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Komponente Calthur

Komponente Calthur

Titel: Komponente Calthur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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wieder munter. Nur die fußbedeckende Folie bereitete erhebliche Sorge. Sie zersetzte sich.
    Ich ertappte mich dabei, wie ich die Nase senkte und in Richtung seiner Füße schnupperte.
    Das kränkte ihn zutiefst, und er nannte mich einen lüsternen Aasgeier.
    Die Türen zu unserem luxuriös eingerichteten Appartement waren unverschlossen; für uns eine Neuheit in solchen Situationen! Man hatte uns beweisen wollen, wie vertrauensvoll man eingestellt war. Tatsächlich aber war ein ungesehenes Passieren des langen Quergangs, der fünfzig Meter weiter auf eine der Hauptstraßen mündete, ausgeschlossen. Aus diesem Grund hatte ich auch darauf verzichtet, einen heimlichen Ausflug zu riskieren. Das wäre leichtsinnig gewesen.
    Ich wählte die Flucht nach vorn.
    Die stählerne Tür hatte ich laut genug zugeknallt. Mein Daumendruck auf den Schalter der allgegenwärtigen Visiphon-Sprechstellen war Toterlay-heftig.
    Der Bildschirm leuchtete augenblicklich auf. Ich erkannte das Gesicht eines Uniformierten.
    »Offizier vom Dienst, sofort!« dröhnte meine Stimme. »Verdammt, wie lange dauert das!«
    Das Bild wechselte. Ein Mann in der olivgrünen Kombi der Ordnungsdiener erschien.
    »Toterlay spricht«, erklärte ich überflüssigerweise. »Mir ist die Gleichung zum Energieschwundgesetz im Hyper-D-Flug eingefallen. Überlichtschnelle Raumschiffsreisen, verstanden? Los, Bürschlein, trommle meine Mitarbeiter aus den Betten. Das muß sofort erledigt werden, oder ich schaffe es nie. Los, herbei mit den Nichtskönnern, damit sie Toterlays Triumph erleben können. Mir schickst du sofort einen schnellen Wagen. In meinen Labors schon aufheizen. Den Reaktor hochfahren, du Schnecke. Tempo! Wo bleibt der Wagen?«
    Tobend stampfte ich den schmalen Gang entlang. Weiter vorn erschienen zwei Posten. Ich ignorierte sie, denn sie hatten den Anruf ohnehin gehört. Ungehindert ließ man Toterlay und Quasimodo passieren.
    An der Einmündung zum Hauptstollen blieben wir stehen. Wir rechneten. In spätestens dreißig Sekunden mußte Sadonelli informiert sein. Die Zeitspanne war bereits verstrichen. Da noch keine Gegenanweisungen gekommen waren, spielte der kluge Mann mit.
    Aber seine Klugheit mußte ihm den entscheidenden Streich spielen, denn nur ein kluger Mann weiß aus Erfahrung, daß wirklichen Genies zündende Ideen oftmals mitten in der Nacht einfallen. Bei M. O. Toterlay war das nahezu selbstverständlich.
    Ein schneller Elektrowagen raste näher. In ihm saß nur der Fahrer.
    »Das war mein jüngster Bube«, teilte ich Hannibal mit. »Sadonelli sitzt in der Mittelhand. Er schmiert das erste As, in der Erwartung, sein Mitspieler könnte mich überstechen. Es läuft, Kleiner!«
    »Dort, wo ich herkomme, wird kein Skat gespielt«, beschwerte er sich. »Zum Teufel, die Lichtflutbombe zwinkert unter deinem Nachthemd hervor.«
    Ich schob die stabförmige Marswaffe fast gleichmütig in den Gürtel zurück. Der überhängende Kittel verdeckte sie gut. Untersuchen durfte mich aber niemand.
    Das war mein Risiko, das nur die Planung »BB« überbrücken konnte.
    Der Wagen hielt an. Der Fahrer wirkte verstört.
    »Tempo, du Affe!« schrie ich ihn an. »Wie lange, denkst du wohl, bleiben geniale Ideen im Gehirn? Ab!«
    Er fuhr wie ein Gehetzter. Hannibal begann zu grinsen. Mach te ihm die Sache allmählich Spaß? Fast gewann ich diesen Eindruck.
    Ich fühlte mich in meiner entliehenen Haut gar nicht wohl. Das Spiel war hoch gereizt und nicht mehr rückgängig zu machen. »BB« mußte gelingen, oder wir waren verloren.
    Wir glitten die Serpentinenstraßen hinunter, die man hier nach marsianischem Muster angelegt hatte.
    Dieser Bau weit unter dem Meeresboden mußte nicht nur viele Milliarden gekostet, sondern auch einen enormen technischen Aufwand erfordert haben. Allerdings hatte man hier anläßlich einer Versuchsbohrung unterseeische Hohlräume vorgefunden, aber auch die mußten zuerst abgesichert und dann ausgebaut werden. Wahrscheinlich waren die gigantischen Ölgewinne der Calthur-Priester für dieses Projekt verwendet worden. Offiziell wurde von riesigen Goldvorräten gesprochen. Die Tarnung hatten wir durchschaut.
    Wir kamen auf der untersten Sohle jener ausgedehnten Gesteinsblase an, die man Stockwerk für Stockwerk »aufgeforstet« hatte.
    Wirklich schwere und massige Geräte hatte man dagegen grundsätzlich auf dem massiven Grund installiert. Dort stand auch der marsianische Großtransmitter mit all seinen Nebeneinrichtungen.
    Wir passierten

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