Konaklub, 1, Freundin fürs Leben (German Edition)
schrecklicher Name. Begreifst du nicht, wie viel schwerer das arme Mädchen es haben wird?«
Tante Eva hatte laut geflucht. Frossa stand im Flur, die beiden hatten sie nicht bemerkt.
Dann war Mama laut geworden. Der Tonfall wurde scharf und giftig.
»Halt den Mund! Ich habe den schönsten Namen der Welt ausgewählt. Meine Tochter ist nach einer Göttin benannt. Und ihr Name bedeutet Lachen und Freude. Was fällt dir ein, dich darüber zu beschweren.«
Die Wände in Frossas Zimmer waren mit Pferdepostern bedeckt. Auf einem Regal standen alle ihre Porzellanpferde. Die hatte sie von Mama bekommen. Als junges Mädchen war sie genauso pferdeverrückt gewesen. Sie hatte Reitunterricht in Jönköping genommen und war richtig gut gewesen. Sie hatte sogar bei Reitturnieren mitgemacht. Aber eines Tages war sie gestürzt und hatte sich schwer verletzt. Seitdem hatte sie sich nie wieder auf ein Pferd gesetzt. Aber weil Mama Pferde und Reiten trotzdem noch toll fand, hatte sie Sättel für ihre Porzellanpferde genäht. Sie hatten sogar kleine Steigbügel aus Draht. Sie hatte Stirnbänder gehäkelt und Zügel und Zaumzeug aus Garn gebastelt. Und das hatte sie alles aufgehoben.
Frossa liebte es, mit ihren Pferden zu spielen. Sie mit den kleinen ledernen Sätteln zu satteln und ihnen Halfter und Zaumzeug über ihre glänzenden Köpfe zu ziehen. Sie wusste genau, wie man das machte. Sie hatte Mamas alte Pferdebücher durchgeblättert und viele Sendungen über Pferde im Fernsehen gesehen. Die allerbeste war eine über Kinder in einem Reitlager gewesen. Die Kinder hatten ihre eigenen Pferde dabei. Danach hatte Frossa gespielt, dass sie eines der Kinder war und ihr Pferd Phönix dabeihatte.
In Wirklichkeit war es aber überhaupt nicht so. In echt hatte sie noch nie auf einem Pferd gesessen.
Frossas Bruder hieß Albert. Er war zwölf. Sein Zimmer lag unten im Keller. Und das war auch gut so, denn er spielte Schlagzeug. Wenn er in Frossas Zimmer wohnen und dort spielen würde, wäre das im ganzen Haus zu hören und würde tierisch stören.
Albert musste Kopfhörer zum Schutz tragen, wenn er spielte und das mussten auch alle anderen, die bei ihm im Zimmer standen, wenn er spielte. Ansonsten würde man sofort einen Tinnitus bekommen. Tante Evas Mann, Onkel Kalle, hatte einen Tinnitus. Das bedeutete, dass es in seinem Kopf nie richtig still war. Er hörte die ganze Zeit ein leises Klingeln im Ohr. Und das konnte man nicht ausschalten. Als junger Mann hatte Onkel Kalle zu laut Musik gehört.
Frossa hörte, wie Albert nach Hause kam. Er hatte bei seinem Freund Pontus übernachtet. Pontus spielte Bassgitarre. Sie wollten zusammen mit ein paar anderen Jungs eine Band gründen. Frossa ging runter in die Küche. Alberts Rucksack lag auf dem Fußboden im Flur.
»Seid ihr hungrig?«, fragte Mama.
»Was gibt es denn?«, fragte Albert. Er hatte angefangen, sein Haar anders zu stylen, mit einem Haufen Wachs. Sein Pony stand senkrecht in die Luft. Frossa konnte nicht anders und drückte ihn runter.
Albert boxte sie.
»Was soll das?«
»Immer mit der Ruhe«, sagte Mama. »Gleich gibt es Kohlrouladen.«
Ab und zu nahm sich Mama alte Kochbücher von ihrer Großmutter und kochte etwas nach. Da gab es ganz merkwürdige Gerichte, altmodische Sachen eben. Gefüllte Kartoffelklöße und Kohlrouladen und so was. Frossa fand, dass diese Gerichte ekelig schmeckten. Aber sie traute sich nicht, das zu sagen. Mama sagte immer, dass man Essen und Lebensmittel wertschätzen sollte. Das hieß, man sollte aufessen und den Mund halten. Auch wenn es nicht gut schmeckte.
Frossas Lieblingsessen waren Pizza und Pfannkuchen mit Apfelmus. An ihrem Geburtstag durfte sie sich immer ihr Lieblingsessen wünschen. Dann wählte sie eines von den beiden. Mit einem passenden Nachtisch natürlich. Waffeln mit Sahne und Marmelade.
Frossa hatte eines der Porzellanpferde mit in die Küche genommen. Es war ein Shire Horse, schwarzweiß mit riesigen Hufen. Sie nannte es Rocco. Albert starrte das Pferd an.
»Hast du schon wieder von deinen Pferden geträumt?«, fragte er.
»Ich träume nicht.«
»Was machst du dann? Die sind doch nicht echt.«
»Und ob sie das sind.«
»Du gehst nie raus. Mama, sie hängt immer nur in ihrem Zimmer rum und träumt von Pferden. Stimmt doch. Wenn man nie rausgeht, wird man eines Tages zu einem großen, fetten, klebrigen Teig.«
»Das wird man nicht! Mama, sag ihm das!«
»Albert, mein Schatz, bitte hör auf zu streiten!«, sagte Mama.
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