Konaklub, 1, Freundin fürs Leben (German Edition)
Mehr hörte Frossa nicht, denn sie war aufgesprungen, in ihr Zimmer gerast und hatte die Tür zugeschlagen. Aber wahrscheinlich hatte Albert recht. Sie träumte und lebte in ihrer Fantasiewelt. Sie träumte davon, eines Tages eine weltberühmte Reiterin zu sein, die in der International Horse Show in Stockholm auftreten durfte. Sie ritt barfuß in dünne, weiße Schleier gehüllt, sodass es aussah, als würde das Pferd mit ihr fliegen. Es war der wunderschöne Schimmel, den sie in der Show gesehen hatte. Mama war vor Weihnachten mit ihr dort gewesen. Sie hatten richtig gute Plätze gehabt, fast ganz vorne. Als Mama die schönen, schlanken Pferde gesehen hatte, hatte sie sich ein Taschentuch aus der Jacke geholt und heimlich die Augen abgetupft. Ob sie das Reiten doch mehr vermisste, als sie zugab?
Wenn Frossa so viel von Pferden träumte, warum ging sie dann nicht reiten? Warum fuhr sie nicht in einen Reitstall und nahm Reitunterricht, so wie viele Mädchen aus ihrer Klasse?
Ja, das war eine berechtigte Frage.
Zum Teil hatte das mit ihrer Mutter zu tun. Die hatte Angst, dass Frossa etwas passieren könnte. Dass sie stürzen und sich verletzen könnte. So wie sie, als sie noch jung gewesen war. Pferde waren Lebewesen. Es waren große, schwere Tiere mit einem eigenen Willen. Und Frossa war nur ein kleines Mädchen.
Aber es hatte auch mit ihr selbst zu tun.
Sie traute sich nicht, allein zum Reitstall zu fahren. Sie kannte auch niemanden, der reiten ging. Obwohl, Emma und Elin gingen reiten, die kannte sie ja. Aber mit denen wollte sie am liebsten nicht zusammen sein. Da war es viel besser, zu Hause zu bleiben und mit den Porzellanpferden zu spielen.
Kapitel 3
Kapitel 3
Jeden Mittwochabend ging Mama zur Theaterprobe. Sie war Mitglied in einer Theatergruppe und manchmal führten sie sogar ein Stück auf. Mama war richtig gut darin. Das fand auch Tante Eva.
»Du hättest Schauspielerin werden sollen, statt in so einem Laden zu arbeiten«, sagte sie oft. Da lachte Mama immer ihr sanftes und leises Lachen. Und sagte dann, dass man von der Schauspielerei nicht leben könnte. Darum war es besser, dass sie in Svanbergs Supermarkt angestellt war.
Es war Mittwochabend. Frossa konnte nicht einschlafen. Sie lag wach im Bett und musste an die Gemeinheit denken, die sie über die Neue gesagt hatte. Fingerborg . Sie wollte morgen nicht in die Schule gehen, das war ihr peinlich. Hatte sie nicht eine ziemlich heiße Stirn? Bestimmt hatte sie Fieber. Dann würde sie zu Hause bleiben müssen, im Bett liegen und mit ihren Pferden spielen. Ach, wenn sie doch nur ein kleines bisschen Fieber hätte!
Im Wohnzimmer lief der Fernseher. Papa sah die Nachrichten. Sollte sie ihn rufen und ihn um ein Glas Wasser bitten? Als sie sich gerade dazu entschlossen hatte, hörte sie, wie Mama nach Hause kam. Sie bewegte sich anders, wenn sie Theater gespielt hatte. Als wären ihre Schritte fröhlicher. Sie kam die Treppe hoch. Als sie Licht in Frossas Zimmer sah, steckte sie ihren Kopf durch den Türspalt.
»Aber, meine süße Maus, bist du noch wach?«
»Ja …«
»Kannst du nicht schlafen?«
»Mein Kopf tut weh. Ich glaube, ich habe Fieber.«
»Schon wieder?«
»Ja.«
Mama legte ihre kühle Hand auf Frossas Stirn.
»Nein, mein Schatz, Fieber hast du nicht.«
»Aber mein Kopf tut weh.«
Mama setzte sich auf die Bettkante.
»Sag mal Mäuschen, macht dir etwas Sorgen?«
»Wie Sorgen?«
»Ich sehe, dass du nicht glücklich bist.«
Frossa musste an ihren Namen denken, Euphrosyne. Mama hatte ihn ausgewählt, weil er Lachen und Freude bedeutet. Das passte überhaupt nicht zu ihr. Sie zuckte mit den Schultern.
Mama streichelte Frossas Wange.
»Weißt du was …«, sagte sie. »Ich hatte da eine Idee.«
»Ach ja?«
»Eine richtig tolle Idee. Finde ich zumindest.«
»Was denn?«
»Weißt du, was für mich das Tollste war, als ich so alt war wie du?«
»Nee.«
»Reiten.«
»Ach ja?«
»In unserer Schauspielgruppe ist eine, die heißt Judit. Ihre Tochter Malin hat gerade mit dem Reiten angefangen.«
Es kribbelte in Frossas Bauch.
»Ja?«
»Du kennst diese Malin nicht, glaube ich. Sie geht in eine andere Schule und ist auch ein Jahr älter als du. Aber wenn du willst, darfst du mit ihr zum Reiten fahren. Sie ist in einer Anfängergruppe.«
»Was?«
»Ja. Also … Ich glaube, es ist nicht richtig, so ängstlich zu sein. Dich vor allem beschützen zu wollen. Das habe ich jetzt begriffen. Außerdem gibt es ja auch
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