überein. Einen Vollasttest können wir nur im freien Raum durchführen, hier nicht.«
    »Vernünftig«, lobte Sadonelli.
    »Vielleicht hältst du bald den Rüssel, ja?« fuhr ich ihn an. Er lachte nur. Ich genoß bereits eine Narrenfreiheit ersten Ranges.
    »Mir geht es um den Anlaufstoß, um sonst nichts. Springt der Brennkammer-Reaktor überhaupt an, haben wir gewonnen. Selbstverständlich in Leerlaufleistung. Die freiwerdenden Kräfte sind minimal und können vom Prallfeld gut

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