Konfessor - 17
Nicci runzelte leicht die Stirn. »Was meint Ihr damit?« »Ihr solltet Euch niemals Eurer Opferrolle schämen. Euch trifft keine Schuld. Das Einzige, was Ihr angesichts eines solchen Übergriffs empfinden solltet, ist Zorn. Ihr habt ihn nicht dazu ermutigt, es war eine Vergewaltigung, genau wie Ihr gesagt habt.« Nicci lächelte zaghaft und berührte Kahlan an der Wange. »Danke.« Kahlan holte tief Luft. »Mir hat Jagang so ziemlich die gleiche Behandlung angekündigt.«
Nicci drückte kurz Kahlans Hand, um ihr auch ein wenig Trost zu spenden.
Nach kurzem Zögern fuhr Kahlan fort. »Der einzige Grund, warum er es nicht längst getan hat, ist, dass sich meine Lage erst noch verschlimmern soll, dass er noch warten möchte, bis ich weiß, wer ich bin. Ist die Erinnerung an meine Vergangenheit erst zurückgekehrt, werde es, behauptet er, noch schlimmer für mich sein. Außerdem möchte er, dass jemand dabei zusieht, denn auf diese Weise möchte er uns beide vernichten - uns und alles andere.«
Nicci schloss die Augen und bedeckte sie mit einer Hand, als sei ihr die Vorstellung unerträglich.
»Es scheint ziemlich klar, dass er jemanden aus meiner Vergangenheit meinen muss. Wisst Ihr, wer dieser jemand sein könnte?« Niccis Antwort ließ lange auf sich warten. »Tut mir leid, aber ich habe keine Erinnerung an Euch oder Eure Vergangenheit. Ich weiß nur, was ich vom Hörensagen kenne, Euren Namen zum Beispiel, und dass Ihr die Mutter Konfessor seid.«
Kahlan nickte, dabei war sie einigermaßen sicher, dass sie ihr nicht die volle Wahrheit sagte. Nicci wusste sicher mehr, als sie zugab. Trotzdem hielt sie es für das Beste, sie zu diesem Thema nicht weiter zu bedrängen. Die Vorstellung, sie ausgerechnet jetzt zu etwas zu zwingen, was sie nicht wollte, erschien ihr zu grausam. Vielleicht hatte sie ja ihre Gründe, und vielleicht waren diese Gründe rein persönlicher Natur und gingen Kahlan gar nichts an.
Stattdessen lächelte sie, entschlossen, dieses düstere Thema auszuklammern. »Mir hat gefallen, was Ihr über diesen Richard Rahl gesagt habt. Er scheint genau die Sorte Mann zu sein, die ich mag.« Nicci lächelte. »Ihr seid beide sehr mutig.« Kahlan strich mit dem Daumen über den Saum der Bettdecke. »Wie ist er denn so? Ständig höre ich Leute über ihn reden. Und jedes Mal, wenn ich mich herumdrehe, scheint dieses Phantom Richard Rahl irgendwie in meinem Leben herumzuspuken.« Sie blickte auf. »Wie ist er wirklich?« »Ich weiß nicht. Er ist einfach … Richard, ein Mann, dem sehr an allen Menschen, die er mag, gelegen ist.«
»Nach Euren Äußerungen gegenüber Jagang scheint Ihr über seine Einstellung zu vielen Dingen bestens informiert zu sein. Auch scheint Ihr oft mit ihm zusammen zu sein. Das alles klingt, als würdet Ihr ihm viel bedeuten.«
Nicci tat die Anspielung mit einer Handbewegung ab. »Draußen vor Jagangs Zelt stehen gewöhnliche Soldaten. Wisst Ihr wieso?« Der abrupte Themenwechsel zeigte Kahlan, dass sie in Bereiche vorgedrungen war, über die Nicci nicht reden mochte. Sie fragte sich, warum.
Dann nahm sie sich Niccis Frage an. »Die Soldaten haben dort Posten bezogen, weil sie mich wahrnehmen können. Das können nur sehr wenige Menschen. Schwester Ulicia meinte zu Jagang, sie halte es lediglich für eine Anomalie. Nachdem ich zwei seiner Gardisten sowie Schwester Cecilia getötet hatte …«
Einen angespannten Ausdruck im Gesicht, hob Nicci leicht den Kopf. »Ihr habt Schwester Cecilia getötet?«
»Ja.«
»Wie habt Ihr es geschafft, eine Schwester der Finsternis zu töten?« »Das war unten in Caska, dort wo Ihr und Richard Julian begegnet seid.« »Wer hat Euch das erzählt?« »Julian.«
Nicci ließ den Kopf wieder sinken. »Oh.«
»Nach ihren Worten hat sie ihm geholfen, das Feuerketten-Buch zu finden, das er unten in den Katakomben von Caska suchte. Dort hat Jagang übrigens auch die Schwestern Ulicia, Armina und Cecilia gefangen genommen, die glaubten, dort auf Schwester Tovi zu treffen. Wie sich herausstellte, war diese jedoch längst tot, und stattdessen erwartete sie dort Jagang. Sie waren ziemlich überrascht.« »Da möchte ich wetten.«
»Wie so ziemlich alle anderen auch, konnte seine Leibgarde mich nicht sehen, also nutzte ich die Gelegenheit, als er mit den Schwestern beschäftigt war, entwendete ihnen das Messer und tötete sie mit ihrer eigenen Waffe, während sie stumm über ihren Kaiser wachten. Sie waren noch nicht vollends zusammengebrochen, da stieß
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