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KON-TIKI

KON-TIKI

Titel: KON-TIKI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Heyerdahl
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gaben wir die letzte kleine Hoffnung auf, Knut wiederzusehen. Wir setzten uns stumm auf die Floßkante und knabberten ein paar Kekse. Immer noch gaben wir abwechselnd Blinksignale von der kahlen Mastspitze, die sich ohne das breite Kon-Tiki-Segel so leer über uns spreizte.
    Wir beschlossen, die Blinksignale die ganze Nacht lang fortzusetzen, solange wir nicht wußten, wo Knut sich befand. Wir weigerten uns, zu glauben, daß die Brandungswellen ihn ereilt hätten. Knut kam immer wieder auf die Füße - gefährliches Wasser oder Brandung -, am Leben war er auf alle Fälle. Es war nur so ein verfluchtes Gefühl, ihn zwischen den Braunen auf einer einsamen Insel hier draußen im Stillen Ozean sitzenzulassen. Etwas so Saudummes, die ganze lange Reise waren wir mit einem blauen Auge davongekommen, und jetzt ließen wir einen Mann auf einer vergessenen Südseeinsel zurück, um wieder weiterzufahren. Und kaum waren die ersten Polynesier freundlich lächelnd an Bord gekommen, mußten sie schon Hals über Kopf stiften gehen, um nicht selbst mitgeschleppt zu werden auf »Kon-Tikis« böser und gnadenloser Jagd nach Westen. Es war eine verfluchte Situation. Es sehne häßlich aus dem Tauwerk in dieser Nacht, keiner von uns machte Anstalten, schlafen zu wollen.
    Es war halb elf geworden. Bengt kletterte gerade die Wanten herunter, um Ablösung auf der wiegenden Mastspitze zu bekommen. Da fuhren wir alle Mann hoch. Wir hatten deutlich draußen auf dem Meer im Dunkeln Stimmen gehört. Und da war es wieder: es waren Polynesier, die da redeten. Wir schrien aus Leibeskräften hinaus in die schwarze Nacht. Da schrie es zurück - und Knuts Stimme war darunter. Ich weiß nicht, was wir nicht alles vor Begeisterung getan hätten, die Müdigkeit war fort, die ganze Unglückswolke über unserem Haupt war verschwunden. Was tat es uns, wenn wir von Angatau davon trieben, es gab Inseln genug im Meer. Jetzt konnten die neun reiselustigen Balsastämme treiben, wohin sie wollten, wenn sie uns nur alle sechs an Bord beisammen hatten.
    Drei Auslegerkanus kamen aus dem Dunkel über die Wogen geritten. Knut war der erste, der auf die liebe alte »Kon-Tiki« herübersprang, gefolgt von sechs Braunen. Es war wenig Zeit zu Erklärungen. Die Eingeborenen mußten ihre Geschenke bekommen und wieder losziehen auf ihre waghalsige Fahrt zurück zur Insel. Ohne Licht oder Land zu sehen, ja kaum noch die Sterne, mußten sie vorsichtig gegen Wogen und Wind paddeln, bis sie das Licht des brennenden Holzstoßes sahen. Wir belohnten sie reichlich mit Proviant, Zigaretten und anderen Geschenken, und jeder von ihnen schüttelte uns bewegt die Hand zu einem letzten Lebewohl.
    Sie waren sichtlich bekümmert über unsere Wege und zeigten gegen Westen, daß wir auf dem Weg in gefährliche Riffe wären. Ihr Anführer hatte Tränen in den Augen und küßte mich gerührt aufs Kinn, daß ich der Vorsehung für meinen Vollbart dankte. Dann krochen sie auf ihre Kanus, und wir sechs Kameraden saßen wieder vollzählig und allein auf dem Floß.
    Wir überließen es seinen Launen und hörten uns Knuts Geschichte an.
    Knut hatte sich im Schlauchboot im guten Glauben landwärts begeben, mit dem Anführer der Eingeborenen an Bord. Der saß selbst an den kleinen Paddeln und ruderte auf die Öffnung im Riff zu, als Knut zu seiner Verwunderung die Lichtsignale der »Kon-Tiki« sah, die ihn baten, zurückzukommen. Er machte dem braunen Ruderer Zeichen, er solle wenden, aber der Polynesier weigerte sich, zu gehorchen. Knut griff jetzt selbst in die Ruder, aber der Insulaner riß ihm die Hände weg, während das Riff um sie herum im Dunkeln toste. Es war sinnlos, einen Kampf aufzunehmen. Sie waren davongetanzt, genau durch die Öffnung im Riff, und setzten auf der Innenseite ihren Weg fort, bis sie direkt hinauf auf einen soliden Korallenblock innen auf der Insel geschleudert wurden. Ein Schwärm von Eingeborenen packte das Schlauchboot und zog es weit an Land. Und hier stand Knut allein unter Palmen, umgeben von einem gewaltigen Haufen von Eingeborenen, die in einer Sprache darauflosplapperten, die er nicht verstand. Braune und barfüßige Männer, Frauen und Kinder in allen Altersstufen umschwärmten ihn und befühlten den Stoff seines Hemdes und seiner Hose. Sie selbst hatten alte und zerfetzte europäische Kleider, aber es war kein Weißer auf der Insel.
    Knut bekam einige von den flottesten Kerlen zu fassen und machte ihnen Zeichen, sie sollten ihm im Schlauchboot hinausfolgen. Da

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