Konfessor - 17
kann …«
Sie ließ den Satz unbeendet, als ein stechender Schmerz Nicci zwang, die Augen zu schließen. Das Atmen bereitete ihr Mühe. Kahlan legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Haltet durch, Nicci. Bitte, haltet durch. Jeden Augenblick wird eine Schwester hereinkommen und Euch heilen. Ich bin auch schon von ihnen verletzt worden, schwer sogar, und sie haben mich wieder geheilt. Ich weiß also, dass sie dazu imstande sind. Sobald sie erst hier waren, werdet Ihr auch wieder gesund.« Nicci nickte matt, ohne jedoch die Augen aufzuschlagen. Kahlan wünschte sich, eine der Schwestern würde endlich kommen. Da sie nichts weiter tun konnte, flößte sie Nicci noch etwas Flüssigkeit ein, befeuchtete dann erneut den Lappen und tupfte ihr sachte die Stirn ab. Kahlan war hin und her gerissen zwischen der Möglichkeit, an Ort und Stelle auszuharren, wie man es ihr aufgetragen hatte, und zur Türöffnung des Schlafgemachs hinüberzustürzen und nach einer Schwester zu verlangen. Allerdings würde sie wohl kaum zwei Schritte weit kommen, ehe der Halsring sie zu Boden reißen würde. Ein wenig überraschte es sie schon, dass draußen keine Schwester war. Normalerweise war stets eine von ihnen in der Nähe. »Ich habe noch nie jemanden Jagang so die Stirn bieten sehen«, bemerkte sie.
»Es war ohnehin egal.« Nicci hielt inne, um Luft zu holen. »Er hätte sowieso getan, was er wollte. Nur war ich halt damit nicht einverstanden.«
Niccis Trotz entlockte Kahlan ein Lächeln. »Jagang war schon lange vor Eurem Eintreffen wütend auf Euch. Schwester Ulicia hatte ihm von Eurer Liebe zu Richard berichtet. Sie wollte gar nicht mehr aufhören, davon zu erzählen.« Nicci hatte die Augen geöffnet, sagte aber nichts, sondern starrte nur an die Decke.
»Deswegen hat Jagang Euch auch so ausgefragt - wegen Schwester Ulicias Äußerungen über Euch. Er war eifersüchtig.« »Dazu hat er keinen Grund. Er sollte besser darüber beunruhigt sein, dass ich ihn eines Tages töten werde.«
Nach einem ersten Schmunzeln fragte sich Kahlan, ob sie nun gemeint hatte, er habe keinen Grund zur Eifersucht, weil zwischen ihr und diesem Richard nichts war, oder weil der Kaiser keinen Anspruch auf ihr Herz hatte.
»Glaubt Ihr, Ihr werdet je Gelegenheit dazu erhalten?« In ihrer Niedergeschlagenheit hob Nicci eine Hand ein kleines Stück, nur um sie dann wieder zurückfallen zu lassen. »Wahrscheinlich nicht. Ich denke, eher werde ich es sein, die getötet wird.« »Vielleicht fällt uns ja noch etwas ein, bevor es dazu kommt«, erwiderte Kahlan. »Wie hat er es überhaupt geschafft, Euch gefangen zu nehmen?« »Ich war im Palast.«
»Dann haben sie einen Weg hinein gefunden?« »Ja - durch die vergessenen Katakomben, die von der Azrith-Ebene bis unter das Hochplateau reichen. Die unterirdischen Kammern und Gänge scheinen schon vor tausend Jahren aufgegeben worden zu sein. Ich glaube, es war ein Erkundungstrupp, der mich aufgegriffen hat.
Noch haben sie nicht mit der Invasion des Palasts begonnen, aber sobald alles dafür Benötigte vor Ort ist, werden sie es gewiss tun.« Kahlan dämmerte, dass es genau das war, was sie unten, verschüttet in der Grube, entdeckt hatten. Da sie nun einen Weg nach drinnen kannten, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie den Palast erstürmen und jeden dort niedermetzeln würden. In diesem Fall wäre alle Hoffnung vergeblich. Jagang würde die letzte Bastion gegen die Imperiale Ordnung erobert haben und wäre dann der Herrscher der gesamten Welt. Zumindest, wenn es ihm gelänge, das dritte Kästchen der Ordnung in die Finger zu bekommen. Allerdings hatte Kahlan keinen Zweifel an seiner Ankündigung, es werde ihm bereits in Kürze gelingen. Die Zeit, so schien es, wurde nicht nur knapp für Richard Rahl, sondern auch für die Hoffnung auf einen Fortbestand der Freiheit. Nicci sah Kahlan mit bebendem Kinn an. »Bitte, könntet Ihr mich zudecken?«
»Verzeihung. Ich hätte selbst dran denken sollen.« In Wahrheit hatte sie daran gedacht, nur hatte sie befürchtet, das Laken könnte mit den Wunden verkleben. Allerdings konnte sie gut verstehen, warum Nicci zugedeckt werden wollte.
Kahlan streckte sich, bekam den Rand der goldenen Bettdecke zu fassen und zog sie ein Stück nach oben. Wegen des Halsrings war sie sorgsam darauf bedacht, sich nicht vom Boden zu erheben. »Danke.« Das letzte Stück konnte Nicci die goldene Bettdecke ohne Hilfe nach oben ziehen.
»Ihr braucht Euch nicht zu schämen«, bemerkte Kahlan.
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