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KON-TIKI

KON-TIKI

Titel: KON-TIKI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Heyerdahl
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einigermaßen an Bord eingerichtet hatten. Mittendrauf auf dem wüsten Haufen saß Hermann ergeben und hielt einen Käfig mit einem grünen Papagei, der letzten Abschiedsgabe einer freundlichen Seele in Lima, auf den Knien.
    »Paß einen Augenblick auf den Papagei auf«, sagte Hermann, »ich muß noch auf einen Sprung an Land auf ein Glas Bier, es dauert sicher noch ein paar Stunden, bis der Schlepper kommt.«
    Kaum war er in dem Gewimmel am Kai verschwunden, als die Leute zu zeigen und zu winken begannen, und um die Ecke kam er denn mit Volldampf, unser Schlepper »Guardian Rio«. Er warf Anker vor dem wiegenden Meer von Masten, das den Weg zur »Kon-Tiki« versperrte, und schickte ein dickes Motorboot herein, um uns zwischen den Segelbooten hindurchzubugsieren. Dieses war gestopft voll von Marinesoldaten, Offizieren und Filmfotografen, und während die Kommandorufe dröhnten und die Kameras schnurrten, wurde ein starkes Tauende am Bug unseres Floßes befestigt.
    »Un momento«, rief ich verzweifelt, der ich dasaß mit meinem Papagei, »es ist zu früh, wir müssen auf die anderen warten, los expedicionarios«, erklärte ich und deutete in die Stadt.
    Aber niemand nahm von mir Notiz. Die Offiziere lachten nur höflich, und der Knoten am Bug wurde besonders exemplarisch befestigt. Ich knüpfte die Schlinge los und warf sie mit allerhand Zeichen und Gebärden über Bord. Der Papagei benützte die gute Gelegenheit in diesem Wirbel, seine Krallen aus dem Bauer herauszustrecken und den Türverschluß zu drehen. Als ich mich umwandte, stolzierte er eben vergnügt aufs Bambusdeck. Ich versuchte ihn zu greifen, aber er schimpfte auf spanisch los und flatterte über die Bananenbüschel davon.
    Ein Auge auf die Matrosen, die den Bug in eine Schlinge zu legen versuchten, startete ich zu einer wilden Jagd auf den Papagei. Schreiend suchte er in der Bambushütte Zuflucht. Dort konnte ich ihn in eine Ecke treiben und ihn an einem Fuß erwischen, als er versuchte, über mich hinwegzukurven. Als ich herauskam und meine flügelschlagende Trophäe wieder im Käfig hatte, hatten die Matrosen an Land glücklich alle Vertäuungen des Floßes gelöst, und so tanzte es hilflos hinaus und herein im Sog der langen Dünungen, die über die Mole hereinschlugen. In meiner Verzweiflung erwischte ich ein Paddelruder und versuchte vergebens, die knirschenden Stöße zu parieren, wenn das Floß gegen die Pfähle des Kais geschleudert wurde. Da sprang das Motorboot an, und mit einem Ruck begann die »Kon-Tiki« ihre lange Fahrt. Mein einziger Begleiter war ein leider nur spanisch sprechender Papagei. Auch er war verbiestert und stierte erbittert aus seinem Käfig. Das Volk an Land jubelte und winkte, und die geschniegelten Filmfotografen fielen fast ins Wasser vor Eifer, alle Details vom dramatischen Start der Expedition von Peru mitzubekommen. In einsamer Verzweiflung stand ich auf dem Floß und spähte nach meinen verlorenen Trabanten, aber niemand kam. Wir näherten uns bereits dem »Guardian Rio«, der unter Dampf lag und unverzüglich Anker lichten und auslaufen würde.
    In einem Satz war ich die Strickleiter hinauf und machte so viel Spektakel an Bord, daß der Start gestört wurde. Man schickte ein Rettungsboot an den Kai zurück. Dieses blieb eine gute Weile aus und kam vollbeladen mit schönen Senoritas zurück, aber nicht mit einem einzigen von den vermißten Leuten der »Kon-Tiki«. Das war ja nun schön und gut, aber keine Lösung für meine Probleme, und während das Floß von graziösen Senoritas nur so wimmelte, ging das Rettungsboot neuerlich auf Jagd nach los expedicionarios noruegos.
    In der Zwischenzeit kamen Erich und Bengt an den Kai heruntergeeilt, mit ihren Siebensachen und mit Lesestoff beladen. Sie stießen auf den Menschenstrom, der auf dem Heimweg war, und wurden zum Schluß bei der Polizeiabsperrung von einem liebenswürdigen Beamten aufgehalten, der ihnen erklärte, daß es nichts mehr zu sehen gäbe. Bengt teilte dem Constabel unter einer flotten Geste mit der Zigarre mit, daß sie nicht um zu sehen herunterkämen, sie gehörten selbst aufs Floß.
    »Nützt leider nichts«, sagte der Constabel bedauernd, »die >Kon-Tiki<
ist schon vor einer Stunde ausgelaufen.«
    »Unmöglich«, behauptete Erich und zog ein Paket hervor, »hier ist die Lampe.«
    »Und er ist der Steuermann, und ich bin der Steward«, ergänzte Bengt. Sie drängten sich vorbei, aber das Floß war tatsächlich weg. Sie liefen verzweifelt vor und zurück,

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