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Komponente Calthur

Komponente Calthur

Titel: Komponente Calthur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Nachher springe ich Ihnen querkant unter den Druckpanzer. Dann werden Sie sehen, wie ausgelaugt ich bin.«
    Steamers, der elegante, mittelgroße Gentleman, schaute unwillkürlich an seiner Kampfmontur entlang. Er war auf der Mondoberfläche gewesen, um dort die Vorbereitungen zu unserem »Ausbruch« zu überwachen.
    »Es bleibt bei dem von mir ausgearbeiteten Plan«, wandte ich ein. »Oder kennen Sie einen besseren?«
    Steamers seufzte.
    »Sir, das steht nicht zur Diskussion. Entscheidend ist, daß Sie und MA-23 in glaubwürdiger Form aus der Haft der GWA entfliehen müssen. Auf der Erde wäre das bereits problematisch, aber dort könnten Sie immerhin ohne besondere Lebenserhaltungssysteme atmen. Hier nicht! Sir, wenn nur eine Winzigkeit mißlingt, können Sie getrost umkehren.«
    »Das sieht die Sekundärplanung bereits vor. Beim Auftreten offenkundiger Unglaubwürdigkeiten lassen wir uns erneut verhaften.«
    »Sie übersehen dabei lediglich den labilen Seelenzustand unserer Raumlandesoldaten. In Ihrer Basis Götterwind sind über zweihundert Mann im Feuer marsianischer Kampfroboter gefallen. Dafür macht man Sie verantwortlich. Was denken Sie, was geschieht, wenn Sie unseren Leuten vor die Mündungen der Maschinenkarabiner laufen? Im Ernst, Konnat, wir haben es mit fühlenden Menschen zu tun! Ich weiß durch viele Tests sehr genau, daß über achtzig Prozent der Männer der Meinung sind, im Inter esse der Menschheit zu handeln, wenn man Ihnen und Quasimo do eine Garbe wirkungsvoller Detothermgeschosse verpaßt.«
    »Aber Herr Oberst!« warf Hannibal ein. »Das ist aber eine sehr ungehörige Ausdrucksform. Verpaßt! Hui …«
    »Vielleicht halten Sie jetzt endlich den Mund«, regte sich Steamers auf. Mehr noch – er erhob sich sogar vom Hocker und warf seine Unterlagen auf einen Tisch.
    »Gleich explodiert er mitsamt Raumpanzer«, freute sich der Giftzwerg. »He, Steamers, wann merken Sie eigentlich, daß Sie überflüssig sind?«
    Steamers rang sich ein Lächeln ab. Danach grinste er erstaunlicherweise so launig, wie ein Mann überhaupt grinsen kann, und setzte sich wieder.
    »Das haben Sie gedacht, wie? Also, meine Herren, fangen wir noch einmal von vorne an. Ich sehe noch einige Ungereimtheiten. Es beginnt mit dem Mißbrauch der sterblichen Überreste eines Mannes, der im Einsatz gefallen ist. Ihr Vorhaben, Herr General, erfordert das schriftliche Einverständnis der Hinterbliebenen. Wissen Sie das?«
    Ich wälzte mich abrupt auf den Bauch. Mirnams Wundplasma zischte auf meinen Rücken anstatt auf die nachblutenden Einstiche in den Beinarterien.
    Mirnam gebrauchte eine handfeste Verwünschung. Ich dage gen starrte Steamers wütend an.
    »Sie werden den Raum verlassen, sobald ich Ihnen das mitgeteilt habe, was ich Ihnen in dieser Angelegenheit zu sagen habe«, dröhnte meine durch Stimmbandkorrekturen »erzeugte« Toterlay-Stimme.
    »Sir, ich …«
    »Nichts! Sie hören jetzt zu«, unterbrach ich ihn noch lauter. »Herr, vor einem Monat ist von einem Wissenschaftspriester der Sekte des ›Sehenden Calthur‹ eine Bakterienkultur der marsiani schen Todesschläfer entwendet worden. Der Mann erkrankte dar an, führte in der Sowjetunion eine Bruchlandung durch, zeigte Symptome der Gehirnpest, gesundete jedoch wieder und wurde anschließend auf rätselhafte Art ermordet. Stimmt das?«
    »Gewiß, Sir, aber …«
    »Sie sollen zuhören! All das, was ich zu sagen habe, soll Ihnen nämlich klarmachen, daß es hier nicht mehr um die Einholung der Erlaubnis von Hinterbliebenen geht, sondern um das Wohlbefinden der gesamten Menschheit, die von einer genial getarnten und mächtigen Anarchistenorganisation bedroht wird. Unsere Raumsoldaten der Eliteeinheit Luna-Port haben überdies Mann für Mann unterschrieben, daß ihre sterblichen Überreste im Fall ihres Einsatztodes medizinisch verwertet werden dürfen. Es gibt viele kranke Menschen, die gesunde Nieren und sonstige Organe benötigen.«
    »Medizinisch verwertet!« betonte Steamers ungehalten.
    »Und taktisch zweckgebunden! Das steht auch noch drin. Also vergessen Sie das. Alle Spuren führten zur Sekte des Sehenden Calthur. Hannibal und ich haben zwei Männer nachgeahmt, die eindeutig Mitglieder der Sekte waren und die beim Diebstahl marsianischer Nachschubgüter von der GWA verhaftet wurden. Vorher aber wurde der Chef der GWA, General Reling, durch Beschluß der Internationalen Sicherheitskoalition gezwungen, in Genf zu erscheinen, um sich dort wegen der marsianischen

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